Geschichte der Krankenpflege
Die Geschichte der Krankenpflege ist gleichbedeutend mit
der Versorgung von Kranken. Sie war und ist dabei eng
mit der Medizingeschichte verbunden. Ebenso hatten
Theologie und Sozialwissenschaften großen Einfluss auf
die Pflege von Kranken. Ursprünglich entstand der
Pflegegedanke aus der Notwendigkeit, für Schwächere und
Kranke aus der eigenen Familie oder Sippe da zu sein.
Als sich die Pflege auch auf Personen außerhalb der
eigenen Familie und Gemeinschaft bezog, wuchs der
Gedanke der Nächstenliebe und es entwickelte sich die
berufliche Pflege. Spezielle Pflegeberufe wie die
Kinderkrankenpflege, die Altenpflege oder die
psychiatrische Pflege entstanden erst Mitte des 20.
Jahrhunderts.
Kranke, Verletzte und Schwache zu unterstützen, ihnen zu
helfen und sie zu pflegen, fußt in
einer Motivation, die
sich durch alle Religionen und Gesellschaften zieht. Wie
fossile Funde belegen, haben die Menschen bereits in
vorchristlicher Zeit Kranke behandelt, Brüche geschient
oder Unfallfolgen behoben. Selbst Eingriffe am Schädel
sind hinreichend historisch nachgewiesen worden. In der
Geschichte verborgen blieb, wer die Pflege ausführte.
Man nimmt an, dass es Aufgabe der Frauen war, Alte,
Schwache und Kinder zu pflegen und zu betreuen.
Im Gesetzeskodex des Hammurapi tauchten im 2. Jh. v.
Chr. erstmals rechtliche Regelungen für den Arztberuf
auf. Gleichzeitig sind hier die ältesten schriftlichen
Aufzeichnungen über Medizin und Heilbehandlungen zu
finden. Ob damals bereits über die Pflege innerhalb der
Familie hinaus Tätigkeiten erfolgten, ist nicht bekannt.
Sicher weiß man dagegen, dass es damals bereits Hebammen
und Ammen gab. Im Alten Ägypten fand sich im Papyrus
Ebers, entstanden etwa 1550 v. Chr., der erste Nachweis
über die Gliederung der Ärzteschaft in verschiedene
Fachbereiche. Kranke wurden damals in Tempeln behandelt,
wo auch Priesterinnen und Tempelfrauen neben den
behandelnden Ärzten Pflegeaufgaben übernahmen.
Im Mittelalter wurde bereits früh das Studienfach
Medizin an den europäischen Universitäten angeboten. Die
Pflege fußte mehr und mehr auf dem christlichen Aspekt
der Nächstenliebe und verbreitete sich besonders in den
Klöstern und Ordensgemeinschaften. Als Pest und Lepra
Europa heimsuchten, entstandene spezielle Spitäler, in
denen sich die Franziskaner, Augustiner, Johanniter oder
andere Orden der Krankenpflege zuwandten.
Mit dem Fortschritt der Medizingeschichte gewann der
professionelle Pflegeberuf an Dringlichkeit. Im 18. und
19. Jahrhundert wurden aus den Hospitälern, welche alle
Notleidenden aufsuchen konnten, Schritt für Schritt die
Krankenhäuser im heutigen Sinne, die der reinen
medizinischen Versorgung und Pflege vorbehalten sind.
In Mannheim wurde im Jahre 1781 die erste
Krankenpflegeschule auf deutschem Boden eröffnet. Die
Pflege wurde von der christlichen Dienstleistung zu
einem weltlichen Berufsbild. Die englische
Krankenschwester Florence Nightingale hatte großen
Anteil an der Reformation der Pflege und veröffentlichte
mit dem Nightingaleschen System ein neues
Ausbildungsmodell.
Die Zeit des Nationalsozialismus rückte auch den
Pflegeberuf in den Fokus. Im Rahmen der damaligen
Gesundheitserziehung entstand das Berufsbild der
Gemeindeschwester. Die Pflege von Kriegsverletzten war
damals das zentrale Thema der weltweiten Krankenpflege.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg, galt es, die Krankenpflege
wieder neu zu positionieren. In Heidelberg entstand eine
internationalen Standards entsprechende Pflegeschule, in
der eine dreijährige Ausbildung zu absolvieren war.
Besonders in den 1960er und 1970er Jahren entstanden
zukunftsweisende Theorien wie die Pflegetheorie nach
Henderson 1966 oder das RLT-Modell aus dem Jahre 1976,
welches richtungweisend für die Herausbildung deutscher
Pflegetheorien war.
Pflegewissenschaftliche Studiengänge können an den
deutschen Hochschulen seit den
1980er Jahren belegt
werden. Zeitgleich trat ein Pflegenotstand auf, den man
mit Pflegehilfspersonal zu überbrücken suchte. Dies ging
zu Lasten der Qualität der Pflege.
In den letzten Jahrzehnten konnten fachspezifische
Weiterbildungen für Pflegende etabliert werden. Dazu
zählen die Hygienefachkraft oder die Fachpflegekraft im
Operationsdienst. Ein individuelles Studium der
Pflegewissenschaft konnte
im Jahre 1999 in Wien
eingeführt werden.
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