Geschichte der Mafia

Häufig wird die Mafia als rein US-amerikanisches Problem gesehen, dessen Ursprünge zwar in Italien liegen, dessen eigentliche Kraft aber erst jenseits Südeuropas zu wachsen begann. Doch das ist nicht ganz richtig. Entscheidend waren einige politische Entscheidungen der italienischen Regierung, die im Laufe des 18. Jahrhunderts die sizilianische Insel betrafen. Diese stand zumeist unter einer Fremdherrschaft und führte daher stets eine Art Eigenleben. Dennoch unterstand sie dem italienischen Einfluss – die Abschaffung der Leibeigenschaften sowie die Loslösung von Grund und Boden betraf folglich auch Sizilien. Viele Großgrundbesitzer verließen die Insel daher am Ende des 18. Jahrhunderts, gaben ihre Ländereien jedoch nicht auf.
Vielmehr wurden diese verpachtet. Die Pächter entwickelten allerdings eine eigene Politik, schützten die Besitztümer mit eigens angeworbenem Personal und nutzten den Umstand aus, dass die italienische

Regierung noch immer keinen Zugriff auf Sizilien bekommen konnte. In der Folge dessen wurden die eigentlichen Besitzer von ihren Pächtern vielfach gezwungen, das Land preiswert an sie zu verkaufen. Die zum Schutz engagierten Schläger halfen dabei gewalttätig nach. Damit waren die Ursprünge der „Cosa Nostra“ auf Sizilien geschaffen. Sie setzten sich jedoch nicht nur auf der italienischen Insel fort, sondern wurden am Ende des 19. sowie zum Beginn des 20. Jahrhunderts auch gen Amerika exportiert, denn der Armut des Landes entflohen immer mehr Italiener.
Auf dem fremden Kontinent etablierten einige von ihnen jedoch das System aus Schutz und Bezahlung. Schnell firmierten sich Banden oder ganze Familien, die auf Gewerkschaften, Unternehmenszweige oder sogar die Politik Einfluss ausübten. Einige von ihnen taten das beinahe anonym in den Hinterzimmern von Restaurants oder Wettbüros. Andere – wie etwa der berüchtigte Mafiaboss Al Capone – nutzten dagegen das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Beide Vorgehensweisen haben eines gemein, dass die eigenen Ziele oft mit viel Gewalt erzwungen wurden. Selbst scheinbar legale Maßnahmen basierten nicht selten auf dem Druck auf einzelne Politiker oder Lobbyisten.
Während die Mafia auf Sizilien beinahe wie eine Regierung neben der eigentlichen italienischen Regierung angesehen wurde, wehrte sich der amerikanische Staat gegen die verbrecherischen Praktiken. Er sagte den Familien ab den 1920er Jahren den Kampf an, der nicht selten blutig endete. Auch untereinander rivalisierende Banden führten Kriege und fochten dabei um die Macht in den einzelnen Städten. Erst nach und nach gelang es einerseits der Polizei, das Vorgehen einzudämmen und andererseits festigten einige wenige Familien ihre Macht, indem sie sich mit anderen Clans zusammenschlossen. Erst diesen Clans war es möglich, ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch international und sogar weltweit zu agieren. Und das, obwohl der Kampf gegen die Mafia vielfach für beendet erklärt wurde.
Sicherlich konnten viele namhafte Führungspersönlichkeiten im Laufe der Jahre verhaftet werden. Die eigentliche Struktur der Mafia blieb jedoch weitgehend unangetastet. Noch immer gelingt es vielfach nicht, an die eigentlichen Drahtzieher und Hintermänner zu gelangen. Richter und Ermittler, die sich mit diesen Fällen befassen, riskieren nicht selten ihr Leben. Auch in solchen Ländern, die traditionell frei von mafiösen Familien waren, wurden in den Jahren seit der Jahrtausendwende einige Ableger dieser Banden festgestellt. Sie kontrollieren das Rotlichtmilieu, Spielkasinos oder das Rauschgiftgeschäft. Beinahe scheint es, als habe sich die Mafia zuletzt eher zu einem globalen Unternehmen entwickelt, als dass ihre Verbrechen tatsächlich bekämpft wurden.

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Die Ndrangheta