Alois Alzheimer Lebenslauf
Der Name des deutschen Mediziners Alois Alzheimer ist im
Zusammenhang mit der häufigsten und wohl auch
bekanntesten Variante der Demenzerkrankungen weltberühmt
geworden: Der Alzheimer-Krankheit.
Alois Alzheimer wurde am
14. Juni 1864 in dem nahe
Würzburg gelegenen, zum Königreich Bayern gehörenden
fränkischen Main-Städtchen Marktbreit geboren. Der Sohn
eines Juristen nahm nach dem Abitur 1883 ein
Medizinstudium an der Würzburger Universität auf, das er
1887 mit der Dissertation erfolgreich abschloss.
Die erste berufliche Station des jungen, sich im
besonderen Maße für damals allgemein als „Irrenkrankheiten“
bezeichnete psychische Erkrankungen interessierenden
Arztes war ab 1888 die im Volksmund „Irrenschloss“
genannte, in einer feudalen Villa untergebrachte
„Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt/Main.
Die vom „Struwwelpeter“-Autor und Psychiater Heinrich
Hoffmann initiierte und von ihm bis 1888 geleitete
Nervenklinik galt als beispielhaft
fortschrittlich bei
der Behandlung von psychisch Kranken. Der
Hoffmann-Nachfolger Emil Sioli und der Oberarzt Franz
Nissl begeisterten Alzheimer mit den in Frankfurt
praktizierten Behandlungsmethoden. Anders als bis dahin
zumeist üblich wurden die Kranken in Frankfurt nicht
durchgehend fixiert, sondern nach Möglichkeit in ihrer
Bewegungsfreiheit nicht beschränkt.
1894 behandelte Alzheimer auf einer Algerien-Reise einen
wohlhabenden, psychisch erkrankten und schließlich an
dieser Erkrankung sterbenden Privatpatienten. Otto
Geisenheimer litt, wie sich später herausstellte, an der
Alzheimer-Krankheit. Die Witwe von Geisenheimer,
Cecilie, wurde 1895 Alzheimers Ehefrau. Das Paar bekam
drei Kinder. Die überaus harmonische Beziehung endete
bereits Anfang
1901 mit dem frühen Tod von Cecilie
Alzheimer.
Wenig später, im November 1901, traf Alzheimer auf den
Fall, der ihn berühmt machen sollte. Der Ehemann der
Frankfurterin Auguste Deter hatte sich nicht anders
helfen können, als seine Frau ins „Irrenschloss“ zu
bringen. Das Verhalten der 51-Jährigen hatte den
Bahnbeamten überfordert: Auguste Deter war in den
letzten Monaten extrem vergesslich geworden und konnte
ihren Haushalt nicht mehr bewältigen. Außerdem war sie
ständig gegenüber Nachbarn ausfallend geworden und
stellte wahnhafte Beschuldigungen auf. So behauptete sie
hartnäckig, dass ihr Mann ein außereheliches
Liebesverhältnis habe.
Bei der durch die Krankenakte überlieferten Anamnese,
die Alzheimer durchführte, beantwortete Auguste Deter
die meisten der ihr gestellten Fragen mit nichtpassenden
Entgegnungen. So war ihre Antwort auf die Frage nach
ihrem Nachnamen „Auguste“ oder nach ihrem Familienstand
„Ich bin so verwirrt“. Nach der Aufforderung eine „Fünf“
zu schreiben, schrieb sie „Frau“; statt wie erbeten eine
„Acht“ auf das Papier zu bringen, kritzelte sie
„Auguste“. Alzheimer stellte fest, dass seiner Patientin
ihr sinnloses Verhalten zumindest ansatzweise bewusst
war. Dieses Bewusstwerden („„Ich habe mich sozusagen
verloren“) machte sie offensichtlich unglücklich und
führte zu Wutanfällen.
Alzheimer waren diese Sachverhaltsmerkmale in seiner
Praxis als „Irrenarzt“ bereits häufig begegnet. Doch
hatte es sich in diesen Fällen durchgehend um
hochbetagte Patienten gehandelt, bei denen die
Kombination aus Vergesslichkeit, Weinerlichkeit,
Verwirrtheit und von Misstrauen gespeisten Anschuldigen
als Altersverwirrtheit diagnostiziert worden war.
Auguste Deter war nun aber noch verhältnismäßig jung und
Alzheimer hielt eine andere Ursache als allgemeine
Senilität oder „einfache Seelenstörung“, wie damals eine
Reihe von unerklärlichen psychischen Erkrankungen
eingeordnet wurden, für möglich. Der Zustand der
Patientin verschlechterte sich zügig und war von
Schreiattacken sowie Aggressivität bestimmt.
Alzheimer verließ zwar 1902 Frankfurt, um in Heidelberg
für seine Habilitationsschrift zu forschen und als
wissenschaftlicher Assistent an der Universität zu
arbeiten, hielt sich aber über den Fortgang des ihn
brennend interessierenden Falls der Auguste Deter auf
dem Laufenden. Als sie aus Kostengründen aus dem „Irrenschloss“
verlegt werden sollte, sorgte Alzheimer dafür, dass sie
in der Anstalt bleiben konnte. Die Patientin verfiel
zusehends und am 8. April 1906 starb sie an einer
Sepsis.
Der durch Erbschaften finanziell unabhängige Alzheimer,
der seit 1903 am Münchener Universitätsklinikum
arbeitete, war dort nach seiner Habilitation (1904)
zunächst als unbesoldeter Forscher, dann ab 1906 als
Oberarzt unter Professor Kraepelin stellvertretender
Chef der Psychiatrie tätig. Der für ihn eingerichtete
Mikroskopiersaal erlangte bald bei auf dem Gebiet des
zellulären Nervensystems spezialisierten Fachmedizinern
(Neurohistologen) großes Ansehen als Forschungsstätte.
Nach der Nachricht über Auguste Deters Tod bat Alzheimer
seine ehemaligen Vorgesetzten in Frankfurt, das Gehirn
der Verstorbenen in München sezieren zu dürfen. Die von
ihm durchgeführte Untersuchung erbrachte die
wissenschaftliche Erkenntnis, dass die gesamte Hirnrinde
betreffende Eiweißablagerungen für das Absterben einer
Vielzahl von Nervenzellen im Hirn verantwortlich gemacht
werden konnte. Alzheimer schloss, dass dieses Schrumpfen
der Hirnmasse für die beobachteten neurologischen
Ausfälle bei Auguste Deter ursächlich gewesen war.
Seine Vorträge und Veröffentlichungen zu diesem neuen
Phänomen der Hirnleistungsstörungen stießen in der
Fachwelt auf verhaltene Skepsis und gerieten bald in
weitgehende Vergessenheit. Erst zu Ende des 20.
Jahrhunderts wurde Morbus Alzheimer im Zusammenhang mit
der ständig steigenden Lebenserwartung und der damit
verbundenen Zunahme von Demenzfällen die ihr zukommende
wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit als
häufigste Form der Demenz zuteil.
1912 folgte Alzheimer dem Ruf auf den Lehrstuhl für
Psychiatrie der Universität Breslau. Am 19. Dezember
1915 starb Alzheimer 51-jährig, wahrscheinlich an den
Folgen einer Infektion, in Breslau.
Alois Alzheimer
Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.