Geschichte der Hörgeräte

Das Hörgerät ist eine bedeutende Erfindung, die das Leben von Gehörlosen, bzw. Schwerhörigen erheblich verbessert hat und ihnen ihre Lebensqualität sichert. In Europa kann dieses wichtige Hilfsmittel auf eine 300-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken, in deren Verlauf bahnbrechende neue Erkenntnisse und Erfindungen zu den heutigen modernen Hörgeräten führten.

Die ersten Hörrohre
Bereits in der Antike waren Hörfächer und Hörrohre bekannt, doch schenkte das frühneuzeitliche Europa ihnen noch keine Beachtung. Vielmehr galten gehörlose Menschen als geistig zurückgeblieben und wurden gesellschaftlich benachteiligt, bis dieser Irrtum durch einen spanischen Mönch im 16. Jahrhundert widerlegt wurde. Im 17. Jahrhundert kamen schließlich die ersten Hörrohre auf den Markt, die meist aus Hörnern, Muscheln, aber auch aus Holz, Eisenblech und Silber gefertigt wurden. Mit diesen trichterförmigen Rohren ließ sich eine recht dürftige Verstärkung von ca. 20 bis 30 Dezibel erreichen, die den Alltag der Schwerhörigen in jener Zeit jedoch beträchtlich verbesserte.
Da Gehörlosigkeit in dieser Gesellschaft aber immer noch als Makel galt, waren die Betroffenen weiterhin bemüht ihre Hörbehinderung so gut es ging zu verbergen. Andere Möglichkeiten als das Hörrohr hinter einem Fächer zu verstecken oder es in den Spazierstock zu integrieren boten sich ihnen allerdings nicht.

Die erste elektrische Hörhilfe
Der entscheidende Schritt vollzog sich schließlich durch den Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell (gest. 1922), der seinen gehörlosen Schülern und Familienangehörigen helfen wollte. Seine Idee, gesprochene Sprache in elektrische Signale umzuwandeln, führte allerdings nicht zur Entwicklung eines neuen Hörgeräts, sondern zur Erfindung des Telefons.
Mit dieser Erfindung ging aber eine erhebliche Weiterentwicklung der Hörhilfen einher und so wurde auf Basis dieser neuen Technologie in den USA ein elektrischer Hörapparat entwickelt und 1901 patentiert. Die immer noch schlechte Akustik dieser ersten elektrischen Hörhilfen konnte erst durch die Erfindung von Röhrentischgeräten in den 1920ern verbessert werden, mithilfe derer endlich unterschiedliche Frequenzbereiche verstärkt werden konnten. Diese radioähnlichen Geräte mit Kopfhörern und einem losen Mikrofon hatten aber noch viele Nachteile. Sie waren zu groß, zu schwer und stets von der Stromversorgung abhängig.

Die Verbesserung der Technik bis zum modernen Hörgerät
Die rasant fortschreitende Technik und die innovative Verwendung winziger Subminiaturröhren als Verstärkerelemente ermöglichten schließlich eine deutliche Verkleinerung der Hörgeräte.

Auch die Erfindung des Transistors führte ab 1947 zu einer enormen Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Hörhilfen, die fortan im Taschenformat erhältlich waren. In den 1950ern kamen die ersten Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO) dem Wunsch nach weiterer Verkleinerung nach. Sowohl ihr Mikrofon, Verstärker als auch Hörer waren in einem einzigen Bauelement zusammengefasst im Gehörgang versteckt und der Transistor besaß nur noch die Größe einer Zigarettenschachtel. In den 1960ern folgten die ersten einkanaligen Analoggeräte und 1966 wurde das erste Im-Ohr-Hörgerät (IdO) eingeführt.
Die Weiterentwicklung schritt von da an rapide voran und auf das dreikanalige Analoggerät folgten zunächst ein digital programmierbares und schließlich das erste volldigitale Hörgerät im Jahr 1995. Die Hörgeräte wurden aber nicht nur kleiner und leistungsstärker, sondern passten sich auch immer mehr der Mode an. Verziert mit Schmuckelementen und in allen Farben erhältlich wurden sie vielmehr zu einem schönen Accessoires.
Damit ist die Geschichte der Hörgeräte aber noch nicht zu Ende, denn aktuell beschreitet die Medizin mit ihren implantierbaren Hörsystemen wieder ganz neue Wege und lässt auf weitere Verbesserungen hoffen.
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