Nikolaus Kopernikus Lebenslauf
Insbesondere im 19. und im 20.
Jahrhundert wurde der als Astronom
weltberühmte Nikolaus Kopernikus
(polnisch: Mikołaj Kopernik) oft sowohl
von deutscher als auch von polnischer
Seite mit national-propagandistischer
Zielrichtung als einer der Ihren
vereinnahmt. Zu Kopernikus´ Lebzeiten,
der Schwellenepoche zwischen Mittelalter
und Neuzeit, spielten
Nationalitäten-Zugehörigkeiten
allerdings eine wesentlich geringere
Rolle als in späteren Jahrhunderten.
Bedeutender waren Fragen der Religion,
des Standes und der
landesherrschaftlichen Zuordnung. Das
galt auch für den geographischen Raum,
in dem Kopernikus die meiste Zeit seines
Lebens verbracht hatte: West- und
Ostpreußen.
Nikolaus Kopernikus wurde am 19. Februar
1473 als Niklas Koppernigk in der damals
zur Hanse gezählten Weichselstadt Thorn
(polnisch: Toruń) geboren. Das außerhalb
des Heiligen Römischen Reiches deutscher
Nation gelegene Thorn war lange Teil des
Deutschen Ordensstaates gewesen. 1454
hatte Thorn als Mitglied des Preußischen
Städtebundes die Herrschaft des
Deutschen Ordens nach langen
kriegerischen Auseinandersetzungen
abgeschüttelt und war zur unabhängigen
Stadtrepublik geworden. 1466 /67
unterstellten sich Thorn sowie andere
Städte und Territorien der Region der
Schutzherrschaft des polnischen Königs
als autonomer, „Königliches Preußen“
genannter Ständestaat.
Niklas Koppernigk war das vierte und
jüngste Kind des angesehenen deutschen
Thorner Kaufmanns und Ratsherrn Niklas
Koppernigk dem Älteren und dessen Frau
Barbara Watzenrode. Nach dem frühen Tod
des Vaters übernahm der ebenfalls in
Thorn heimische Lucas Watzenrode
(1447-1510), ein Onkel
mütterlicherseits, die Verantwortung für
die Ausbildung seines Neffen. Lucas
Watzenrode wurde 1489 zum Fürstbischof
des weitgehend unabhängigen, unter
polnischem Protektorat stehenden
Fürstbistums Ermland gewählt.
Der einflussreiche Onkel ermöglichte
Niklas Koppernigk, der sich latinisiert
„Nicolaus Coppernicus“ und
re-eingedeutscht „Nikolaus Kopernikus“
nannte, umfangreiche Studien. Von 1491
bis 1494 besuchte der junge Kopernikus
die Krakauer Universität und studierte
dort neben Theologie auch
Astronomie und
Mathematik. 1495 zum Stiftsherr in der ermländischen Hauptstadt Frauenburg
(polnisch: Frombork) ernannt, schickte
ihn der Fürstbischof 1496 an die für
ihre Rechtsfakultät bekannte Universität
Bologna. 1501 wechselte er an die
Universität Padua, wo er auch
medizinwissenschaftliche Veranstaltungen
besuchte. Auch in die Italien hörte
Kopernikus Vorlesungen in Astronomie.
1503 promovierte er in Ferrara zum
Doktor des kanonischen Rechts.
Nach seiner Rückkehr nach Frauenburg
diente er seinem Onkel als Leibarzt,
Sekretär und Verwaltungsfachmann.
Regelmäßig vertrat er Ermland, das auch
nach der Reformation anders als die
umliegenden preußischen Gebiete am
katholischen Glauben festhielt, in
politischen Gremien. Beim letzen
militärischen Versuch des Deutschen
Ordens („Reiterkrieg 1519-21“), das
Ermland wieder unter seine Kontrolle zu
bringen, organisierte Kopernikus als
Administrator erfolgreich die
Verteidigung der ermländischen Stadt
Allenstein. 1537 war Kopernikus Kandidat
bei der anstehenden Bischofswahl,
unterlag aber seinem Gegenkandidaten.
Kopernikus praktizierte noch bis kurz
vor seinem Tod am 24. Mai 1543 als Arzt.
Kurz vor Ende seines Lebens
veröffentlichte Kopernikus auf Drängen
seiner Freunde das Werk, das ihn berühmt
machen sollte: „Über die Umschwünge der
himmlischen Kreise“ („De Revolutionibus
Orbium Coelestium“). Kopernikus, der
sich neben seiner beruflichen Tätigkeit
ständig mit astronomischen Forschungen
beschäftigt hatte, hatte lange gezögert,
seine Theorien, die er selbst für noch
nicht ausreichend belegt einstufte, zu
publizieren. Nach dem positiven Echo der
von Georg Joachim Rheticus 1540
veröffentlichten „Narratio Prima“, die
die Kopernikus´ Vorstellung eines
heliozentrischen Weltbildes
kurz anriss, ließ sich Kopernikus 1543
schließlich doch zum Schritt in die
Öffentlichkeit bewegen. Im Gegensatz zum
bis dahin die herrschende Meinung
bestimmenden „Ptolemäischen Weltbild“,
das von der Erde als Mittelpunkt des
Universums ausging, um das sich die
Sterne bewegen, sah Kopernikus die Sonne
als zentrales Element im All. Im
Gegensatz zu den Vertretern des
geozentrischen Weltbildes behauptete
Kopernikus, dass die Erde und die
anderen Planeten um die Sonne kreisen
würden.
Wenn Kopernikus´ These vor dem
Hintergrund der weiteren Forschung auch
bezüglich der Ausdehnung des Alls
schließlich als veraltet galt, so
erlangte das von Kopernikus erkannte
Prinzip der Wechselwirkung zwischen
Sonne und Planeten bis in die Moderne
nachwirkende Anerkennung. Von
Kopernikus´ Zeitgenossen wurde das mit
der Alltagswahrnehmung scheinbar nicht
in Übereinstimmung zu bringende
heliozentrische Weltbild allerdings
mehrheitlich verworfen, wenn es in der
Fachwelt auch immer wieder diskutiert
wurde. Erst in den 1720er Jahren gelang
dem englischen Astronom James Bradley
der endgültige Beweis für die
Richtigkeit des kopernikanischen
Weltbildes.
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