Biografie Ferdinand Graf von Zeppelin Lebenslauf

Der Name des möglicherweise berühmtesten deutschen Luftfahrpioniers, Ferdinand Graf von Zeppelin (1838 – 1917), wurde nicht nur in seiner Heimatregion am Bodensee zur Benennung von Häusern, Straßen und Plätzen herangezogen. So wurde in der Nähe des Hamburger Flughafens eine Straße nach dem süddeutschen Grafen benannt. Auch in München, Köln, Würzburg, Fürth und anderen deutschen Städten wurden Zeppelin-Straßen und -Plätze getauft. Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg wurden die berüchtigten Nazi-Reichsparteitage zelebriert, der einzige deutsche Flugzeugträger trug des Grafen Namen und in die Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw zogen 1996 die Soldaten der Bundeswehr-Eliteeinheit KSK ein.
Berühmt wurde Graf Zeppelin durch sein hartnäckiges und letztlich erfolgreiches Bemühen, den Traum von einem lenkbaren Luftfahrzeug zu verwirklichen.
Die technische Entwicklung hat die nach ihrem Erfinder oft, wenn auch nur bedingt korrekt, als „Zeppeline“ benannten Luftschiffe rasch veralten lassen. Spätestens seit 1937 spielten Zeppeline in der Passagier- und Militärluftfahrt abgesehen von wenigen Nischen keine Rolle mehr.
Zeppelin ist als freundlich blickender, alter Herr mit eindrucksvollem Schnurrbart und Glatze, die gern mit einer vorzugsweise weißen Schirmmütze bedeckt war, ins kollektive Gedächtnis eingegangen. Er kam am 8. Juli 1838 in der zum Großherzogtum Baden gehörenden 6.000-Einwohner-Stadt Konstanz am Bodensee auf die Welt. Sein Vater war hoher Staatsbeamter im Dienste der hohenzollerisch-schwäbischen Kleinfürstentümer Sigmaringen und Hechingen (ab 1850 preußisch) gewesen. Nach der Heirat mit einer Fabrikanten- und Bankierstochter war er am schwiegerväterlichen Geschäftsbereich beteiligt worden. Der kleine Ferdinand wuchs mit zwei Geschwistern im elterlichen Schloss Girsberg im Dorf Emmishofen (Schweizer Kanton Thurgau) am Konstanz gegenüberliegenden Ufer des Bodensees auf. Nach dem Schulbesuch kam er auf die Kadettenschule und wurde 1858 Offizier in der württembergischen Armee. Parallel zur Militärkarriere studierte Zeppelin Maschinenbau. Als Beobachter auf Seiten der Unionstruppen nahm der junge Leutnant 1863 am amerikanischen Bürgerkrieg teil. Dabei hatte er die Gelegenheit, an einem Flug eines für militärische Aufklärungszwecke eingesetzten Freiballons teilnehmen zu können. Diese Erfahrung wurde zu einem Schlüsselerlebnis für sein weiteres Leben. Seitdem beschäftigte ihn die Frage, wie Personen befördernde Ballons lenkbar gemacht werden könnten, um wesentlich effektiver zu werden.
Graf Zeppelin war aktiver Soldat im Deutschen Krieg 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg1870/71. Eine gewisse Berühmtheit erlangte er durch eine gewagte Erkundungsaktion hinter den französischen Stellungen. 1869 heiratete Graf Zeppelin eine preußische Freiin. Das Ehepaar bekam zehn Jahre später eine Tochter. 1884 zum Obristen ernannt wurde Zeppelin 1887 württembergischer Gesandter in Berlin. 1891 nahm er als General seinen Abschied aus dem Staatsdienst, blieb aber weiter Offizier ohne Aufgabenbereich im Gefolge des Königs von Württemberg.
Ende der 1880er Jahre veröffentlichte Zeppelin einen ersten Fachbeitrag zum Thema „Lenkbare Luftschiffe“. Seine Idee war, ein Luftschiff mit mehreren starren Großkammern für das Auftriebsgas statt des nichtstarren Ballons der bis dahin üblichen Fesselballons zu bauen. Unter der Kammerkonstruktion sollten Gondeln für Mannschaft und Gerät gehängt werden. Durch eine Kombination von Motorpropellern mit Seiten- sowie Höhenrudern wollte Zeppelin das Luftschiff antreiben und lenken. Der Plan stieß bei den zuständigen Militärkommissionen Anfang der 1890er Jahre auf Ablehnung. Zeppelin ließ sich aber nicht beirren. In Friedrichshafen bei Konstanz baute er eine Luftschiff-Werft auf. Unfälle mit ersten Versuchskonstruktionen brachten Zeppelin den Spott von Teilen der Öffentlichkeit ein.
Als 1900 der Aufstieg des ersten flugtauglichen Exemplars der zigarrenförmigen Aluminium-Luftschiffe über dem Bodensee gelang, änderte sich die öffentliche Meinung ins Positive. Nun erhielt Zeppelin auch verstärkt Unterstützung von offiziellen Stellen und Wirtschaftsunternehmen. 1906 bewilligte der Reichstag 500.000 Mark für den Bau des 136 m langen und 50 km/h schnellen Zeppelins LZ (= Luftschiffbau Zeppelin) 4. Die Zerstörung des zunächst erfolgreich mehrere Versuchsflüge absolvierenden LZ 4 bei Stuttgart durch Feuer löste 1908 eine Welle nationaler Unterstützung aus („Zeppelinspende“: 6 Millionen Mark ). Graf Zeppelin verlegte den Schwerpunkt seiner Produktion 1910 vom Bodensee nach Potsdam.
1908 stellte das preußische Militär mit LZ 1 den ersten deutschen Militär-Zeppelin in Dienst. Ein Jahr später wurde der erste kommerzielle Luftschiff-Betrieb aufgenommen. Als der Erste Weltkrieg begann, wurden Zeppeline zunächst erfolgreich für Aufklärungszwecke und als Bomber eingesetzt. Die kriegsbedingt rasante Entwicklung von Abwehrwaffen und vor allem Flugzeugen machten die großen Luftschiffe aber bald zu verwundbar und damit untauglich für den Kriegsdienst.
Im Passagier- und Forschungsdienst blieben die majestätisch wirkenden Luftschiffe aber den Flugzeugen noch lange in Bezug auf Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit weit überlegen. Ehemals deutsche Luftschiffe wie LZ 120 (ab 1921 als ESPERIA im italienischen Betrieb) absolvierten in den 1920er und 1930er Jahre unzählige Fahrten. Das in Deutschland 1928 gebaute Luftschiff LZ 127 erhielt den Namen GRAF ZEPPELIN und wurde mit großem Erfolg im Transatlantik-Betrieb eingesetzt. Der Absturz des 236 m langen LZ 129 HINDENBURG im Lakehurst/New Jersey am 6. Mai 1937 kostete 36 Menschenleben und beendete die Passagierfahrt-Ära der Luftschiffe.
Das Unglück ereignete sich fast genau 20 Jahre nach dem Tod von Ferdinand Graf von Zeppelin, der am 8. März 1917 in Berlin gestorben war.