Biografie Jean-Paul Belmondo Lebenslauf Lebensdaten

Er war eine der ganz großen Legenden des französischen und europäischen Kinos. Seine Markenzeichen waren seine Boxernase, sein Grinsen und sein jungenhafter, lässiger Charme. Bevor er als draufgängerischer Actionheld ein breites Publikum begeisterte, begann er als Gallionsfigur der „Nouvelle Vague“, einer Bewegung junger, französischer Cinéasten, die Avantgarde-Kino machen wollten. Die Franzosen nannten ihn liebevoll Bébel - für den Rest der Welt hiess er Jean-Paul Belmondo.
Belmondo wurde am 9. April 1933 im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine, Frankreich, geboren. Sein Vater - er wanderte mit 17 Jahren aus Sizilien ein - war der renommierte Bildhauer Paul Belmondo (1898 bis 1982). Seine Mutter, Madeleine Belmondo, war Malerin und Tänzerin. Zu den Freunden seines Vaters gehörten zahlreiche bekannte Intellektuelle und Künstler, beispielsweise die französischen Schriftsteller Albert Camus oder Jean Cocteau, die der Junge im Atelier seines Vaters kennenlernte. Alain Belmondo, der ältere Bruder von Jean-Paul Belmondo, wurde ab den 1950er Jahren Belmondos Produktionsmanager und seit den 1960er Jahren sein Produzent. Seine jüngere Schwester Muriel trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und arbeitete als Tänzerin.
Das Verhältnis des jungen Belmondos zu seinem Vater war extrem gut. Er förderte früh das Interesse für Kunst und Kultur seines Sohnes, ebenso wie seine vielfältigen Talente. Als Schüler musste Belmondo mehrfach die Schule wechseln, da er als undiszipliniert und schwierig galt. Während seiner Zeit am Gymnasium entdeckte er seine Vorliebe und sein Talent fürs Boxen und bestritt ab dem 13. Lebensjahr diverse Kämpfe. Allerdings war der ganze Einsatz „just for fun“, einen Beruf wollte er nie daraus machen, wie er später sagte. Mit 16 Jahren beschloss er, dass er den Beruf des Schauspielers ergreifen wollte.
Es folgten einige kleine Statistenrollen, bevor er 1951 am Conservatoire National d'Art Dramatique aufgenommen wurde und eine vierjährige Ausbildung zum Theaterschauspieler begann. 1953 heiratete er Renée „Elodie“ Constant, eine Tänzerin. Das Paar bekam drei Kinder und konnte sich anfangs nur durch die großzügige Unterstützung von Belmondos Eltern über Wasser halten. Die Ehe wird 1966 geschieden. Grund war eine Liason mit der Schauspielerin Ursula Andress, die er während der Dreharbeiten zu „Die tollen Abenteuer des Monsieur L.“ (1965) von Philippe de Broca kennengelernt hatte.
Ab Mitte der 1950er Jahre spielte er kleinere Rollen in diversen französischen Unterhaltungsfilmen, die in den Augen der jungen, intellektuellen Avantgarde des Landes „künstlerisch wertlos“ waren. Ende des Jahrzehnts begannen die kritischen Autoren der Filmzeitschrift „Cahiers du cinéma“ selbst Filme zu inszenieren - ihre Bewegung nannte sich „Nouvelle Vague“. Bekannte Filmemacher dieser Stilepoche - Francois Truffaut, Claude Chabrol, Louis Malle, Alain Resnais sowie Jean-Luc Godard, der 1959 den wichtigsten Film der jungen Bewegung drehte - „Außer Atem“ - mit Jean-Paul Belmondo in der männlichen Hauptrolle. Der Film machte den jungen Schauspieler über Nacht berühmt und zur Ikone des neuen französischen Films, der besonders beim jungen Publikum genau den Zeitgeist traf.
In den 1960er Jahren startete Belmondo dann richtig durch. Von 1960 bis 1964 spielte er in 28 Filmen mit. Dabei zeigte er seine Vielseitigkeit in den unterschiedlichsten Genre-Richtungen. Er spielte neben den schönsten Frauen der damaligen Filmszene und unter den berühmtesten Regisseuren. Er spielte Gangster, Liebhaber, Intellektuelle, Kriegshelden, Priester und eine 007-Parodie. Er spielte in Komödien, Krimis und Action-Filmen. Und er glänzte neben Leinwandgrößen wie Jean Gabin, Lino Ventura, David Niven und Alain Delon.
1960 verführte er als junger Fabrikarbeiter eine gelangweilte Industriellengattin, dargestellt von Jeanne Moreau in Peter Brooks „Stunden voller Zärtlichkeit“. Auch mit seinem „Entdecker“, Jean-Luc Godard, arbeitete er noch zweimal - einmal 1960 in der Liebeskomödie „Eine Frau ist eine Frau“ und 1965 in der Rolle eines gesellschaftlichen Außenseiters in „Elf Uhr Nachts“. 1961 verkörperte er neben Claudia Cardinale einen charmanten Abenteurer in dem Mantel- und Degenfilm „Cartouche, der Bandit“ unter der Regie von Philippe de Broca. Ebenfalls 1961 spielte er an der Seite von Sophia Loren in Vittorio de Sicas „Und dennoch leben sie“, in einem Kriegsdrama.
Ab den 1970er Jahren wurden die Filme inhaltlich weniger anspruchsvoll, waren aber kommerziell weiterhin absolut erfolgreich. Er spielte Abenteurer und verwegene Draufgänger und führte dabei sämtliche Stunts selbst durch, darunter in „Le Manifique“ (1973), „Ein irrer Typ“ (1973), „Der Profi“ (1981), oder „Der Boss“ (1985). Nach Mitte der 80er Jahre wandte er sich wieder anspruchsvolleren Rollen zu. 1987 kehrte er dem Kino weitgehend den Rücken zu und besann sich seiner Wurzeln als Theaterschauspieler. Auf der Bühne brillierte er unter anderem als „Cyrano de Bergerac“ und in Molières „Tartuffe“.
1988 sollte Belmondo, der zeitlebens sehr stolz auf seinen Vater war, für „Der Löwe“, Regie Claude Lelouch, den französischen Filmpreis César erhalten. Er lehnte es jedoch ab, die Trophäe entgegenzunehmen, da sie der Bildhauer César Baldaccini entworfen hatte, weil der schlecht über seinen Vater geredet hatte. Anfang der 1990er Jahre erwarb er das Théâtre des Variétés, in dem er bis nach der Jahrtausendwende selbst spielte und große Erfolge mit seinem Ensemble feierte.
Im Jahr 2001 erlitt er einen Schlaganfall und musste erst wieder das Sprechen lernen. 2002 heiratete Belmondo in Paris Natty Tardivel, mit der er seit langem liiert war. 2003 kam Stella, ihre gemeinsame Tochter, zur Welt. Doch 2008 beendete Belmondo auch diese Ehe.
2007 wurde er für sein Lebenswerk als Kommandeur in die Ehrenlegion aufgenommen. 2008 drehte er „Ein Mann und sein Hund“, in dem er einen Kriegsheimkehrer und Invaliden spielte. Der Film fiel jedoch bei Kritik und Publikum gleichermaßen durch. Belmondo entschuldigte sich später bei seinem Publikum für die Qualität des Films, sagte aber, er habe ihm dabei geholfen, die Folgen seines Schlaganfalls zu überwinden.
Am 6. September 2021 verstarb Belmondo in Paris.
Jean-Paul Belmondo Seiten, Steckbrief, Kurzbio etc.

Jean-Paul Belmondo Filme
1956 - Molière
1958 - Die sich selbst betrügen
1958 - Sonntagsfreunde
1958 - Sei schön und halt den Mund
1958 - Leben und lieben lassen
1959 - Schritte ohne Spur
1959 - Ein Engel auf Erden
1959 - Der Panther wird gehetzt
1960 - Stunden voller Zärtlichkeit (
1960 - Die Nacht vor dem Gelübde
1960 - Die Französin und die Liebe
1960 - Außer Atem
1961 - Das Haus in der Via Roma
1961 - Sie nannten ihn Rocca
1961 - Eva und der Priester
1961 - Eine Frau ist eine Frau
1961 - Und dennoch leben sie
1962 - Der Teufel mit der weißen Weste
1962 - Ein Affe im Winter
1962 - Cartouche, der Bandit
1963 - Heißes Pflaster
1963 - Verrückte Seefahrt
1963 - Die Millionen eines Gehetzten
1964 - 100.000 Dollar in der Sonne
1964 - Der Boß hat sich was ausgedacht
1964 - Jagd auf Männer
1964 - Dünkirchen, 2. Juni 1940
1964 - An einem heißen Sommermorgen
1964 - Abenteuer in Rio, auch - Der Unverwüstliche
1965 - Elf Uhr nachts
1965 - Die tollen Abenteuer des Monsieur L.
1966 - Der Schlaufuchs, auch - Geliebter Schuft
1966 - Brennt Paris?
1967 - Der Dieb von Paris
1967 - Casino Royale
1968 - Ho! Die Nummer Eins bin ich
1969 - Der Mann, der mir gefällt
1969 - Das Superhirn
1969 - Das Geheimnis der falschen Braut
1970 - Borsalino
1970 - Musketier mit Hieb und Stich, auch - Der Teufelskerl
1971 - Der Coup
1972 - Der Mann aus Marseille
1972 - Doktor Popaul, auch - Halunke
1972 - Der Erbe, auch - Der Draufgänger
1973 - Der Teufelskerl
1974 - Stavisky
1974 - Angst über der Stadt
1975 - Der Unverbesserliche
1975 - Der Greifer
1976 - Der Körper meines Feindes
1977 - Ein irrer Typ
1979 - Der Windhund
1979 - Der Puppenspieler
1981 - Der Profi
1982 - Das As der Asse
1983 - Die Glorreichen
1983 - Der Außenseiter
1984 - Fröhliche Ostern
1985 - Der Boß
1986 - Der Profi 2
1988 - Der Löwe
1992 - Das unheimliche Haus, auch - Der Unbekannte
1995 - 101 Nacht - die Träume des M. Cinéma
1995 - Les Misérables
1997 - Ventura
1998 - Alle meine Väter
1999 - Peut-être
2000 - Actors
2000 - Amazone
2001 - L'aîné des Ferchaux
2001 - Half a Chance
2009 - Un homme et son chien
Jean-Paul Belmondo Filmographie