Edvard Munch Lebenslauf
Der norwegische Maler und Grafiker
Edvard Munch kam am
12. Dezember 1863 in Løten in der Provinz Hedmark zur Welt.
Seine Kindheit verbrachte er in
Kristiania (seit 1924 Oslo, Schreibweise
bis 1877: Christiania), wo sein Vater
als Militärarzt arbeitete. Seine Mutter,
eine Kaufmannstochter, starb an
Tuberkulose, als Edvard fünf Jahre alt
war. Noch als Jugendlicher musste er den
Tod seiner älteren Schwester miterleben.
Er selbst erkrankte oft, ein
manisch-depressives Leiden begleitete
ihn ein Leben lang. Auch die anderen
drei Geschwister waren von schwacher
Gesundheit. Diese traumatischen
Kindheitserlebnisse prägten Themen und
Stil seiner Kunstwerke.
Dem Wunsch seines streng religiösen
Vaters folgend, begann er 1879 ein
Studium der Ingenieurwissenschaften und
Architektur an der Technischen
Universität Kristiania. Nach einem Jahr
entschied sich Munch, bildender Künstler
zu werden. Er wechselte an die
Königliche Zeichenschule und mietete
sich 1882 ein Atelier. Der Impressionist
Christian Krohg lenkte als sein Lehrer
den Blick vor allem auf soziale Themen
und Edvard Munch interessierte sich für
die gesellschaftlichen Entwicklungen
seiner Zeit. So schloss er sich zwei
Jahre später dem Kreis „Christiania-Bohème“
an, einer Gruppe von
Künstlern, Schriftstellern, Anarchisten
und Studenten, die sich gegen die
bürgerliche Moral auflehnte und soziale
Gleichheit und sexuelle Freiheit
forderte.
Entscheidende künstlerische Eindrücke
erhielt er ab 1885 in Paris, auf
Wanderjahren in Italien, wieder in Paris
und schließlich in Deutschland. Er
studierte besonders die Werke von van
Gogh, Gauguin und Toulouse-Lautrec. Der
Einfluss der französischen
Impressionisten wurde in seinen ersten
bekannten Werken 1886 deutlich. In
diesem Jahr malte er „Das kranke Kind“,
„Pubertät“ und „Der Tag danach“. 1889
organisierte ein norwegischer
Studentenverein seine erste
Einzelausstellung. Im Ergebnis erhielt
Munch vom norwegischen Staat ein
dreijähriges Künstlerstipendium. Neben
der Verarbeitung seiner
Kindheitserlebnisse malte Munch in jenen
Jahren auch lyrische
Stimmungsschilderungen norwegischer
Landschaften im neoromantischen Stil und
erste Porträts. Ebenfalls in jener Zeit
begann er, seine Kunstwerke mit
literarischen Aufzeichnungen zu
begleiten.
Wieder in Paris erreichte ihn die
Nachricht vom Tod seines Vaters und
Munch wandte sich erneut der
Verarbeitung seiner Familienerlebnisse
zu. Einsamkeit und Melancholie drückten
seine Bilder aus und es entstanden erste
Skizzen zu seinem heute wohl
bekanntesten Werk „Der Schrei“. Auf
Einladung des Vereins Berliner Künstler
stellte er im November 1892 die
Ergebnisse seiner bisherigen Arbeit in
Deutschland aus. Die Schau wurde bereits
nach einer Woche nach Protesten
deutscher Künstler geschlossen. Die
Kontroverse über seine als
„anarchistisch“ verrufenen Werke führte
zur Gründung der „Berliner Secession“
und der Skandal machte Munch in
Deutschland bekannt. Er gewann Gönner in
Deutschland: Walther Rathenau, Harry
Graf Kessler, Holger Drachmann, Max
Reinhardt und andere. Mit dem
Schriftsteller August Strindberg bekam
er einen weltbekannten Förderer. Munch
siedelte 1893 nach Berlin über und
erlangte Kontakt mit dem Kreis des
Verlegers Paul Cassirer um die
neugegründete Zeitschrift „PAN“.
Im gleichen Jahr stellte er die
Gemäldeserie „Ein Menschenleben“ fertig,
die einige seiner bekanntesten Werke wie
„Vampir“, „Der Sturm“, „Madonna“ und
„Der Schrei“ umfasste. Er begann
daraufhin an der Bilderserie
„Lebensfries“ zu arbeiten. Die ersten
acht Lithografien veröffentlichte er
1895. 1902 stellte er alle 22 Werke des
„Lebensfrieses“ in der „Berliner
Secession“ aus. In diesen Werken
behandelte er Themen menschlicher
Grunderfahrungen, die heute von
Psychologie und Psychiatrie erforscht
werden: Tod, Weltangst, Eifersucht,
Einsamkeit und unbewältigtes Triebleben.
Seine meist düster gestimmten
Menschendarstellungen und die von
naturalistischen Details befreiten
Landschaften waren als Spiegelungen
persönlichen Erlebens Vorläufer des
Expressionismus. Wie sehr ihn diese
Thematik beschäftigte, zeigte sich unter
anderem darin, dass er zahlreiche seiner
Werke mehrmals in seiner Schaffenszeit
bearbeitete und dadurch unterschiedliche
Exemplare hinterließ. 1896 ging er, um
sich in den Techniken von Holzschnitt,
Radierung und Farblithografie zu
schulen, noch einmal nach Paris. Dort
fertigte er Theaterplakate für Henrik
Ibsen an und versuchte sich erfolglos an
Illustrationen für Baudelaires „Les
Fleurs du Mal“ (Die Blumen des Bösen).
Von 1906 bis 1907 arbeitete er in Berlin
als Theatermaler für Max Reinhardt.
In jenen Jahren durchlebte er einige mit
Gewalt verbundenen privaten
Lebenskrisen, Alkoholprobleme und immer
wieder depressive Anfälle. Seine
turbulente Liebesbeziehung mit Tulla
Larsen endete 1902 mit seiner
Selbstverstümmelung der linken Hand.
Drei Jahre später endete die
Freundschaft mit seinem
Künstlerfreund Ludvig Karsten in einer
Schlägerei. Auch diese Erlebnisse
schlugen sich in mehreren seiner Bilder
nieder. Diese Zeit um die
Jahrhundertwende waren für Munch Jahre
rastlosen Experimentierens. Er stand in
regem Kontakt mit wichtigen
Künstlergruppen wie den „Fauvisten“ um
Matisse oder der Dresdner Künstlergruppe
„Die Brücke“.
1908 ließ er sich acht Monate in einer
Kopenhagener Nervenklinik behandeln.
Danach entschloss er sich zu einer
Rückkehr nach Norwegen, die endgültig
sein sollte. Zunächst lebte er in der
südnorwegischen Küstenstadt Kragerø,
malte klassische Winterlandschaften und
beteiligte sich begeistert an einem
Wettbewerb zur Ausschmückung der Aula
der Universität in Kristiania. Dafür
ließ er extra geräumige Außenateliers
bauen. Nach der Montage seiner Werke im
neuen Festsaal der Hochschule siedelte
Edvard Munch 1916 nach Ekely bei
Kristiania über.
Privat lebte er in den folgenden Jahren
bis zu seinem Tod am 23. Januar 1944
spartanisch und zurückgezogen, ganz auf
die Malerei konzentriert. Künstlerisch
wand er sich wieder stärker Naturmotiven
und Themen der arbeitenden Menschen zu.
Manche seiner Bilder wirken
lebensbejahender als seine frühen Werke,
doch ganz ließen ihn die mit Konflikten
beladenen Themen aber nie los. Ein
Augenleiden Anfang der dreißiger Jahre
bremste seine Produktivität nur
zeitweise. Als eine der zentralen
Figuren der avantgardistischen Kunst
stuften die Nationalsozialisten
einschließlich ihrer norwegischen
Verbündeten Edvard Munch als entartet
ein und konfiszierten 82 seiner Werke.
Seine gesamte künstlerische und
literarische Hinterlassenschaft
bestimmte er, der Stadt Oslo zu
übergeben. Die Konservatoren benötigten
für die Restaurierung und Ordnung der
etwa 1000 Gemälde, 4500 Zeichnungen,
1500 grafischen Blätter, sechs
Skulpturen und der
biografisch-literarischen Aufzeichnungen
bis zum Jahr 1963.
Im
Mai 2013 eröffnete das
Edvard-Munch-Museum in Oslo seine
Pforten. Eine der vier Versionen seines
Bildes „Der Schrei“ wurde im
Mai 2012
für 107 Millionen US-Dollar in New York
versteigert und gilt damit als
teuerstes, je auf einer Auktion
verkauftes Gemälde.
Edvard Munch Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.