Julia Tymoschenko Lebenslauf

Als sie inhaftiert wurde, waren einige Länder auf ihrer Seite und sprachen ihre Anteilnahme aus. So auch Deutschland, wo hauptsächlich von einer politisch motivierten Strafverfolgung ausgegangen wurde. Selbst Putin zeigte sich Timoschenko gegenüber großzügig, besonders seit ihrer Erkrankung während der Haft.
Julia Timoschenko wurde 2011 von einem ukrainischen Bezirksgericht zu sieben Jahre Gefängnis verurteilt, aufgrund einer Amtsüberschreitung bei der Unterzeichnung von Gasverträgen mit Russland. Seit Dezember 2011 sitzt Timoschenko ihre Strafe ab, versucht aber, auf sich und die ihr widerfahrene Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen.
Der ehemals russische Präsident Medwedew hielt sich, wie Putin auch, bedeckt. Timoschenko ging in Hungerstreik, der Westen stand hinter ihr. Aber ganz so unschuldig ist die Politikerin nicht, hat ihre zwei Gesichter, ist sowohl Demokratin als auch Oligarchin. Russland und die Ukraine schlagen sich mit Oligarchen und Industriellen herum, die die Politik mitbestimmen. Korruption und Machtinteressen sind an der Tagesordnung. Das sollte auch bald Timoschenko zu spüren bekommen, die ihrerseits in diese Branche einstieg und dort Millionen scheffelte.
Geboren wurde Julia Timoschenko am 27. November 1960 in Dnipropetrows in der Ukraine. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie drei Jahre alt war. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf, lebte mit der Mutter in einer Plattenbauwohnung.
Die Schulzeit war von aktiven Beschäftigungen ausgefüllt, darunter verschiedene Sportarten wie Fußball oder Volleyball. Studiert hat sie Wirtschaftswissenschaft, lernte im Alter von neunzehn Jahren auch ihren Zukünftigen kennen und heiratete Olexandr Tymoschenko 1979.
Mit eigenem und elterlichen Kapital baute die taffe junge Frau dann nach einigen beruflichen Erfahrungen ihre erste Firma auf, die landwirtschaftlich genutzte Erdölprodukte auf den Markt brachte. Bald wurde sie Geschäftsführerin eines angesehenen ukrainischen Energiekonzerns und konnte so ein ansehnliches Vermögen verdienen. Zu dieser Zeit brach die Sowjetunion zusammen, so dass sich der Einstieg ins Energiegeschäft lohnte. Benötigt wurden starke Nerven und gute Kontakte, womit Timoschenko und ihr Mann aufwarten konnten.
Was sich geschäftlich rechnete, sollte Timoschenko auch in die Politik führen. Sie ließ sich als Kandidatin aufstellen und wurde 1996 für den Wahlkreis Kirowohrad ins ukrainische Parlament gewählt. Nicht lange danach gründete sie ihre eigene Partei.
Julia Timoschenko trug während dieser Zeit die Verantwortung für den gesamten Energiebereich der Ukraine und erhielt den Spitznamen „Gasprinzessin“. 1999 wurde sie Energieministerin und sollte vor allen Dingen die Korruption bekämpfen. Bereits in diese Zeit fallen die ersten Vorwürfe gegen Timoschenko, u. a. wurde in Russland gegen sie ein Verfahren wegen Bestechung des Militärs einberufen. Es folgten Anklagen wegen Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung. Gleichfalls fragwürdig waren ihre Verbindungen zu dem damaligen Regierungschef Pawel Lasarenko, der sie protegierte und 2006 wegen Geldwäsche verurteilt wurde.
Auch mit dem ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma lag Timoschenko in einer Art Dauerkonflikt. Dieser hatte gute Beziehungen nach Russland, große Industrielle standen hinter ihm. Während der Orange-Revolution, als tausend reformwillige Ukrainer auf die Straßen stürmten und zentrale Plätze belagerten, wurden Timoschenko und der gelernte Raketentechniker Juschtschenko das Führungsduo dieser Zeit. Gemeinsam erstiegen sie die Stufen der Macht und schufen unter diesen fragilen Bedingungen immerhin so eine Art Demokratie.
Schließlich aber kam es zu einer Krise zwischen beiden und Timoschenko stand schnell allein da. Der von Oligarchen unterstützte Staatschef Viktor Janukowitsch feierte seinen neuen Herrschaftsanspruch und startete gleichzeitig einen Rachefeldzug gegen Timoschenko, die er damit hoffte, endgültig loszuwerden, weil diese behauptete, seine Wahl wäre gefälscht gewesen.
Daraufhin leitete die Ukraine ein neues Verfahren gegen die Politikerin ein, diesmal wegen einer Zweckentfremdung von Geld aus dem Emissionshandel und wegen Verdacht auf Mord. Letztere Anklage blieb nebensächlich, vielmehr ging es der Ukraine darum, die 120 Millionen Dollar Schadensersatz zurückzuerhalten, für die Timoschenko belangt wurde. Hinzu kamen sieben Jahre Gefängnis, ein Aufenthalt hinter Gittern, der sich durch besonders schlechte Bedingungen auszeichnete, darunter rassistische Gewalttaten, Zwangsprostitution und Aidsgefahr.
Timoschenko zeigte der Welt blaue Flecken und behauptete, geschlagen worden zu sein. Noch tragischer wurde ein Bandscheibenvorfall, der große Schmerzen verursachte und einer medizinischen Versorgung bedurfte. Timoschenko protestierte gegen die Bedingungen mit einem Hungerstreik.
Die Menschen, die hinter ihr standen, waren nicht so zahlreich, wie Timoschenko und ihre Familie es sich erhofften. Gerade in der Ukraine kämpfen die Menschen mit den eigenen dürftigen Alltagsbedingungen.
Durch ihre Erkrankung und den Hungerstreik erhielt Timoschenko schließlich Hafterleichterung und wurde in ein Gefängnis in Charkow verlegt.
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n.n.v.