Geschichte des Billardsport
Alte Zeichnungen überliefern, dass ein Spiel, das
unserem heutigen Billard ähnelt, schon bei den Ägyptern
gespielt wurde. Zweitausend Jahre vor der Zeitenwende
ist auch eine Beschreibung des griechischen Philosophen
Anarchis überliefert, der von einem Spiel mit Kugeln
berichtete, das ebenfalls dem Billard ähnlich gewesen
war. Wenngleich die Herkunft des Namens Billard bis
heute nicht genau geklärt werden konnte, so ist doch
eines sicher: Die Ursprünge dieses Spiels gehen auf eine
Verwandtschaft mit anderen Ballspielen wie Cricket oder
auch Golf zurück, jedenfalls was das Schlagen eines
Balls mit einem stockähnlichen Gegenstand betrifft. Um
unabhängig vom Wetter spielen zu können, wurde das Spiel
in geschlossene Räume gebracht, auf einem entsprechenden
Tisch gespielt, wobei die ursprünglichen Regeln noch
denen der Außenspiele ähnelten. Es gab auf den Tischen
wie beim Cricket auf der Wiese Tore, Bögen u. ä., und
auch bald Randleisten, die verhinderten, dass die Bälle
seitlich vom
Tisch fielen. Ob die Ursprünge des
Billardspiels in England oder in
Frankreich lagen, ist
ebenfalls nicht ganz eindeutig zu sagen. Eine alte
Erwähnung eines Billardtisches verweist auf Frankreich,
wo sich der französische König Ludwig XI. (1423-1483)
einen solchen Spieltisch von einem Kunsttischler bauen
ließ. Aber auch von der schottischen Königin Maria
Stuart (1542-1587) weiß man, dass sie ein Jahrhundert
danach das Spiel gleichfalls kannte, unbekannt ist nur,
wie lange es in England schon vorhanden war. Auf jeden
Fall war es bei den Königen sehr beliebt, bei den
weiblichen und männlichen Vertretern gleichermaßen.
Zum Ende des 16. Jahrhunderts nahmen die Spanier bereits
Billardtische mit nach Amerika. In Europa hatte es
derweil schon Verbreitung in den höheren Kreisen
gefunden. Im 17. Jahrhundert beschrieb der englische
Schriftsteller Charles Cotton (1630-1687) erstmals genau
den Ablauf eines Billardspiels in seinem Werk „The
Compleat Gamester“, das 1647 erschien. Während man in
den Anfangszeiten die Bälle noch mit der dicken Seite
eines Schlagstockes bewegte, tendierte man zum Ende des
17. Jahrhunderts dahin, die dünne Seite des Spielstocks
zu nutzen anstelle der dicken Seite des noch gebogenen
Stockes. Das wurde der Beginn der Entwicklung des
heutigen Queues, der auch nicht mehr gebogen ist,
sondern gerade. Die Kugeln hatten zu jener Zeit
haargenau in der Mitte anvisiert werden müssen, um einen
guten Stoß ausführen zu können, bis der französische
Hauptmann François Mingaud den Queue erneut
weiterentwickelte, mit einem Lederflicken versah, der
wiederum mehr Stoßgenauigkeit
ermöglichte. Allerdings
waren auf den Spieltischen noch immer Tore und Bögen.
Nach der Französischen Revolution verbreitete sich
Billard über die Königsresidenzen hinaus, war von da an
auch dem Volk zugänglich und entwickelte sich zum
Vergnügungssport in den Kneipen und Kaschemmen. Der
Queue wurde leichter, aus anderem Material gefertigt,
dem schwungvollen Stoß angepasst. Weltweit fand Billard
begeisterte Spieler, wurde dann 1819 zum ersten Mal auch
in einem Regelbuch verzeichnet. Erst im 18. Jahrhundert
driftete die Entwicklung auseinander und machte einer
heutigen Vielfalt von mehr als dreißig unterschiedlichen
Varianten des Billards Platz. In Frankreich verschwanden
Tore, Bögen und Seitentaschen vom Spieltisch. Das
heutige „Carambolage“ entstand. In England dagegen ging
die Entwicklung in Richtung Lochbillard weiter, das zum
heute bekannten „English Billiards“ wurde.
Es gibt Poolbillard, Snooker, Karambolage, Russisches
Billard, Englisches Billard und noch viele andere
Variationen des Spiels und der Unterarten der jeweiligen
Varianten. Gleich ist allen Versionen, dass sie mit
Bällen (auch Kugeln genannt) und einem Queue gespielt
werden und dass man es in Teams oder zu zweit spielt.
Heutzutage ist Billard ein anerkannter Sport geworden.
Vor allem Präzision und Geschicklichkeit sind die
Grundbedingungen, die ihn ausmachen.
Noch im 19. Jahrhundert wurden die ersten
Billard-Meisterschaften veranstaltet. Das Interesse an
diesen
Turnieren war so groß, dass besonders in den
Vereinigten Staaten und in Großbritannien mehrere
Tausend Zuschauer in die Veranstaltungshallen oder
Salons drängten. Um 1880 waren die populärsten Varianten
des Billards in ihren Grundzügen so weit festgelegt,
dass sie gut zu unterscheiden waren und sich von da an
in ihren Unterarten weiterentwickelten.
Die amerikanische Variante von „English Billiards“
Die amerikanische Variante von „English Billiards“ mit
vier Bällen war im 19. Jahrhundert die am meisten
verbreitete Art des Billard in den USA – Four Ball. In
dieser Disziplin seien die ersten
Herausforderungs-Matches erwähnt, die zwischen Michael
Phelan und John Seereiter bereits 1859 in Detroit
ausgetragen wurden. Die erste Profi-Weltmeisterschaft im
„Carambolage“ – Freie Partie – fand 1873 in New York
statt. Einige Jahre später (1878) wurde ebenfalls in New
York die erste US-Pool-Meisterschaft veranstaltet. Ein
Name, der in der Geschichte des Billardspiels
herausragt, ist der des Franzosen Maurice Vignaux
(1846-1916), der den Beinamen „der Unbesiegbare“ trug.
Er war seinem Lehrer schnell überlegen geworden und
holte in der „Freien Partei“ (Grund-Variante des
Carambol-Billards) bei den Nationalen Meisterschaften
1874 in New York den Titel, während sein Lehrer den
sechsten Platz belegte. Im Pariser „Café Mangin“
gründete Vignaux 1784 die erste Billard-Schule der Welt.
Neben dem Carambol-Billard setzte sich auch rasant
Poolbillard und vor allem Snooker durch. Dass Snooker zu
einer der beliebtesten Varianten zählt, liegt unter
anderem an der Buntheit der Bälle, die im Farbfernsehen
sehr gut zur Geltung gelangten. Nachdem das
Farbfernsehen nämlich aufgekommen war, wurde
beispielsweise die Weltmeisterschaft 1985 zu einem
absoluten Straßenfeger, der in Großbritannien mehr als
18 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte lockte.
Billard, egal in welcher Spielart, hat seinen Ruf als
Randsport schon lange verloren. Es ist ein anerkannter
Sport, der wettkampfmäßig auf nationaler und
internationaler Ebene ausgetragen wird. Erstmals wurde
Billard sogar im Jahr 2004 als olympische Disziplin
ausgetragen.
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