Das Sportjahr 2010 Sportchronik - Fußball-WM und
Sebastian Vettel
Olympische Winterspiele
Eines der Highlights im Sportjahr 2010 waren die
XXI. Olympischen Winterspiele. Diese starteten im
Februar im kanadischen Vancouver (einige Wettkämpfe
waren u. a. in Whistler abgehalten worden). Damit
war Kanada bereits zum dritten Mal Gastgeber dieser
Olympischen Winterspiele. Wie gewohnt lagen
sportliche Höchstleistungen, große Erfolge und auch
geplatzte Medaillenträume wieder ganz dicht
beieinander. Die olympischen Wettkämpfe wurden u. a.
in folgenden Sportarten ausgetragen: Biathlon,
Bobfahren, Curling, Eishockey, Freestyle-Skiing,
Rennrodeln, Shorttrack, Ski Alpin, Skilanglauf und
Skispringen. Nur wenige Stunden vor dem Start des
großen Sportereignisses schockte uns ein
dramatischer Sportunfall im Eiskanal. Beim Training
war der 21-jährige Rodler Nodar Kumaritaschwili mit
mehr als 150 km/h in die Kurve Nummer 16 gerast und
wurde wenige Sekunden später aus der Bahn geworfen.
Mit voller Wucht schleuderte der junge Georgier
gegen einen ungeschützten Stahlträger der
Dachkonstruktion und hatte keine Überlebenschance.
Er starb kurz darauf im Krankenhaus. Trotz dieses
schrecklichen Unfalls hatte sich der
Rodel-Weltverband FIL dazu entschieden, das
olympische Rennen wie geplant stattfinden zu lassen.
Dabei sein ist alles, so auch bei den olympischen
Winterspielen in Vancouver. Allein aus Deutschland
waren mehr als 150 Athleten zu den Winterspielen
nach Kanada gereist. Und jede(r) Einzelne von ihnen
verfolgte das sportliche Ziel, hier dem begehrten
„Edelmetall“ möglichst nahe zu kommen. Die deutsche
Skirennläuferin Maria Riesch sicherte sich hier
gleich zwei Olympia-Goldmedaillen – und das trotz
erschwerter Witterungsbedingungen. Sie siegte in der
Super-Kombination und im Slalom. Biathletin
Magdalene Neuner holte ebenfalls zwei Mal Gold und
einmal Silber. Damit erweiterte die 23-jährige
Sportlerin ihre Medaillensammlung auf 12
Edelmetalle. Eine weitere Sportlerin fiel ebenfalls
in Kanada auf – die 21-jährige Eisschnellläuferin
Stephanie Beckert. Sie war vor allem auf
Langstrecken spezialisiert und gewann hier gleich
zwei Silbermedaillen (über 3000 und 5000 Meter). Zum
Schluss der Olympischen Spiele holte sie sich –
gemeinsam mit Katrin Mattscherodt, Anni
Friesinger-Postma und Daniela Anschütz-Thoms - den
Olympiasieg in der Teamverfolgung. Die letzte
deutsche Medaille heimste sich Axel Teichmann ein.
Er errang Silber beim Langlauf über 50 Kilometer. Am
Ende konnte sich das deutsche Team über einen
verdienten zweiten Platz freuen. Die beste
Medaillenwertung wies das Gewinnerland Kanada auf.
Für Deutschland „regnete“ es im kanadischen
Vancouver insgesamt ganze 30 Medaillen (10 Gold-, 13
Silber- und sieben Bronzemedaillen). 20 Medaillen
waren allein von den Sportlerinnen gewonnen worden,
„nur“ 10 konnten dagegen von den Herren eingeheimst
werden.
Auch in Sachen „Ewiger Medaillenspiegel“ hatten die
deutschen Leistungen in Vancouver und Whistler
einige Veränderungen gebracht. Denn Deutschland
hatte dadurch, dass Langzeitfavorit Russland während
der Winterspiele 2010 nur drei Goldmedaillen
gewinnen konnte, den Nummer-Eins-Thron erstmals für
sich gewinnen können. Immerhin überholte Deutschland
Russland mit 128 Olympiasiegen (Diese verfügten zu
jener Zeit über 123 Ehrungen.).
Ein weiteres sportliches Highlight war die Party
danach. Und auch diese ging in die Geschichte des
Landes ein mit dem Titel „größte Sause Kanadas“. Der
Grund dafür waren u.a. mehr als 60.000 Zuschauer,
die sich im Stadion von Vancouver befunden hatten.
Damit aber nicht genug - dazu kam ein
sportinteressiertes Milliarden-Publikum, das dieses
große Ereignis bequem von zu Hause aus am Fernseher
verfolgte.
Fußball
Der Sommer 2010 Deutschland auch fußballtechnisch
von seiner (fast) schönsten Seite erleben.
Schließlich gelang es der Nationalmannschaft um
Trainer Jogi Löw, wahre sportliche Highlights zu
setzen - z. B. mit einem umjubelten Sieg gegen
Argentinien und auch England. Das allerdings sah
kurz vor der Fußball-WM in Südafrika noch ganz
anders aus. Denn ganz Fußball-Deutschland zeigte
sich von einer kurzen Pressemeldung schockiert.
Diese lautete: „Nationalelf-Kapitän Michael Ballack
verletzt – er kann die WM in Südafrika nicht
spielen“. Wahnsinn – denn gerade Michael Ballack
galt zu jener Zeit als absoluter WM-Hoffnungsträger.
Keine WM-Chancen für die deutsche
Nationalmannschaft!?
Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hatte
sich kurz vor der Weltmeisterschaft in Südafrika im
englischen Pokalfinale das Innenband am rechten
Sprunggelenk gerissen (durch ein Foul von
Kevin-Prince Boateng). Ein echter Schock – denn
damit waren die Erfolgsaussichten für die WM 2010
ganz schön ins Wanken geraten.
Die 19. Fußball-Weltmeisterschaft fand erstmals in
Südafrika statt in der Zeit vom 11. Juni bis zum 11.
Juli 2010. Sieger der Fußball-Weltmeisterschaft war
Spanien geworden, Vizeweltmeister die Niederlande
und auf Platz drei folgte Deutschland. Mit insgesamt
fünf Torchancen machte Mittelfeldspieler Thomas
Müller fünf Tore. Damit wurde er zum erfolgreichsten
Nachwuchsspielern der Weltmeisterschaft 2010
(Gleichzeitig gab er dazu auch noch drei
erfolgreiche Vorlagen). Der Clou war, dass der
20-jährige Fußballer nach gerade einmal drei Minuten
das erste Tor im wichtigen WM-Viertelfinale-Spiel
gegen Argentinien geschossen hatte und das auch noch
ganz locker mit dem Kopf. Pech hatte Müller
allerdings in der 36. Minute. Er bekam wegen
Handspiels eine Gelbe Karte (Damit war Müller für
das Halbfinalespiel gesperrt). Das Viertelfinalspiel
gegen Argentinien endete mit einem verdienten 4:0
für Deutschland. Im Halbfinale verlor die deutsche
Nationalmannschaft gegen Spanien mit einem 0:1. Beim
Spiel um Platz 3 setzten sich die deutschen Jungs
dann mit einem 3:2 gegen Uruguay durch.
Am Ende der Fußball-WM in Südafrika 2010 standen
sich die Mannschaften von Holland und Spanien
gegenüber. Spannend war, dass beide Länder sich bis
dahin noch nie mit diesem wichtigen Weltmeistertitel
schmücken konnten. Die finale Entscheidung fiel erst
in der 116. Minute – also nach einer ordentlichen
Verlängerung. Dem Spanier Andres Iniesta gelang es,
das Leder endlich ins Tor der gegnerischen
Mannschaft zu schießen. Und das 1:0 bedeutete dann
auch den verdienten Sieg und Weltmeister-Titel für
Spanien. Die spanische Fußballmannschaft wurde bei
ihrer Rückkehr mit größter Begeisterung begrüßt Mehr
als 25 Millionen Spanier und Spanierinnen säumten
bei deren Ankunft die Straßen. Das sah bei der
Rückkehr der deutschen WM-Mannschaft etwas anders
aus. Auf dem Flughafen in Frankfurt warteten einige
Fans auf ihre Idole – nur, die bekamen die Sportler
nicht einmal kurz zu sehen. Jogi Löws Jungs hatten
sich scheinbar ohne ein Bad in der Menge ihrer Fans
aus dem Staub gemacht. Später entschuldigte sich der
DFB in einem öffentlichen Brief für das Verhalten
der Nationalfußballer. Es hieß darin, dass ihnen
„nichts ferner läge, als ihre treuen Fans verärgern
zu wollen“. Außerdem sei es für die Mannschaft eine
„Selbstverständlichkeit, sich nicht für einen
dritten Platz feiern zu lassen“.
Es schien, als hätte im Sportjahr 2010 ganz
Fußball-Deutschland während der Weltmeisterspiele in
Südafrika immer wieder vereint vor den TV-Geräten
gesessen. Immerhin sorgten die Fernsehquoten für
neue Maßstäbe – allein der Start der Nationalelf ins
WM-Turnier bescherte dem ZDF echte Traumquoten.
Damals hatten sich rund 28 Millionen deutsche
Zuschauer(innen) den 4:0-Sieg der deutschen
Nationalmannschaft gegen Australien angesehen (mit
einem Mega-Marktanteil von über 74 Prozent).
Formel 1
Ganze sieben Mal war Mega-Rennfahrer Michael
Schuhmacher deutscher Formel-Eins-Weltmeister
geworden. Umso verblüffter guckten viele Deutsche,
als sich im November 2010 ein smarter und äußerst
talentierter 23-jähriger Kerl diesen begehrten Titel
holte – Sebastian Vettel aus Heppenheim. Und das in
einem Rennen, das wohl spannender nicht hätte sein
können. Vettel gelang es sprichwörtlich in letzter
Minute, als erster Fahrer durch das Ziel fahren zu
können. Auch deshalb war es wohl kein Wunder, dass
es der Red-Bull-Pilot anfangs selbst kaum glauben
konnte und noch im Wagen einige Tränen vergoss.
Selbst die Bundeskanzlerin Angelika Merkel
gratulierte Vettel zu diesem sensationellen Erfolg.
Und mehr noch - bei seiner Rückkehr in die
Heimatstadt wurde Heppenheim für kurze Zeit in
„Vettelheim“ umbenannt. Damit war es aber immer noch
nicht gut, denn der frischgebackene
Formel-1-Weltmeister wurde gleichzeitig auch noch
zum Sportler des Jahres 2010 gekürt.
Dazu gesellten sich die Doppel-Ski-Olympiasiegerin
Maria Riesch und die Jungs der
Fußball-Nationalmannschaft (Sie waren zuvor von rund
1.500 Journalisten gekürt worden).
<<
Sportjahr 2009
|
Sportjahr 2011 >>