Biografie Franklin Pierce

Der von 1853 bis 1857 das höchste Staatsamt der USA bekleidende Franklin Pierce ging als Expansionist und vor allem als Verschärfer des schließlich zum Bürgerkrieg führenden Nord-Süd-Konflikts in die Geschichte der Vereinigten Staaten ein.
Franklin Pierce war am 23. November 1804 als fünftes der acht Kinder von Anna Kendrick Pierce (1769–1838) und Benjamin Pierce (1757–1839) im Städtchen Hillsborough, New Hampshire, geboren worden. Sein Vater, ein wohlhabender Großfarmer, war von 1827 bis 1830 Gouverneur von New Hampshire.
Nach seiner Schulzeit erhielt Pierce in seinem Heimatstaat am Bodwoin College in Brunswick eine klassische Bildung in den Fächern Alte Sprachen, Mathematik und Geschichte. In Brunswick begründete er eine lebenslange Freundschaft zu dem späteren Erfolgsdichter Nathaniel Hawthorne. Dem 1824 abgelegten College-Examen schloss sich bis 1827 ein Jura-Studium an. 1827 wurde Pierce als Anwalt zugelassen und begann in seiner Geburtsstadt zu praktizieren.
Die Kontakte seines hervorragend vernetzten Vaters erleichterten es dem jungen, gut aussehenden und rhetorisch begabten Anwalt, sich rasch selbst in der politischen Szene zu etablieren. Als Mitglied der Demokraten wurde er 1829 in das Parlament von New Hampshire gewählt und wurde 1831 sogar Sprecher dieser Staatslegislative. Von 1833 bis 1837 vertrat er seine Wähler auf Bundesebene im US-Repräsentantenhaus. Pierce war in dieser Zeit ein engagierter Parteigänger von Präsident Andrew Jackson. Die wachsende Bewegung der Sklaverei-Gegner („Abolitionisten“) lehnte er entschieden ab.
1834 heiratete er die tiefreligiöse Jane Appleton (1806–1863). Das Paar bekam drei Söhne, die alle früh starben. Diese Schicksalsschläge förderten bei Jane Appleton Pierce, die der politischen Karriere ihres Mannes ablehnend gegenüber stand, eine schwere Depressionskrankheit und führten zu Ehekrisen. Pierce soll deshalb zeitweilig beim Alkohol Trost gesucht haben, ist aber in der Öffentlichkeit nie durch entsprechende Ausfälle aufgefallen.
Von 1837 bis 1842 saß er für New Hampshire im US-Senat. 1842 verzichtete er auf seine Wiederwahl und konzentrierte sich, auch auf Wunsch seiner Frau, auf seine Anwaltskarriere. Allerdings blieb er seiner Partei auf regionaler Bühne weiterhin aktiv verbunden.
Bei Ausbruch des amerikanisch-mexikanischen Krieges (1846–1848) meldete er sich freiwillig und nahm ab Anfang 1847 als Oberst und schließlich als Brigadegeneral an den Kämpfen teil. 1852 wurde der bundesweit eher unbekannte Pierce als klassischer Verlegenheitskandidat, auf den sich die Flügel der Demokraten einigten, für die Präsidentschaftswahlen nominiert. Hauptgegner von Pierce, der sich im Wahlkampf in Anlehnung an sein Idol Andrew Jackson „Young Hickory“ nennen ließ, war der Kandidat der Whigs, Pierces ehemaliger Vorgesetzter im Mexiko-Krieg Winfield Scott.
Auch um die in der Frage der Sklaverei zunehmend gespaltene Nation zu einen, betonte der am 4. März 1853 ins Weiße Haus einziehende Wahlsieger Pierce das „gottgegebene“ Recht der USA auf Expansion. Der 1853 als bis dahin jüngster US-Präsident vereidigte 48-jährige scharte konservative, sklavereifreundliche und expansionistische Berater und Minister um sich. So führte der spätere Südstaaten-Präsident Jefferson Davis das Kriegsministerium.
Pierces expansionistischer Kurs umfasste unter anderem Ambitionen auf die Annexion der spanischen Kolonie Kuba und eine Ausweitung auf Kosten der südlichen Nachbarrepublik Mexiko. Im Dezember 1853 erwarben die USA im Rahmen des „Gadsen Purchase“ von Mexiko für 10 Millionen Dollar ein etwa 40.000 qkm großes Ödgebiet, das den US-Territorien New Mexico und Arizona angegliedert wurde und das vor allem im Zusammenhang mit der Trassenführung der geplanten interkontinentalen Eisenbahn von wirtschaftlicher Bedeutung war. Im Frühjahr 1854 konnte Pierce durch die erzwungene Öffnung der bis dahin für den ausländischen Handel fast völlig verschlossenen Häfen Japans durch die Präsenz eines US-Flottengeschwaders einen weiteren Erfolg verbuchen. Dagegen entwickelte sich Pierces Kuba-Politik zum diplomatischen und innenpolitischen Desaster. Ein von drei wichtigen, Pierce nahestehenden US-Gesandten 1854 verfasste eine geheime Denkschrift („Ostende-Memorandum“), nach der es das Recht der USA sei, die Insel mit Gewalt zu annektieren, falls die spanische Krone einen Verkauf ablehnen würde, löste massive Entrüstung beim politischen Gegner aus und machte die USA auf diplomatischer Bühne handlungsunfähig. Die nachgiebige Haltung der Pierce-Administration bei der Beurteilung der, letztlich erfolglosen, Bemühungen des amerikanischen Glücksritters William Walker, in Zentralamerika eine eigene Herrschaft zu errichten, trugen zusätzlich zum schlechten Image von Pierce bei.
Entschieden überfordert war Pierce aber vor allem in der Frage der Sklaverei. Von entscheidender Bedeutung für die Eskalation dieser für das Schicksal der Nation zentralen Frage war Pierces Unterstützung des Gesetzesentwurfs „Kansas Nebraska Act“. Danach sollten die Siedler in den neuen Territorien Nebraska und Kansas in Volksabstimmungen darüber entscheiden, ob in ihren Territorien Sklaven gehalten werden dürften oder nicht. Diese Gesetzesvorlage stand im radikalen Widerspruch zum Missouri-Kompromiss (1820), nach dem US-Gebiet nördlich der Linie 36° 30‘ sklavenfrei sein sollte. Pierce unterzeichnete das Kansas-Nebraska-Gesetz am 30. Mai 1854 und löste heftige, zum Teil von Waffengewalt begleitete Reaktionen aus. In Kansas kam es in Folge zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen („Bleeding Kansas“).
Pierce verlor auch in der eigenen Partei zunehmend an Unterstützung und wurde trotz seines Wunsches, eine zweite Amtszeit zu beginnen, als erster und einziger Amtsträger in der Geschichte der US-Präsidenten von seiner Partei nicht zur Wiederwahl nominiert. Stattdessen wurde James Buchanan von den Demokraten aufgestellt, der 1857 Nachfolger von Pierce wurde.
Franklin Pierce zog sich nach Concord, New Hampshire, zurück und geriet rasch in Vergessenheit. Am 8. Oktober 1869 starb er dort an Leberzirrhose.
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