Roger Willemsen Lebenslauf
Der am
15. August 1955 als Sohn
einer Kunstsachverständigen und eines
Kunsthistorikers in Bonn geborene Publizist,
Autor und TV-Moderator Roger Willemsen wurde
spätestens Anfang der 1990er Jahre einer der
bekanntesten der wenigen ein Massenpublikum
erreichenden Intellektuellen der Republik.
Willemsens Erfolg gründete sowohl auf seine
geschliffene, aber auch immer etwas
anekdotisch-plauderhafte Rhetorik als auch auf
seine außergewöhnliche
Bildung und sein ernsthaftes soziales
und politisches Engagement.
Der hochgewachsene (1,96 m) Brillenträger mit
dem stets zum Lächeln bereiten, freundlichen
Gesicht besuchte in seiner Geburtsstadt das
Helmholtz-Gymnasium. Willemsen blieb „wegen
stinkender Faulheit“, wie er später selbst
formulierte, zweimal sitzen und machte deshalb
erst relativ spät (1976) sein Abitur.
Danach studierte er Germanistik, Philosophie und
Kunstgeschichte an Universitäten in Bonn,
München, Wien und Florenz. Während des Studiums
jobbte er u. a. als Museumswärter und
Reiseleiter. 1984 promovierte er über ein
Robert-Musil-Thema und war danach bis 1986 als
Uni-Assistent am Fachbereich
Literaturwissenschaften Teil des Lehrkörpers der
Münchener Ludwig-Maximilians-Universität.
Willemsen beschloss, auf eine Uni-Karriere zu
verzichten und sich frei im Literaturbetrieb zu
bewegen. Seine begonnene Habilitationsschrift
zum Thema „Selbstmord in der Literatur“ reichte
er nicht ein, verwendete das aufbereitete
Material aber für sein 1986 erschienenes Buch
„Der Selbstmord in Berichten, Briefen,
Manifesten und literarischen Texten“. In den
Folgejahren machte sich Willemsen allmählich
einen Namen als Essayschreiber, Übersetzer,
Romanautor und Herausgeber.
Ausgedehnte Wanderjahre führten ihn nach
Südostasien und für drei Jahre auch als
Zeitungs- und Rundfunkkorrespondent nach London.
1991 begann seine Fernseh-Karriere mit einer
Anstellung beim Pay-TV-Kanal „Premiere“. Als
Frontmann des Interview-Tagesmagazins „0137“
(bis
1993) und von 1994 bis 1998 bei dem
ähnlichem ZDF-Format „Willemsens Woche“
profilierte er sich als exzellenter und
einfühlungsstarker Gesprächspartner von
hunderten von Prominenten und anderen
interessanten Persönlichkeiten. Parallel dazu
und auch danach zeichnete Willemsen für eine
Reihe von Fernseh-Porträts und –Dokumentationen
verantwortlich und moderierte wichtige
Kulturveranstaltungen. 2004 bis 2006 war er der
Moderator der renommierten Schweizer TV-Reihe
„Literaturclub“.
Neben seiner Präsenz auf dem Bildschirm, die er
ab 2006 auf Gastauftritte beschränkte, tauchte
Willemsen regelmäßig auch als Jazz-Moderator im
Radio oder auf der Bühne bei literarischen
Tourneen auf.
Willemsen konzentrierte sich aber nie
ausschließlich auf das rein Verkopfte, sondern
engagierte sich bereits früh bei Organisationen
wie Amnesty International, Attac, CARE
International oder Terre des Femmes. Sein Buch
„Hier spricht Guantánamo“ (2006) war eine
leidenschaftliche Polit-Anklage gegen das
Menschenrecht verletzende US-Regime.
Der mit zahlreichen Kulturpreisen geehrte
Willemsen, der in Bochum mit einer Gastprofessur
und in Berlin mit einer Honorarprofessur betraut
wurde, hat keine Familie gegründet. Für ein
gewisses Aufsehen sorgte seine etwa zweijährige
Beziehung mit der Promi-Moderatorin Sandra
Maischberger Anfang der 1990er Jahre.
Roger Willemsen, der zu den bekanntesten
Intellektuellen Deutschlands gehörte, starb am
7. Februar 2016 im Alter von 60 Jahren.
Seiten Roger Willemsen Steckbrief etc.
n.n.v.