Carl Zeiss Lebenslauf
Carl Zeiss war ein typischer
Vertreter der Gruppe technisch
aufgeschlossener und
betriebswirtschaftlich kreativer,
persönlich dabei überaus bescheiden
lebender und patriarchalisch
orientierter Gründerunternehmer der
Reaktions- und Bismarckzeit (1848-1890).
Zeiss legte den Grundstein für eines der
erfolgreichsten deutschen Unternehmen in
der Sparte Feinmechanik, Messtechnik und
Optik.
Carl Zeiss kam am
11. September 1816 in
Weimar, der übersichtlichen
Residenzstadt des kleinen Großherzogtums
Sachsen-Weimar-Eisenach, auf die Welt.
Als der Sohn des Kunstdrechslermeisters
Gottfried August Zeiss und dessen Frau
Johanna, Tochter eines Hofbeamten,
geboren wurde, lebte Goethe noch in
Weimar. Carls Vater war mit dem
großherzoglichen Erbprinzen Karl
Friedrich freundschaftlich verbunden.
Der 1828 seinem verstorbenen Vater auf
den Thron folgende Prinz wurde
Carl
Zeiss´ Patenonkel. Gottfried August
Zeiss konnte es sich leisten, seine drei
Söhne auf ein Gymnasium zu schicken.
Carl, der wegen eines Leistenbruchs nur
bedingt lange am Schreibtisch sitzen
konnte und deshalb die reguläre
Abitur-Prüfung nicht machen sollte, ging
vorzeitig von der Schule ab. Er erhielt
aber nach einer gesonderten Prüfung ein
Testat, das ihm den Zugang zu
naturwissenschaftlichen
Universitäts-Studiengängen eröffnete.
Der technisch begabte junge Mann machte
von 1834 bis
1838 in Jena eine
Ausbildung zum Mechaniker beim
Universitätslehrer Friedrich Körner,
einer anerkannten Koryphäe im Bereich
„Wissenschaftlicher Apparatebau“.
Ergänzend zur praktischen Ausbildung
besuchte Zeiss naturwissenschaftliche
und mathematische Veranstaltungen der
Universität Jena.
Zeiss orientierte sich nach seiner
erfolgreichen Ausbildung, der eine
siebenjährige Wanderschaft folgte,
zunächst in Richtung Maschinenbau und
dann schließlich in Richtung
Feinmechanik und Optik. 1845 wollte sich
Zeiss in seiner Geburtsstadt als
Mechaniker niederlassen, bekam aber
keine Gewerbegenehmigung. Er wich nach
Jena aus und erhielt hier 1846 die
Konzession für eine Werkstatt zur
Produktion optischer und mechanischer
Instrumente. In seinem kleinen
Einmann-Betrieb fertigte und reparierte
er für den Universitätsbedarf und für
Privatkunden mechanisches und optisches
Gerät wie Thermometer, Fernrohre, Lupen
oder Brillen. Zeiss wurde vor allem für
seine Mikroskope, bei denen die
Scharfeinstellung besonders
benutzerfreundlich mittels der von ihm
praktizierten Säuleneinstellung
vorgenommen wurde, über die Grenzen
Jenas bekannt.
1847 stellte Zeiss mit dem 1830
geborenen Lehrling August Löber seinen
ersten Mitarbeiter ein, dem bald weitere
folgten. 1849 heiratete Zeiss die
Pastorentochter Bertha Schatter. Bereits
ein Jahr nach der
Hochzeit starb die
23jährige Frau bei der Geburt von
Roderich, der den Tod seiner Mutter
überlebte. Drei Jahre später vermählte
sich Zeiss mit der 34jährigen Ottilie
Trinkler, ebenfalls einer
Pastorentochter. Dieser Ehe entsprangen
drei weitere Kinder.
Die Zeiss-Werkstatt gedieh trotz
gelegentlicher handelskrisenbedingter
Rückschläge. Für den familiären und
persönlichen Bedarf gab Zeiss trotz
nicht unerheblicher Einnahmen nur wenig
aus. Der Großteil der Einnahmen wurde
für den Ausbau des Betriebs verwendet.
Von seinen Arbeitern verlangte er
überdurchschnittliches Engagement und
vor allem präzise Leistung. Verstieß ein
Arbeiter nach Meinung des Chefs gegen
diese Vorgaben, wurde er streng
abgemahnt. Auf der anderen Seite sah
sich Zeiss als väterlicher Prinzipal,
der Mitarbeiter häufig zu sich nach Haus
einlud und Wert auf Betriebausflüge
legte. Im Auftreten war Zeiss
zurückhaltend und bescheiden. Er
beschäftigte sich in seiner knappen
Freizeit vornehmlich mit Bücherlesen und
Gartenarbeit.
Zeiss nahm in Zusammenarbeit mit Löber,
der zu seinem wichtigsten
optisch-technischen Gehilfen geworden
war und in Kontakt mit zahlreichen
namhaften Fachwissenschaftlern ständig
Verbesserungen an seinem bedeutendsten
Produkt, dem Mikroskop, vor. 1857 wurden
erste zusammengesetzte Mikroskope von
Zeiss hergestellt. Der zunehmend
renommierte Feinmechaniker, der 1860
auch Universitätsmechaniker geworden war
und 1863 zum Hofmechanikus ernannt
wurde, begann 1866 zusammen mit Ernst
Abbe, einem jungen, 1840 in Eisenach
geborenen Physiker, an einer weiteren
Verbesserung der Mikroskop-Technik zu
arbeiten. Vor allem sollte die
technische Entwicklung nicht durch das
bis dahin in der Optik traditionelle
Probieren („Pröbeln“), sondern durch
physikalische Berechungen erfolgen. Nach
sechsjähriger Forschungsarbeit gelang es
Abbe mit Hilfe von Zeiss und Löber ein
epochales Produkt zu konstruieren, das
als bestes Mikroskop seiner Zeit galt.
Der Preis war dementsprechend. Trotz des
stolzen Preises von über 1100 Mark
(1872) wurde das neue Produkt ein
Verkaufschlager in einer Zeit, in der
die moderne naturwissenschaftliche
Forschung, zum Beispiel auf den Gebieten
der Medizin, Biologie und der Pharmazie,
auch zum Faktor erheblicher
wirtschaftlicher Interessen geworden
war.
Zeiss machte Abbe 1875 zum Teilhaber.
Abbe musste sich allerdings
verpflichten, seine Forschungsergebnisse
nicht zu veröffentlichen, sondern als
Werksgeheimnisse zu behandeln. Nicht
zuletzt auf Drängen des sozialpolitisch
außerordentlich engagierten Ernst Abbes
gründete Zeiss 1875 eine eigene
Betriebskrankenkasse und garantierte den
mittlerweile 60 Mitarbeitern
dreimonatige Unterstützungszahlungen im
Krankheitsfall.
Zeiss war als geschäftsführender
Teilhaber eher vorsichtig bei den
expansiven Plänen von Abbe und dem 1879
ebenfalls zum Teilhaber ernannten Sohn
Roderich, der sich vor allem auf dem
Gebiet der mikrofotografischen Technik
hervorgetan hatte. Carl Zeiss stimmte
aber letztlich doch der Entwicklung
seines Betriebs Anfang der 1880er Jahre
zum Großunternehmens zu. In dieser Zeit
engagierten sich Zeiss und seine
Teilhaber erfolgreich an der Entwicklung
hervorragender Glasqualitäten („Jenaer
Glas“).
Der seit 1885 kränkelnde Zeiss wurde am
24. September 1886, nachdem das
10.000ste Zeiss-Mikroskop die Fertigung
verlassen hatte, bei einem großem
Betriebsfest der mittlerweile 350
Zeissianer so ausgiebig gefeiert, dass
dieses Fest in die Stadtgeschichte von
Jena eingegangen ist. Nach mehreren kurz
danach folgenden Schlaganfällen starb
Carl Zeiss am 3. Dezember 1888.
Im Jahr 1889 wurde auf Initiative von
Abbe die Carl-Zeiss-Siftung gegründet,
die sich neben der sozialen Sicherung
von Zeissianern und Jenaer Bürgern vor
allem der Förderung von
Naturwissenschaft und Mathematik
verschrieben hatte.
Carl Zeiss Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.