Andreas Gursky Lebenslauf

Der am 15. Januar 1955 in Leipzig geborene Fotokünstler Andreas Gursky entstammt einer Fotografenfamilie. Großvater Hans war ein bekannter Industrie- und Landschaftsfotograf. Sein Vater Willy arbeitet als Portrait- und Werbefotograf für renommierte Leipziger Unternehmen. Von 1948 bis 1955 betrieb er ein eigenes Atelier mit mehreren Angestellten. Da er sich weigerte, während seiner Aufträge im Westen Deutschlands Industriespionage zu betreiben, floh er noch im Geburtsjahr seines einzigen Kindes in die Bundesrepublik. Seine Frau Rosemarie folgte mit dem knapp ein Jahr alten Baby Andreas am 30. Dezember 1955 nach.
Willy Gursky konnte sich aufgrund seiner hervorragenden Ausbildung und technischen Ausrüstung schnell in Düsseldorf als Werbefotograf etablieren. Als Dreijähriger saß ihm auch sein Sohn Andreas bei Werbeaufnahmen für Königspils Modell. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist seit Jahren ein partnerschaftliches. In technischen Fragen, insbesondere im Bereich der Lichttechnik, suchte der Sohn auch als schon bekannter Fotokünstler immer wieder den Rat des Vaters. Das war nicht immer so. In seiner Jugendzeit lehnte er die Werbefotografie seines Vaters als Kommerz ab. Als Düsseldorfer Stadtmeister im Tennis beendete er abrupt seine Karriere. Tennis war spießig, der Junge beschloss Hippie zu werden, nach Indien zu reisen und Sozialpädagogik und Psychologie zu studieren. Doch letztlich ließ ihn die Fotokunst nicht los.
1978 begann Andreas Gursky an der Folkwangschule in Essen ein Studium in Fotografie und Visueller Kommunikation. Von 1981 bis 1987 setzte er seine Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie fort. Als Meisterschüler von Bernd und Hilla Becher begründete er in den achtziger Jahren gemeinsam mit Candida Höfer, Thomas Struth, Thomas Ruff und anderen die „Düsseldorfer Photoschule“ mit. Dort versammelten sich einige der profiliertesten deutschen Fotokünstler der Gegenwart. Im Rahmen dieser Gruppe präsentierte Andreas Gursky Mitte der achtziger Jahre seine ersten Arbeiten in einer Ausstellung.
Zum Sommersemester 2010 berief ihn seine alte Ausbildungsstätte, die Kunstakademie Düsseldorf, als Professor für freie Kunst. Zwei Jahre später ernannte ihn die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste als Mitglied.

Werk und Wirkung
Bekannt und gefragt als Fotokünstler wurde Gursky als er sich nach dem Studium langsam von seinen Lehrern künstlerisch emanzipierte und einen ganz eigenen Stil entwickelte. Zunächst experimentierte er mit großen Bildformaten und entsprechender Kameratechnik. Anfang der neunziger Jahre nutzte er schnell die aufkommenden Möglichkeiten einer digitalen Bildbearbeitung. In seinem Elternhaus hatte er die Möglichkeiten von Effekt und Manipulation mittels Bildern kennen gelernt. Von seinen akademischen Lehrern übernahm er die dokumentarische Praxis und den Willen zur Komposition von Fotos – das, was den Unterschied zwischen Fotografie und Fotokunst ausmacht. Zunehmend verfeinerte er seine Fähigkeiten und begann seine Bildinhalte mit unterschwelliger Sozialkritik anzureichern.
Aus unmittelbaren visuellen Erfahrungen im Alltag oder auf Reisen entwickelte er seine Bildideen. Im Atelier, in einer Reflexionsphase, überprüfte er ihre Bildwürdigkeit. Seine Aufnahmen erfasste er mit hoher Präzision und scheute dabei auch keinen technischen oder bürokratischen Aufwand. Diese Vorprodukte schnitt er mittels Bildbearbeitungsprogrammen auseinander, setzte sie neu zusammen, spiegelte, verdoppelte, verzerrte sie, um sie nach oft wochenlanger Tätigkeit fein kombiniert zu einem (vorläufig) endgültigen Kunstwerk wieder zusammenzusetzen. Mittels Montage erzeugte er künstliche Wirkungen, erzeugte Irritationen über die Wirklichkeitstreue des Bildes und regte so zu Fragen über die moderne Gesellschaft an. Seine Bilder erschließen sich oft erst über einen zweiten Blick bzw. aus verschiedenen Sehperspektiven immer wieder neu.
Konsum, Architektur, Landschaftsgestaltung, Popkultur, Sport oder Politik – verstärkt durch die Suggestivkraft der Größe seiner Abzüge mit mehreren Metern Kantenlänge, zeigte Gursky immer wieder die Anonymität, Gleichförmigkeit und Austauschbarkeit der modernen Existenz in der ganzen Welt. Dadurch, dass seinen Bildkompositionen ein zentraler Gegenstand fehlt und damit alle Details gleich bedeutend erscheinen, gelang es stets gleichzeitig auf die Individualität des menschlichen Daseins hinzuweisen. Sein komplexes und dekoratives Werk durchzog immer die Spannungsfelder zwischen Individuum und Gesellschaft oder Individuum und Natur und regten so die Menschen zur Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt in jeder Form an.
Andreas Gursky errang mit seiner Fotokunst Spitzenpreise. Seit einigen Jahren interessieren sich Finanzinvestoren für seine Bilder und auf Auktionen erzielten sie in den letzten Jahren die höchsten Summen, die bisher überhaupt für Fotos gezahlt wurden. Seit seiner ersten Einzelausstellung im Jahre 1985 in Köln zeigten viele renommierte Museen und Galerien in Deutschland, Europa und Übersee seine Werke. Nach dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildende Kunst im Jahre 1989 erhielt Gursky zahlreiche Auszeichnungen für sein künstlerisches Schaffen: u.a. den Renata-Preis 1991, Photographie-Preis der Citibank Private Bank 1998, Wilhelm-Loth-Preis Darmstadt im Jahr 2003, Kaiserring der Stadt Goslar 2008 und den B.Z.-Kulturpreis Berliner Bär 2009.
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n.n.v.