Franz Liszt Leben

  Besonders beeindruckt hatte ihn Metternich, der gefürchtete Kanzler, der sich ihm gegenüber sehr wohlwollend verhielt, derselbe, der Beethoven eine Jahresrente versagte und auch Schubert nicht beachtete. Doch ihn, den kleinen Liszt unterstützte er großmütig. Franzl kam das einstige Pressburger Konzert erst durch des Vaters Erwähnung wieder so richtig in den Sinn. Dem Auftreten von Franzl war auch dieses Mal glanzvoll und die Magnaten, die ihn damals finanziell zu unterstützen versprochen hatten, lösten nun ihr Versprechen ein und stifteten 600 Gulden. Adam Liszt war es zufrieden. Auf eine regelmäßige Zahlung hatte er ohnehin nicht gehofft. Doch vielleicht würde der Fürst noch einmal helfen. Adam Liszt bat um eine Verlängerung seines Urlaubs, aber statt der erbetenen zwei Monate, genehmigte Esterházy nur vierzehn Tage. Diese Zeit reichte immerhin aus, um eine Einladung nach Pest anzunehmen. Dort gab Franzl mehrere Konzerte. An den Häusern waren Plakate angebracht, auf denen sich der junge Künstler dem ungarischen Volke als Neuling ankündigte und sein Glück benannte, dem Vaterlande das erste Opfer innigster Anhänglichkeit darbringen zu dürfen. Er drückte die Hoffnung aus, einst ein Zweig der Zierde des schönen Vaterlandes zu sein. Vater Liszt, der den Text mit Bedacht gewählt hatte, hoffte sich hierin mit seinem Sohn im Einklang, wenngleich diesem selbst jegliches Taktieren fremd war. Auch konnte er nicht ermessen, welche Sorgen und Gedanken den Vater um seiner, Franzls, Karriere willen quälten. Fünf Konzerte wurden mit großem Erfolg absolviert und Franzl hatte, so berichteten die Gazetten, die Herzen der Pester im Sturm erobert. Die Begeisterung war Straßengespräch und es kam vor, dass eine Begrüßung der Frage weichen musste, ob man schon den kleinen Wunderknaben gehört habe. Erst danach wünschte man sich einen guten Tag. Von Pest reisten Vater und Sohn weiter nach Eisenstadt. Adam Liszt hatte seinen Entschluss längst gefasst und nutzte diesen Besuch, um von Freunden Abschied zu nehmen. Dass es ein Abschied für immer sein sollte, konnte er nicht wissen. Am 27. Mai gab Franzl noch ein Konzert in Pressburg, dann ging es zurück nach Wien. Inzwischen war Esterházy allmählich ungehalten über das lange Fernbleiben seines Schäfereimeisters. Er stellte ihm ein Ultimatum. Daraufhin quittierte Adam Liszt seinen Dienst, den er 22 Jahren treu ergeben geleistet hatte. Er grollte dem Fürsten, obwohl dieser ja durchaus seine Verdienste an der Förderung des Knaben geleistet hatte. Ja, er hatte dem Beamten Adam Liszt sogar ein Zeugnis ausgestellt hatte, damit die Familie Pässe für ihren Grenzübertritt bekam. Trotzdem sah Liszt vorerst nur seine eigenen Mühen. Jetzt stand das größte aller Opfer bevor. Er musste sämtliche Brücken hinter sich abbrechen. Die Notwendigkeit, mit Franzl nach Paris zu gehen, die Ausbildung am Konservatorium zu vervollkommnen und ihm die Welt zu eröffnen, hatte nun Vorrang. Anna Liszt setzte sich zu ihrem Mann, der über verschiedene Papiere gebeugt, konzentriert in seine Arbeit vertieft war. „Wir werden über Bayern fahren, dort kann Franzl Konzerte geben. Mit dem Empfehlungsschreiben, das ich von Metternich bekommen habe, ist das gewiss zu realisieren“, sagte er wie zu sich selbst. „Ja, Adam, und es hilft wohl auch, die Reisekasse aufzubessern. Das meinst Du doch, gell?“ Liszt schaute seine Frau an, doch es lag kein Vorwurf in ihren Worten. „Nun ja, es kann nicht schaden, wenn Franzl etwas zu unserem Lebensunterhalt beiträgt. Aus Eisenstadt können wir keine Hilfe mehr erwarten.“  

 Obwohl der Aufenthalt in Wien nur anderthalb Jahre gedauert hatte >>>

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