Biografie Artur Fischer Lebenslauf
Der deutsche Erfinder und Unternehmer Artur Fischer ist
in der breiten Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem
von ihm erfundenen Konstruktionsspielzeug
„Fischertechnik“ zum Begriff geworden. Aber Artur
Fischer, der bereits vor Jahrzehnten von Experten in
eine Reihe mit Erfinderberühmtheiten wie Alfred Nobel
oder Thomas Alva Edison gestellt worden war, hat nicht
nur intelligentes Spielzeug erdacht. Auf sein
Innovations-Konto gehen mehr als 1000 Gebrauchsmuster
und Patente zurück. Bedeutende Erfindungen im
Befestigungsbereich brachten Fischer bei Hand- und
Heimwerkern verdiente Hochachtung sowie den Spitznamen
„Dübelkönig“ ein.
Artur Fischer wurde am Silvestertag, am
31. Dezember
1919, als Sohn eines Schneiders nahe
der badischen Grenze im württembergischen
Schwarzwald-Dorf Tumlingen (seit 1974 Ortsteil von
Waldachtal) geboren. Fischer wuchs in einfachen
Verhältnissen auf. Die Eltern unterstützten aber
tatkräftig das früh deutlich werdende Tüftlertalent
ihres Sohnes. So bekam der kleine Artur einen
vergleichsweise kostspieligen Märklin-Baukasten
geschenkt, der in ihm den Berufswunsch festigte,
Ingenieur zu werden. Er durfte die Realschule besuchen.
Nach der Ausbildung zum Kunstschlosser in Stuttgart
folgten Arbeitsdienst und die Einberufung zum
Kriegsdienst. Fischer, der unter anderem in Stalingrad
eingesetzt worden war, kam in Kriegsgefangenschaft, aus
der 1945 flüchtete.
1948 baute er in seiner Heimat zusammen mit Ehefrau Rita
eine kleine Firma für Apparatebau auf. Seine
Produktionspalette umfasste zunächst vor allem
Webstuhlschalter und Feuerzeuge.
1949 gelang ihm mit der Erfindung eines synchronisiert
auslösbaren Foto-Blitzgeräts seine erste große
Erfindung. Dadurch bekam Fischer den finanziellen
Spielraum, um sein Unternehmen, das seinen Schwerpunkt
seit Mitte der 1950er Jahre auf Befestigungstechnik
verlagert hatte, ausbauen zu können. 1958 meldete
Fischer das Patent für einen neuartigen Dübel an, der
den schwäbischen Tüftler weltberühmt machte. Die seit
1910 verwendeten bisherigen Holz- und Metall-Dübel mit
Hanfkern ersetzte Fischer durch einen aus Plastik
(Nylon) hergestellten Spreizdübel („S-Dübel“). Sein
neues Dübel-Konzept bestand im Wesentlichen aus zwei
sich beim Schrauben-Eindrehen in die Wand spreizenden
Hälften, die sich durch ihre widerhakenähnlichen
Spreizklauen im Bohrloch verankern. Der billige,
zuverlässige und leicht zu handhabende Fischer-Dübel
wurde zu einem Mega-Seller und zur Grundlage für den
Ausbau der Fischer-Werke zu einer weiterhin von
Tumlingen-Waldachtal geleiteten Unternehmensgruppe mit
Tochtergesellschaften in 32 Ländern und annähernd 4.000
Mitarbeitern (2012).
Neben der Befestigungstechnik wurde Mitte der 1960er
Jahre das Konstruktionsspielzeug „Fischertechnik“ zum
zweiten wichtigen Standbein des Unternehmens.
Ursprünglich hatte Artur Fischer
1964 ein auf einem
Baustein mit sechs Anbaumöglichkeiten basierendes
Stecksystem für Kinder als privates Weihnachtsgeschenk
entwickelt. Die positive Resonanz veranlasste Fischer
das Baukastensystem kommerziell weiter zu entwickeln und
1965 auf den Markt zu bringen. Die Steine wurden laufend
unter anderem durch Lochleisten, Räder, Zahnräder
ergänzt und schließlich auch durch Elektro-Komponenten
(ab 1969) und Computer-Elemente (ab 1995) erweitert.
Neben „LEGO“ wurde „Fischertechnik“ für Generationen zu
einem weltweit bekannten Bau- und Technik-Spielzeug mit
pädagogischem Anspruch.
1980 übergab Artur Fischer seinem Sohn Klaus Fischer
(geb. 1950) die Unternehmensleitung
und konzentrierte sich auf die Entwicklung
neuer Erfindungen und auf die Förderung von jungen
Erfinder-Talenten. 2001 wurde der mit 37.000 Euro
dotierte „Arthur Fischer Erfinderpreis“ ins Leben
gerufen.
Arthur Fischer hat zahlreiche Auszeichnungen für sein
Lebenswerk erhalten: Er bekam nicht nur zwei
Ehrendoktor-Titel und eine Ehrenprofessur, sondern wurde
auch zum Ehrensenator der Universität Stuttgart ernannt.
1991 erhielt er Deutschlands wohl renommierteste
Auszeichnung für Techniker, den zwischen 1916 und
2011
lediglich an 35 Personen verliehenen „Werner-von-Siemens-Ring“.
Ein Familienstreit im Haus Fischer sorgte ab 1999 für
Negativschlagzeilen. Tochter Margot Fischer-König (geb.
1948), die notarvertraglich auf ihr Erbteil verzichtet
hatte, beschuldigte ihren Vater, sie finanziell
übervorteilt zu haben. Nach einem jahrelangen, in den
Medien und vor Gericht ausgetragenen Streit endete die
Auseinandersetzung 2007 - zumindest juristisch – mit
einem Vergleich.
Der „Dübel-König“ Artur Fischer erhielt im Juni 2014 im
Alter von 94 Jahren den Europäischen Erfinderpreis für
sein Lebenswerk. Fischer gehörte damit zu den sechs
Preisträgern, die vom Europäischen Patentamt im Jahr
2014 den begehrten „Innovations-Oscar“ bekommen hatten.