Götz Werner Lebenslauf

Götz Wolfgang Werner, geboren am 05. Februar 1944 in Heidelberg, war der Gründer der Kette dm-drogerie markt, stand ihr bis zu seinem Tod im Aufsichtsrat vor und war über 35 Jahre ihr Geschäftsführer. Bedeutsam war sein Lebenswerk durch sein unternehmerisches Konzept ebenso wie sein wissenschaftliches und soziales Engagement. Er leitete bis 2010 das Institut für Entrepreneurship in Karlsruhe, war Aufsichtsratsmitglied der ökologisch-ethischen GLS-Bank und Gründer von mehreren Initiativen für unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung.

Herkunft und Weg zum Unternehmer
Götz Werner kam aus einer traditionellen Drogistenfamilie, die Mutter war Psychologin. Er erlernte den Beruf des Drogisten (Handelsschule Konstanz bis 1964) und erwarb die nötige Berufspraxis in mehreren Handelsunternehmen, bis er 1968 in das Heidelberger Drogeriegeschäft seiner Eltern eintrat. In seiner Jugend war er begeisterter Ruderer und wurde 1963 Deutscher Jugendmeister. Nach nur einem Jahr im Geschäft seiner Eltern wechselte er zu einer Karlsruher Großdrogerie und versuchte dort erstmals, die Idee eines Discounter-Prinzips einzubringen, die jedoch abgelehnt wurde. Daraufhin machte er sich selbstständig, die erste eigene Drogerie gründete er 1973 in Karlsruhe unter dem Namen „dm“ für „Drogeriemarkt“. Er baute mehrere Filialen auf, 1976 expandierte er nach Österreich, wo ein früherer Partner aus dem Rudersport die Landesvertretung von dm übernahm. Im Jahr 1978 hatte dm über 100 Filialen in Deutschland, Ende 2011 existierten 2.536 Filialen in Europa, in denen 36.000 Mitarbeiter rund sechs Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten. Götz Werner besitzt ein geschätztes Vermögen von etwas mehr als einer Milliarde Euro. Seit 2003 hatte er die Professur in Karlsruhe inne, 2008 wechselte er bei dm von der operativen Geschäftsführung in den Aufsichtsrat. Götz Werner hatte sieben Kinder und war zwei Mal verheiratet.

Unternehmerische Grundlagen
Der Erfolg von dm beruht auf dem Discounter-Prinzip, das es in dieser Branche vorher nicht gegeben hatte, wohl aber im Lebensmittelhandel und in anderen Bereichen. Die Idee lag also in der Luft, es musste sie ein Unternehmer aufgreifen, der gleichzeitig ein ausgeprägtes Marktgespür und solide Branchenkenntnisse mitbringt. Beides traf bei Götz Werner zusammen, wobei die Bedeutung einer intelligenten, ehrgeizigen Unternehmerpersönlichkeit nicht unterschätzt werden durfte. Zum Discounterprinzip gehört die Selbstbedienung, ebenso sind hohe Rabatte beim Einkauf zwingend. Das erfordert eine sehr solide finanzielle Kalkulation, hohe finanzielle Disziplin und sehr vorausschauendes Denken. Denn nur durch riesige Abnahmemengen gewähren die Lieferanten einen signifikanten Rabatt. Im Jahr 1973 wurde jedoch die Preisbindung für Drogerieprodukte aufgehoben - so wie 2004 für Apothekenprodukte - und damit der Startschuss für echten Wettbewerb gegeben. Und Götz Werner hatte sich schließlich schon fünf Jahre zuvor mit der Idee des sehr preiswerten Verkaufs an Endverbraucher beschäftigt. Er war also auf die Situation gut vorbereitet und nutzte sie ausgezeichnet, bis seine Expansion das Unternehmen selbst zu Reformen zwang, der schieren Größe wegen. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde daher den Filialen eine wesentlich höhere Selbstständigkeit übertragen, die damit in ihrem regionalen Einzugsgebiet weiterhin stark wettbewerbsfähig blieben. Sie können ihr Sortiment und sogar ihre Gehälter selbst bestimmen (in gewissen Grenzen), was zu einem gesunden Ausgleich auf Regionalmärkten führt. Gleichzeitig achtete Götz Werner immer auf die Zufriedenheit seiner Kunden wie seiner Belegschaft. Diese Grundhaltung, die ihn von einem Anfang 2012 gescheiterten Konkurrenten grundlegend unterscheidet, dürfte ein ebenso wichtiger Baustein seines Erfolges sein. Er bekannte sich zur Anthroposophie, lebte sie immer in seinem Unternehmen und wurde vielfach geehrt, unter anderem 2003 mit dem Fairness-Preis der Frankfurter Fairness-Stiftung. Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde ihm 2008 das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen.
Götz Werner verstarb 8. Februar 2022 im Alter von 78 Jahren in Stuttgart.