Die Geschichte des Tees
Der historische Ursprung der Tee-Kultur soll nach einer chinesischen
Legende genau im Jahr 2737 v. Chr. Geb. gelegt worden sein. Demnach hatte Kaiser
Shen-nung bei einer Rast unter einem Baum Wasser abgekocht, wobei einige grüne
Blätter von einem wilden Teebaum in den Wasserkessel wehten. Die Blätter kochten
mit, das Wasser wurde leicht grün und ein wohlriechender Dampf stieg auf. Der
mutige Herrscher probierte das grünliche Gebräu, fand es wohlschmeckend und
erfrischend und ging so als erster Teetrinker in die Geschichte ein. Angeblich.
Bei vielen Tee-Nationen, wie Japan, Indien oder Sri Lanka, gibt es ähnliche
Ursprungslegenden. Tatsächlich stand die Wiege der Tee-Kultur
in China. Wann
genau dort Menschen begonnen haben, die Blätter der wild wachsenden Tee-Pflanze
(Camellia sinensis) mit heißem Wasser aufzugießen und das so entstandene Getränk
zu trinken, ist allerdings unbekannt. Möglicherweise waren die ersten
Tee-Stunden vor 4500 Jahren.
Im dritten vorchristlichen Jahrhundert muss Tee bereits ein wichtiger
Bestandteil in der chinesischen
Kultur gewesen sein, denn aus dieser Zeit sind Hinweise
auf eine damals erhobene Teesteuer überliefert. Mit großer Wahrscheinlichkeit
war Tee zunächst vor allem als Arznei, insbesondere als Anregungsmittel, von
Bedeutung. Die Beliebtheit als Genussmittel scheint sich erst im ersten
Jahrtausend n. Chr. entwickelt zu haben. Tee war zunächst ein Getränk der auf
den Kaiserhof ausgerichteten Oberschicht. In buddhistischen Klöstern dieser Zeit
begannen Mönche mutmaßlich im 7. Jahrhundert, Tee zu kultivieren und begründeten
so die Tradition des Teeanbaus. Der chinesische Autor Lu Yu (728–804)
veröffentlichte 760 das berühmte Tee-Buch „Chajing“ („Buch vom Tee“), das zum
literarischen Klassiker der Tee-Kultur wurde. Im 8. Jahrhundert wurde auch
erstmals Tee nach Korea und Japan exportiert. Dadurch wurden in diesen Ländern
eigenständige Tee-Kulturen mit zunehmender Ritualisierung und überhöhenden
Zeremonien begründet. Im 13. Jahrhundert war Tee endgültig zum alle Schichten
der chinesischen Gesellschaft umfassenden Getränk geworden und hatte zur
Errichtung zahlloser öffentlicher Tee-Häuser geführt, die zu einer Art
Zweit-Zuhause für viele Chinesen wurden und nach ihrer Ächtung als Ausdruck
anti-kommunistischer Dekadenz in der Kulturrevolution in den 1960er Jahren lange
verpönt waren.
Die chinesische Tee-Kultur basiert vor allem auf der Verwendung von
unfermentierten Tee, dem Grüntee. Aber auch andere, halb- und vollfermentierte
Teesorten, wie der halbfermentierte Oolong oder der kräftige, heute häufig als
Schlankmacher beworbene, Pu-Erh sind seit Jahrhunderten gängig und beliebt. Die
Tee-Zubereitung hat im Lauf der Geschichte in China mehrere Phasen durchlaufen.
Standen früher gesalzene Pulver-Tees und sorgfältig aufgebaute Schaumbildungen
im Mittelpunkt, so hat sich etwa im 15. Jahrhundert das heute noch übliche
Aufbrühen ganzer Blätter durchgesetzt.
Tee ist im sozialen Leben der Chinesen von zentraler Bedeutung und wichtiges
Element bei vielen Bräuchen und Familienfeiern. Allerdings haben die chinesische
Tee-Zeremonien nie den verfeinerten Zen-Charakter der japanischen Teezeremonie (Chado,
Sado) bekommen.
In Europa wurde Tee erst Anfang des 17. Jahrhunderts populär. Holländische
Schiffe brachten erste Tee-Ladungen aus China und Japan in die
Niederlande, von
wo aus Tee auch nach Ostfriesland gelangte und dort dauerhaft zum Kulturgut
wurde. 1618 brachten Handels-Karawanen Tee an den russischen Zarenhof. 1644 gilt
als das Jahr, in dem erste Teelieferungen nach England kamen. Hier wurde das
neuartige Getränk rasch zum Modegetränk der Oberschicht und übertraf binnen
weniger Jahrzehnte den
Kaffee an Beliebtheit. Tee wurde zum wichtigen
Handelsgut. Seine internationale Bedeutung wurde 1773 unterstrichen, als
Demonstranten in Boston gegen die Teesteuer-Politik der britischen
Kolonialregierung protestierten und bei der am Beginn der Amerikanischen
Revolution stehenden „Boston Tea Party“ Teeladungen über Bord warfen.
Versuche, das sorgfältig bewahrte Monopol der Chinesen zu brechen und Tee auch
außerhalb des Reiches der Mitte zu kultivieren, hatten schließlich 1848 Erfolg,
nachdem es Robert Fortune gelungen war, Tee-Sämlinge und Stecklinge nach Indien
zu bringen und dort mit dem Aufbau von Tee-Plantagen zu beginnen. Zwölf Jahre
später gelangten erste Tee-Pflanzen nach Ceylon.
Um bei dem profitablen Tee-Geschäft führend zu sein, entwickelten Schiffbauer
für im Teehandel engagierte Reedereien spezielle Schnellsegler („Tea Clipper“),
die die Fahrzeit von Asien nach Europa von sechs bis zwölf Monate auf 100 Tage
verminderten.
Im Laufe der Jahrhunderte europäischer Tee-Leidenschaft wurden unzählige
Tee-Variationen entwickelt, der Tee-Beutel erfunden (1908) und
Tee-Zubereitungsmaschinen gebaut. Tee ist nach Wasser das meistkonsumierte
Getränk der Welt. Jährlich werden etwa 3,5 Millionen Tonnen Tee verbraucht.
In Deutschland ist Tee vor allem im Norden beliebt. Etwa 25 Liter Tee trinkt
jeder Deutsche jährlich (beim Kaffee liegt der durchschnittliche Jahresverbrauch
bei etwa 160 Litern). Ostfriesen schaffen einen Pro-Kopf-Tee-Konsum von 290
Litern.