Walther von der Vogelweide Lebenslauf
In den meisten Fällen beginnt die
deutschsprachige Literaturgeschichtsschreibung mit dem
Namen eines Dichters, der wohl mit Recht als der erste
sichere Berufsdichter bezeugt ist und genannt werden
kann: Walter von der Vogelweide. Der bis in die heutige
Zeit bekannte Minnesänger, der als der größte Lyriker
des Mittelalters gilt, wurde vermutlich im letzten
Drittel des 12. Jahrhunderts geboren und starb
wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts, gesicherte Daten zu Lebenszeit oder
Geburtsort des Dichters sind nicht mehr vorhanden und
stützen sich lediglich auf vage Vermutungen.
Walthers herausragende Bedeutung als Lyriker zeigt sich
nicht nur durch die breite Überlieferung seiner Texte,
die jedoch durchaus für seinen literarischen Ruhm
spricht, da im Mittelalter vorwiegend geistliche
Schriften abgeschrieben und tradiert wurden und
poetische Texte nur aufgrund hoher Nachfrage und
Beliebtheit der Aufzeichnung wert befunden wurden.
Vielmehr manifestiert sich die Einzigartigkeit des
Dichters vor allem in einem historischen Dokument, einer
Reiserechnung des Bischofs Wolfger von Passau, der als
Förderer und Liebhaber der Literatur bekannt ist. In
dieser ist präzise festgehalten, dass Walther von der
Vogelweide am 12. November 1203 in einer
österreichischen Ortschaft fünf Silberpfennige für einen
Pelzrock erhalten habe. Dabei handelt es sich keineswegs
um eine lapidare Notiz, da es zu dieser Zeit nicht
üblich war, einen Dichter als solchen innerhalb eines
schriftlichen Dokuments zu nennen, vor allem die
namentliche Erwähnung gilt als unüblich und selten.
Zu Walthers Werk zählen vor allem Minnelieder und
Sangsprüche, seine Dichtungen galten als vortrefflich
und nachahmenswert, weshalb er bereits im 13.
Jahrhundert als Vorbild galt, dem viele Dichter
nachzueifern strebten.
Diese Bewunderung, die von zeitgenössischen und
nachgeborenen Literaten für Walther von der Vogelweide
und sein lyrisches Werk gehegt wurde, zeigt sich vor
allem in den Lebenszeugnissen, die in den Schriften
anderer
Dichter zu finden sind. Selbst die großen Epiker
der höfischen Literatur und der Heldendichtung erwähnen
in ihren Werken Walther, beispielsweise finden sich bei
Wolfram von Eschenbach, dem Dichter des "Parzival", und
Gottfried von Straßburg, dem Verfasser des "Tristan",
positive Anmerkungen über das herausragende Talent des
erfolgreichsten Lyrikers, den das Mittelalter im
deutschsprachigen Raum hervorbrachte.