Das Ende von Adolf Hitler
Spätestens im Frühsommer 1944, nach der Landung der
Westalliierten in der Normandie und nach erfolgreichen
Offensiven der Roten Armee an der Ostfront, war den
meisten informierten Deutschen bewusst, dass der Krieg
von den deutschen Truppen nicht mehr zu gewinnen war.
Hitler hielt dennoch an der Maxime „Endsieg oder Tod!“
fest und setzte seine zunehmend unrealistischer
werdenden Hoffnungen außer auf mutmaßlich entscheidende
Wunderwaffen wie Mittelstreckenraketen oder Düsenjäger
vor allem auf die Vorstellung eines Zwistes zwischen den
anglo-amerikanischen Demokratien und der stalinistischen
Sowjetunion.
Kaum weniger realistisch erhofften sich
Widerstandsgruppen aus dem konservativen Offiziersmilieu
ein
Auseinanderbrechen der Alliierten, das einen
Separatfrieden mit Großbritannien und den USA sowie ein
Weiterkämpfen gegen die Sowjets möglich erscheinen ließ.
Die Widerstandskreise um Graf Stauffenberg gingen
allerdings davon aus, dass ein Separatfrieden sowie eine
breite Beteiligung des auf Hitler persönlich vereidigten
Offizierskorps an einem Staatsstreich die physische
Ausschaltung der Nazi-Spitze zwingend voraussetzen
würde. Direktes Ergebnis dieser Überlegungen war das
Attentat vom 20. Juli 1944, das heute als Anfangszäsur
von Hitlers letzter Lebensphase gilt.
Am 20. Juli hielt sich Hitler im (nach Hitlers
Spitznamen „Wolf“ aus den 20er Jahren benannten)
Führerhauptquartier Ost „Wolfsschanze“ im ostpreußischen
Rastenburg auf. Ein von Stauffenberg, der an einer
Lagebesprechung teilgenommen hatte, im Besprechungsraum
deponierter Sprengkörper explodierte und tötete einige
der Anwesenden. Hitler, dem das Attentat gegolten hatte,
überlebte. Seine Verletzungen, Abschürfungen,
Verbrennungen am Arm sowie einige Splitterverletzungen
waren nicht lebensbedrohlich. Hitlers Reaktion auf das
Attentat war in erster Linie ein von Hass und
Rachebedürfnis geprägter Energieschub und eine
Bestätigung seiner zunehmend von ihm tantra-ähnlich
beschworenen Überzeugung von der „Vorsehung“.
Hitler nahm in den unmittelbar auf den gescheiterten
Staatsstreich folgenden Wochen massiv Rache an
vermeintlichen und tatsächlichen Verschwörern und deren
Familien. Nach dem Scheitern der von ihm als „Wende“ des
Krieges angekündigten Ardennen-Offensive im Dezember
1944/ Januar 1945, die Hitler im Wesentlichen vom
Führerhauptquartier „Adlerhorst“ in der Nähe von
Frankfurt/Main persönlich dirigierte,
waren die
deutschen Reserven aufgebraucht und die deutschen
Truppen endgültig in die militärische Defensive
gezwungen.
Entgegen den Empfehlungen seiner Entourage, sich in die
Alpen bei Berchtesgaden auf den Obersalzberg abzusetzen
und von dort aus den Kampf zu lenken, entschloss sich
Hitler – der bereits begonnen hatte, in Endzeitstimmung
zu verfallen – sich in das Bunkersystem unter der
Reichskanzlei in der größtenteils zerbombten
Reichshauptstadt Berlin einzukapseln. Von hier aus gab
er kaum noch militärische Befehle, nahm die Wirklichkeit
nur mühsam wahr und löste sich, fast überall Verrat
witternd, von den meisten seiner bisherigen Komplizen
wie Göring und Himmler. Vertrauen brachte er fast nur
noch seiner Geliebten Eva Braun, Goebbels, der mit
Familie ebenfalls in den Führerbunker gezogen war, und
Parteisekretär Bormann entgegen. Eva Braun hatte im März
1944 gegen den Willen Hitlers die sichere bayerische
Hitler-Residenz auf dem Obersalzberg verlassen und war
nach Berlin gezogen.
Der am Ende seines Lebens von Tablettensucht,
Schlafmangel und Erkrankungen gezeichnete, stark
gealterte Hitler entschloss sich im April 1945 zum
Selbstmord. Am 29. April 1945 heiratete er Eva Braun und
einen Tag später, die sowjetischen Truppen standen kurz
vor der Reichskanzlei, erschoss er sich.
Eva Hitler beendete
ihr Leben mit Gift. Hitlers Leiche wurde gemäß seiner
Anweisung verbrannt.