John Galliano Lebenslauf
Der „Kostümbildner unter den
Modemachern“ (FAZ) Juan Carlos Antonio
Galliano Guillén, der sich später John
Galliano nannte, kam am
28. November
1960 in Gibraltar in einer
Arbeiterfamilie zur Welt. Seine Mutter
war die Spanierin Anita Guillén und sein
Vater John J. Galliano ein Installateur
mit anglo-italienischen Wurzeln. 1966
zog die Familie, zu der noch zwei
Schwestern gehörten, nach London.
Schon als Kind zeigte Galliano viel
Interesse an Kunst, Design und Mode.
Nach der Schulzeit besuchte er die
renommierte St. Martin’s School of Art
in London, die er 1984 im Fach Design
abschloss. Seine im letzten
Ausbildungsjahr entworfene Kollektion
„Les incroyables“, in der er kulturelle
Einflüsse der
Französischen Revolution verarbeitete,
brachte ihm die Aufmerksamkeit einer
Londoner Top-Modeboutique.
Nach seinem Studienabschluss arbeitete
Galliano als selbständiger Modedesigner
in London. Er beeindruckte die Fachwelt
sowohl mit seinen extravaganten
Entwürfen als auch mit seinem
persönlichen Auftreten. Seine
wild-romantischen Kleiderentwürfe
erwiesen sich allerdings als kaum
verkäuflich. Doch er galt als brillant
und als eines der größten Talente der
internationalen Modeszene. Die
Geschäftswelt zeigte schnell Interesse
an ihm. In Partnerschaft mit dem
dänischen Geschäftsmann Peder Bertelsen
beeindruckte Galliano mit den
gemeinsamen Kollektionen nachhaltig.
1987 erhielt er erstmals die
Auszeichnung als „British Designer of
the Year“.
Das hatte zur Folge, dass auch
international bedeutsame Modeunternehmen
auf ihn aufmerksam wurden. John Galliano
fasste zu Beginn der neunziger Jahre
gerade mit seinen exzentrischen und als
oft „untragbar“ geltenden Entwürfen und
Ideen auch in Paris Fuß. Bertelsen
entzog ihm allerdings gerade jetzt seine
finanzielle Unterstützung, da er mit dem
kommerziellen Erfolg der gemeinsamen
Arbeit unzufrieden war. Galliano ließ
sich von den Schwierigkeiten nicht
entmutigen. Er produzierte zunächst
unregelmäßig und war ständig auf der
Suche nach neuen Sponsoren, die ihm
wenigstens den Kauf von Stoffen für
seine Modelle ermöglichten.
Sein Durchhaltevermögen sollte sich im
Herbst 1993 als Erfolg erweisen. Die
Direktorin und Vizepräsidentin des New
Yorker Luxuskaufhauses „Bergdorf
Goodman“, Ellin Saltzmann zeigte sich
von seiner Präsentation nachhaltig
beeindruckt. Gallianos Modenschau war
für sie das Aufregendste, was sie in
Europa zu sehen bekam. Daraufhin nahm
sich Anna Wintour, „Vogue“-Herausgeberin
und Kritikerin der internationalen
Modewelt, des jungen Modedesigners an.
Sie verschaffte John Galliano im
Frühjahr 1994 einen neuen Finanzier, was
ihm die Einrichtung eines neuen Ateliers
in der Nähe der Pariser Bastille-Oper
ermöglichte. In diesem und dem folgenden
Jahr begleitete die internationale
Fachwelt seine Kollektionen mit großem
Interesse.
Galliano hatte den Aufstieg in die Haute
Couture geschafft. 1996 stellte ihn der
Luxuskonzern LVMH als Nachfolger von
Hubert de Givenchy als Chefdesigner ein.
Er entwarf pro Jahr zwei Prêt-à-porter-
und zwei Haute-Couture-Kollektionen. Die
Fachwelt zeigte sich überrascht, wie es
Galliano gelang, seine extravaganten
Kreationen mit der
Philosophie einer
distinguierten Mode des Hauses Givenchy
zu vereinen.
Im Oktober 1996 löste der Modedesigner
auch den Chefdesigner Gianfranco Ferré
beim zum LVMH-Konzern gehörenden
Modehaus Dior ab. Galliano setzte sich
dabei unter anderem gegen Jean-Paul
Gaultier und Christian Lacroix durch.
Auch hier überzeugte er ab Januar 1997
die Fachpresse und die Kritiker, da es
ihm gelang, seine persönliche
Designernote mit dem traditionellen
Geist des Modehauses zu verbinden und
daraus innovative Kollektionen zu
entwickeln.
Er entwickelte jetzt parallel zwei
Prêt-à-porter- und
Haute-Couture-Kollektionen pro Jahr für
Dior und
seine eigene Marke weiter. Kennzeichnend
für Galliano waren seine
Selbstinszenierungen am Ende der
Laufstegvorführungen. Passend zur
jeweils aktuellen Linie trat er in immer
wieder neuen Rollen auf, einmal als
Indianer mit Federschmuck oder auch als
muskelbepackter Pirat usw. In den
folgenden Jahren lieferte er beständig
Entwürfe von hoher Qualität und solider
Arbeit.
Im Februar 2011 fand seine bisherige
steile Karriere als Modedesigner ein
abruptes Ende. Sein zwar finanziell gut
abgesichertes, aber unter einem hohen
Leistungsdruck stehendes Leben hatte ihn
ausgelaugt und zunehmend demotiviert.
Zusätzlich bereitete der Tod seines
Lebensgefährten und engen Mitarbeiters
Steven Robinson (2007) ihm anhaltende
Probleme. Er versuchte dem Druck durch
Alkohol- und Tablettenkonsum zu
entkommen und geriet doch immer tiefer
in eine Sinnkrise. Schließlich entlud
sich seine Wut und Verzweiflung, in dem
er im Pariser Restaurant „La Perle“
stark alkoholisiert andere Gäste
rassistisch und antisemitisch
beschimpfte. Dior suspendierte ihn als
Chefdesigner. In einem Prozess wurde
Galliano zu einer Geldstrafe von mehr
als 6.000 Euro auf Bewährung verurteilt.
Für John Galliano wurde die
Auseinandersetzung mit seinem Verhalten
zu einer Auseinandersetzung mit seiner
Lebenseinstellung. Er musste erkennen,
wie verwöhnt und unselbständig er bisher
gelebt hatte. Er absolvierte eine
Entziehungskur, eine Therapie und
engagierte sich in der
Anti-Defamation-League. Einstige
Kollegen hielten zu ihm, ohne sein
Verhalten zu entschuldigen oder ihn zu
verteidigen. Die Models Linda
Evangelista und Kate Moss unterstützten
ihn. Schließlich war es erneut Anna
Wintour, die John Galliano den Weg
zurück in die Modebranche ebnete. Sie
vermittelte 2013 eine Zusammenarbeit mit
dem Modeschöpfer Oscar de la Renta in
New York.
Homepage John Galliano
Webseite
www.johngalliano.com - die offizielle John Galliano Homepage
John Galliano Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.