Juan Manuel Fangio Lebenslauf
Der argentinische Autorennfahrer Juan
Manuel Fangio wurde als die dominierende
Fahrerpersönlichkeit in der 1950 beginnenden
Frühphase der Formel-1-Weltmeisterschaften zur
Legende des Motorsports. Zwischen 1951 und 1957
stand er fünf Mal als Weltmeister auf dem
Siegertreppchen. Seine Bilanz, von den 51
Grand-Prix-Rennen, bei denen er in der Formel 1
antrat, 24 für sich entscheiden zu können, blieb
unübertroffen. Erst Michael Schumacher konnte ihn
2003 brechen.
Der als „El Chueco“ („Der Krummbeinige“) und als „El
Maestro“ („Der Meister“) in die Sportgeschichte
eingegangene Ausnahmefahrer wurde am
24. Juni 1911 nahe Buenos Aires in dem
Städtchen Balcare geboren. Seine Eltern Loreto und
Herminia Fangio stammten aus der mittelitalienischen
Abruzzen-Region und waren um 1900 nach Argentinien
ausgewandert. Hier arbeitete Hermina Fangio als
Haushälterin und ihr Mann als Steinmetz. Juan Manuel
war das vierte von insgesamt sechs Kindern des
Ehepaares.
Im Alter von etwa 12 Jahren verließ er die Schule
und begann zunächst in einem Metallgeschäft und dann
als Hilfsmechaniker in einer Werkstatt zu arbeiten,
die auch Rennwagen reparierte. Der
rennsportbegeisterte Fangio durfte gelegentlich
Wagen ausprobieren und entwickelte rasch
außergewöhnliche Fahrerqualitäten. Während seiner
Wehrdienstzeit 1932/33 war er Offiziersfahrer. Nach
der Ausmusterung versuchte Fangio eine
Profi-Fußballer-Karriere aufzubauen, orientierte
sich aber 1934 schließlich auf Autorennsport um. Er
begann als Rallye-Fahrer mit einem von ihm selbst
frisierten Ford Model A. Später führ er vorzugsweise
Wagen der Marke Chevrolet. 1940 und 1941 wurde
Fangio argentinischer Landesmeister.
1949 trat Fangio, der mittlerweile in einem Alter
war, in dem Profirennsportler üblicherweise bereits
ihren Zenit überschritten haben, erstmals in Europa
bei einem Grand-Prix-Rennen an. Bereits im Jahr
vorher war er zum Grand Prix von Reims gemeldet
gewesen, hatte aber damals auf seinen Start
verzichtet. Zur Überraschung des europäischen
Fachpublikums gewann Fangio dann 1949 den Großen
Preis von San Remo. Die Anreise 1949 wurde zum Teil
von der sich internationales Prestige für
Argentinien erhoffenden Regierung Perón finanziert.
Der Sieg in San Remo machte Fangio für die
Top-Rennställe interessant. Zunächst kurz bei
Maserati engagiert, trat er 1950 bei der ersten
Formel-1-Weltmeisterschaft für das Team Alfa Romeo
an. Fangio punktete bei allen drei Rennen, die er
bis zum Ende durchfahren konnte, als Sieger. Er
musste sich aber in der Gesamtwertung mit dem Platz
hinter Stallkollegen Giuseppe Farina, der drei Siege
und einen vierten Platz erreicht hatte, zufrieden
geben. 1951 brachte es Fangio erstmals zu
Weltmeisterehren. Ein Unfall in Monza und die darauf
folgende Zwangspause katapultierten ihn aus der
1952er Runde. Aber 1953 reichte es dann wieder für
die Vizeweltmeisterschaft.
Im Folgejahr wechselte Fangio zu Mercedes-Benz und
gewann 1954 sowie 1955 die Formel 1. Weil Mercedes
sich aus dem Rennzirkus zurückgezogen hatte, ging
Fangio einen Vertrag mit
Ferrari-Lancia ein und
gewann 1956 prompt seine Weltmeisterschaft Nr. 4.
1957 triumphierte der außergewöhnliche Argentinier
nach einem spektakulären Rennen auf dem Nürburgring,
bei dem er einen anfangs unaufholbar erscheinenden
Rückstand durch eine Serie von Rundenrekorden wieder
ausglich: Fangio wurde zum fünften Mal Weltmeister.
Nachdem Fangio 1958 lediglich an zwei
Grand-Prix-Rennen teilgenommen hatte, zog er sich
aus dem Formel-1-Sport zurück. In seinem letzten
Grand-Prix-Jahr sorgte Fangio nicht mit neuen
Meisterehren, sondern als Opfer einer politischen
Kidnapping-Aktion für weltweite Schlagzeilen. Anfang
1958 hielt sich Fangio in dem von Diktator Batista
beherrschten Inselstaat Kuba auf, um an einem Rennen
teilzunehmen. Batista, der noch kurz vorher lauthals
verkündet hatte, dass die von Fidel Castro
angeführte Rebellenbewegung M-26-7 überhaupt nicht
existiere, sah sich am 23. Februar 1958 mit der
Meldung von Fangios Entführung konfrontiert. Ein
Castro-Kommando hatte den berühmten Rennfahrer in
seinem Hotel in Havanna gekidnappt und für 29
Stunden in ein Versteck gebracht.
Bei dem bizarrsten Erlebnis seiner
Rennfahrer-Laufbahn wurde Fangio überaus höflich
behandelt. Er durfte sich sogar ein Autorennen im
Fernsehen anschauen. Die als Propaganda-Coup
organisierte Entführung sollte unter anderem die
Schwäche des Batista-Regime beweisen. Tatsächlich
wurde der Diktator knapp ein Jahr später von Castro
gestürzt. Fangio war seinen Entführern nicht böse
und hielt später freundschaftlichen Kontakt zu
ihnen.
Fangio blieb dem Motorsport auch nach seinem Rückzug
als Grand-Prix-Profi weiter verbunden. Regelmäßig
ging er bei Oldtimer-Rennen an den Start. Beruflich
begann er als Mercedes-Repräsentant in seinem
Heimatland eine Manager-Karriere. Von 1974 bis 1987
war er Präsident von Mercedes-Benz Argentina.
Juan Manuel Fangio
Fangio ist nie verheiratet gewesen. Der am 17. Juli
1995 an einer Nierenerkrankung in Buenos Aires
gestorbene Ex-Rennfahrer hinterließ einen
nichtehelichen Sohn.
Fangios Neffe Juan Manuel Fangio II (geb. 1956)
hatte Anfang der 1990er Jahre einige Erfolge als
Rennfahrer, konnte aber nicht an die große Klasse
seines Verwandten anknüpfen.