Geschichte des Wrestling
Der in Deutschland gebräuchliche Begriff „Wrestling“
steht für den vorbestimmten „Showkampf“, wofür im
US-amerikanischen Sprachgebrauch der Begriff „Pro-Wrestling“
benutzt wird. Im Gegensatz zum Ringen, was wiederum mit
„(Amateur-)Wrestling“ ins Englische übersetzt wird, ist
Wrestling nicht „echt“, d.h. es handelt sich nicht um
einen tatsächlichen sportlichen Wettkampf, bei dem der
sportlich überlegene Teilnehmer gewinnt, sondern um eine
dramaturgisch inszenierte Kombination aus sportlichen
Elementen und Show, bei dem sowohl der Sieger, als auch
der generelle Ablauf des Aufeinandertreffens
im Vorhinein feststeht. Wrestling läuft also nach einem
Drehbuch ab, welches den Wrestlern, je nach Fähigkeiten
und Erfahrungen, aber auch die Möglichkeit zu
improvisierten Handlungen gibt. Nicht jede Sequenz ist
immer von vorne herein komplett durchgeplant, sodass vor
allem erfahrene Wrestler häufig erst im Ring absprechen,
welche Aktionen folgen.
Ringen ist eine der ältesten Sportarten der Welt und
darf als Basis des „Pro-Wrestlings“ bezeichnet werden.
Der Übergang zum professionellen Wrestling ist mitunter
fließend und heutzutage, mangels Quellen, nicht mehr
vollständig rekonstruierbar. So wurden im 19.
Jahrhundert bereits in Wanderzirkussen Ringkämpfe
ausgetragen, von denen heute vermutet wird, dass sie
bereits damals mehr fingierte Inszenierung als
sportlicher Wettbewerb waren. Einerseits um ein höheres
Publikumsinteresse zu erzeugen, andererseits um den
Profit durch Wetteinsätze zu steigern.
Dank des zunehmend technologischen Fortschritts
erreichte Wrestling in den 1950er Jahren medial deutlich
mehr Aufmerksamkeit. Es war vergleichsweise einfach zu
filmen, da es in Studios oder überdachten Hallen
aufgezeichnet werden konnte und meist nur eine
Standkamera benötigt wurde, während bei anderen
Sportarten wie Football deutlich mehr Aufwand betrieben
werden musste. Doch die rasch auftretenden Entwicklungen
in der Fernsehlandschaft, führten zu einer allmählich
sinkenden Bedeutung des Wrestlings für die
Fernsehlandschaft. Man war schlicht und ergreifend nicht
mehr auf Wrestling angewiesen und konnte sich anderen
TV-Formaten zuwenden. Um auch diesem Abwärtstrend
entgegenzuwirken, schlossen sich diverse lokale Promoter
und Wrestlingverbände zusammen, um einen nationalen
Verband zu gründen: die National Wrestling Alliance
(kurz: NWA). So war man in der Lage ein
übersichtlicheres Produkt zu mit einem gemeinsamen
Champion zu liefern und beendete die nur noch schwer
nachvollziehbaren Ereignisse der verschiedenen,
unabhängigen Territorien.
Ein neues Zeitalter im Wrestling-Business trat auf als
Vincent Kennedy McMahon Jr. die World Wide Wrestling
Federation von seinem Vater abkaufe. Er strich das „Wide“
aus dem Namen, fing an Wrestling als „Pop-Produkt“, in
enger Zusammenarbeit mit MTV, zu vermarkten und
präsentierte neben wöchentlichen Sendungen, regelmäßig
stattfindende Großveranstaltungen als „Pay Per Views“.
Mit
Hulk
Hogan debütierte zu der Zeit der bis heute noch
bekannteste Wrestler. US-Wrestling wurde auch in
Deutschland populärer und war regelmäßig im deutschen
Fernsehen präsent. Der spektakuläre Event-
Charakter der Shows, die Schnelllebigkeit, die imposante
Aufmachung, die bunten Gimmicks, sowie die filmreifen
Inszenierungen lockten zahlreiche Zuschauer vor die
Bildschirme. Dem Vorbild von World Wrestling Federation
folgte schnell World Championship Wrestling. Die
Promotion ging aus der NWA hervor und wurde von
Medienmogul Ted Turner aufgekauft und aufpoliert, um den
Marktführer WWF abzufangen. Das Konzept ging auf und man
überholte die WWF kurzzeitig in der Gunst der Zuschauer,
sowohl national als auch international. Dies lag vor
allem an der spektakulären Verpflichtung von Hulk Hogan,
den man den Zuschauern fortan erstmalig als „Bösewicht“
präsentierte. Ende er 90er Jahre ebbte der
Wrestling-Boom in den USA ab, was schließlich den
Untergang zweier der drei größten US-Promotionen (World
Championship Wrestling und Extreme Championship
Wrestling; beide wurden von World Wrestling Federation
aufgekauft) zur Folge hatte.
Nach einem Rechtsstreit mit dem World Wildlife Found
(kurz ebenfalls: WWF) musste die World Wrestling
Federation ihren Namen in World Wrestling Entertainment
(WWE) ändern, unter dem sie auch heute noch aktiv sind.
Aktuell haben sie quasi eine Art Monopol-Stellung im
US-amerikanischen Wrestlingmarkt. Zwar gibt es
verschiedene kleinere Ligen, die aber, abgesehen von
Total Nonstop Action Wrestling, alle samt
Independent-Charakter haben. Und obwohl dies bei Total
Nonstop Action Wrestling nicht so ist, ist die Promotion
noch weit entfernt, die Popularität von WWE zu
erreichen.