Georges Bizet Lebenslauf
Der Franzose Georges Bizet erwarb
vor allem durch ein Werk Weltruhm –
„Carmen“. Den Mega-Erfolg seiner 1875
uraufgeführten Oper erlebte der früh
verstorbene Komponist nicht mehr.
„Carmen“ war lange das einzige Werk von
Bizet, das in der Fachwelt und beim
Publikum beachtet wurde. Erst im 20.
Jahrhundert entwickelte sich auch ein
größeres Interesse an den anderen
Bizet-Werken.
Bizet war am
25. Oktober 1838 im 9.
Arrondissement von Paris als einziges
Kind von Adolphe Amand Bizet und
Léopoldine Joséphine Bizet (geb.
Delsarte) in eine musikbegeisterte
Familie hineingeboren worden. Der Vater,
ursprünglich Friseur und Perückenmacher,
trat als Gelegenheitssänger auf und
versuchte sich, vornehmlich erfolglos,
als Komponist. Mutter Léopoldine
Joséphine Bizet war Pianistin und
Schwester eines bekannten Gesangs- und
Sprechlehrers: François Delsarte (1811 –
1871) erarbeitete sich als neue Wege
beschreitender Reformer der
Bühnenpädagogik einen hervorragenden
Platz in der Theater-Geschichte. Die
Bizets waren arm, aber kultiviert.
Der kleine Bizet wurde unter dem
Lang-Vornamen „Alexandre-César-Léopold“
standesamtlich registriert, aber
allgemein „Georges“ genannt. Auf diesen
Namen wurde er 1840 dann auch in der
katholischen Pariser Kirche Église
Notre-Dame-de-Lorette getauft. Bizets
Mutter brachte ihrem Sohn bereits im
Kleinkindalter Noten bei und gab ihm
Klavierunterricht. Der begabte Georges
Bizet bestand mit neun Jahren die
Aufnahmeprüfung für das berühmte
Musikkonservatorium („Conservatoire de
Paris“). Am 9. Oktober 1848 wurde er am
Konservatorium aufgenommen und lernte
dort bis 1857 unter anderem
Harmonielehre und Komposition. Daneben
bekam er privaten Klavierunterricht bei
der Pianisten-Größe
Pierre-Joseph-Guillaume Zimmermann (1785
– 1853), der von der Ausnahmebegabung
des Jungen überzeugt war. 1851 gewann
Bizet den zweiten Konservatoriums-Preis
für seine Fähigkeiten am Klavier, 1852
folgte der erste Preis.
In seiner Konservatoriums-Zeit
komponierte Bizet etliche Musikstücke,
die aber verschollen gingen oder erst
lange nach seinem Tod aufgeführt wurden.
Seine 1855 geschriebene, aber erst 1933
im Konservatoriums-Archiv
wiederentdeckte und 1935 uraufgeführte
„Symphonie in C“ überraschte die
Nachgeborenen durch ihre erstaunliche
Ausgereiftheit.
1857 konnte Bizet mit der Komposition
der einaktigen Operette „Le docteur
miracle“ (Libretto: Leon Battú / Ludovic
Halévy) einen von Jacques Offenbach
ausgelobten Musikwettbewerb für sich
entscheiden. Preis war die Möglichkeit,
das Stück in Offenbachs winzig-kleinem,
aber bei den Parisern extrem beliebten
Operetten-Theater aufführen zu können.
Im selben Jahr gewann Bizet mit der
Kantate „Clovis et Clotilde“ einen der
renommiertesten Musik-Preise seiner
Zeit. Der „Prix de Rome“ war im 17.
Jahrhundert von König Ludwig XIV.
ursprünglich für bildende Kunst
gestiftet worden und wurde bis 1968 von
der „Académie des Beaux-Arts“ für
herausragende künstlerische Leistungen
vergeben. Den 1803 für die Sparte Musik
zusätzlich gestifteten „Rompreis“ hatten
unter anderem Hector Berlioz, Claude
Debussy und der Förderer und spätere
Schwiegervater von Bizet, Professor
Fromental Halévy (1799 –
1862),
erhalten. Mit dem Preis war ein
dreijähriges Stipendium für einen
Studienaufenthalt in Rom verbunden.
Bizet trat seinen Rom-Aufenthalt ein
halbes Jahr nach der Uraufführung von
„Le docteur miracle“ (9. April 1857, in
Offenbachs „Theatre des
Bouffes-Parisiens“) an.
Die Atmosphäre in der akademie-eigenen
Villa Medici empfand Bizet als
„paradiesisch“. Sein hier komponiertes,
einziges religiöses Werk „Te deum“ blieb
farblos. Entgegen der Akademie-Vorgaben
für zu erbringenden Arbeiten der
Stipendiaten lieferte der wegen des
Misserfolgs seines Tedeums frustrierte
Jungkomponist als nächste Arbeit keine
Messe, sondern
1859 eine Opera buffa ab.
Die Akademie-Verantwortlichen verziehen
ihm diesen Regelbruch und lobten die
Opera buffa „Don Procopio“ als frisch
und gelungen. Ebenso konnte Bizet mit
der 1860 vollendeten symphonischen Ode
„Vasco da Gama“ Wohlwollen ernten.
1860 nach Paris zurückgekehrt, fiel
Bizet in eine schöpferische Krise, die
durch persönliche Unglücksfälle (seine
Mutter starb kurz nach seiner Rückkehr
aus Rom) und finanzielle Sorgen
begleitet war. Schließlich musste Bizet,
der von gelegentlichen
Auftragskompositionen nicht leben
konnte, als Arrangeur für andere
Komponisten und als Klavierlehrer Geld
verdienen. Seine in dieser Zeit
entstandene Oper „Ivan der Schreckliche“
fand keinen Abnehmer und wurde erst 1946
uraufgeführt. 1863 wurde seine Oper „Les
pêcheurs de perles“ („Die
Perlenfischer“) von der Kritik zerrissen
und geriet sofort in Vergessenheit. Erst
1867 gelangte wieder ein Bizet-Werk zur
Aufführung: Die Oper in vier Akten „La
jolie fille de Perth“ schrieb Bizet im
konventionellen Stil als Brotarbeit ohne
betont kreativen Anspruch. Aber auch
diese Arbeit blieb ohne großen Erfolg.
1869 heiratete Bizet Geneviève Halévy
(1849 – 1929), obwohl deren Familie ihn
zunächst als
„armen Schlucker, linken und
antireligiösen Bohemien“ ablehnte. Die
Heirat gab Bizet neue Schaffensenergie
und er machte sich daran, ein
Halbdutzend Opern- und
Operetten-Projekte zu verfolgen. Während
des Deutsch-Französischen Krieges
1870/71 wurde Bizet Mitglied der Pariser
Nationalgarde.
Nach dem Krieg und den darauf folgenden
unruhigen Monaten des Aufstandes der
Pariser Commune erlebte Bizet 1872 mit
der komische Oper „Djamileh“ und der
Bühnen-Komposition „L´Arlesienne“ wieder
Misserfolge. Die Chance einer Anstellung
als Chorleiter an der Pariser Oper
zerschlug sich ebenfalls.
Seine am 3. März 1875 in der Pariser
Opéra-Comique uraufgeführte Drama-Oper
„Carmen“ wurde zunächst vom Publikum
unter anderem wegen der drastischen
Milieuschilderung eher ablehnend
beurteilt. Doch trugen die frenetischen
Kritiken zahlreicher Musikgrößen und vor
allem der Riesenerfolg einer vor allem
tänzerisch aufgearbeiteten Fassung in
Wien im Oktober 1875 zum Durchbruch der
Oper bei. „Carmen“ wurde schließlich zu
einer der meistgespielten
Musiktheater-Werke der Geschichte.
Möglicherweise hat die erste, sich
zunächst als erneuter Misserfolg
darstellende Publikumsreaktion auf
„Carmen“ dazu beigetragen, dass die
körperlichen Abwehrkräfte Bizets
erschöpft wurden. Vielraucher Bizet litt
an einem schweren Kehlkopfleiden und
erlitt am 1. Juni 1875 einen Herzanfall.
Zwei Tage später starb er im Pariser
Vorort Bougival. Bizet wurde auf dem
Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Er
hinterließ seine Witwe und den
gemeinsamen Sohn Jacques Bizet (1872 –
1922).
Georges Bizet Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.