Francisco de Goya Lebenslauf

Die moderne Malerei wäre ohne ihn als Wegbereiter nicht denkbar – Francisco de Goya. Er ebnete der surrealistischen und der expressionistischen Kunst den Weg, beeinflusste die Kunst seiner eigenen Zeit und an seinem Werk orientierten sich nicht nur spätere Künstler, sondern er wurde auch zum Gegenstand literarischer und cineastischer Werke. Die menschliche Psyche in Bildern – das war Goyas hauptsächliches Anliegen. Reale Darstellungen in abstrahierter Form, die doch auf ihre Art klare Aussagen erkennen ließen, auch das war Goya. Ebenso die Abgründe, die er selbst durch Depressionen und Taubheit kennenlernte, bannte er auf seine Bilder.
Francisco de Goya, dessen vollständiger Name Francisco José de Goya y Lucientes war, kam am 30. März 1746 in Fuendetodos, in der spanischen Provinz Zaragoza (Saragossa), zur Welt. Seine Mutter, Gracia Lucientes y Salvador, war eine unvermögende Landadelige. Sein Vater, José de Goya, der 1781 starb, war als Vergolder ein angesehener Handwerker. Goya war das viertgeborene Kind der Familie. Er hatte zwei Schwestern und drei Brüder. In der Werkstatt des Vaters, die der älteste Sohn Tomás übernahm, reichten die Einkommensmöglichkeiten nicht auch noch für ihn.
Der Barockmaler José Luzan (1710-1785) wurde sein erster Lehrer, bei dem er ab 1760 in Saragossa Unterricht nahm. Es folgte eine Lehrzeit in Madrid bei Francisco Bayeu y Subias (1734-1795), einem Maler aus einer angesehenen Familie mit einer langen Künstlertradition. Bayeu selbst war auch schon ein Schüler von Goyas erstem Lehrer, José Luzan, gewesen. Goya lernte bei Bayeu nicht nur viel über die Malerei, er lernte auch dessen Schwester Josefa kennen, die er 1773 zur Frau nahm.
Seine Aufenthalte in Italien erlebte Goya als sehr inspirierend. Als er 1771 nach Saragossa zurückkehrte, hatte er eine Auszeichnung der Akademie von Parma in der Tasche, die ihm der Gewinn eines Wettbewerbs eingebracht hatte. Vorerst wandte er sich in seiner alten Heimat der Malerei von Fresken zu, schuf religiöse Motive. Nach drei Jahren siedelte er erneut nach Madrid um, entwarf etwa ein Jahr lang Modelle für die Teppichherstellung in der königlichen Manufaktur Santa Bárbara. Ländliche Szenen, die sich in unverklärter Art an die Wirklichkeit hielten, einfache, volkstümliche Darstellungen, das war es, was ihn für diese Arbeit besonders prädestinierte. Während dieser Zeit waren es vor allem der italienische Maler Giovanni Battisto Tiepolo (1696-1770) und der deutsche Maler Anton Raphael Mengs (1728-1779), die ihn in seinem Schaffen beeinflussten, das damals zwar noch in charakteristischer Manier der Epoche des Rokoko war, sie aber bereits merklich „aufzuweichen“ begann. Goya gestaltete seine Werke in lebendiger Form, hantierte auf spielerische Weise mit Pastellfarben, von Düsternis war noch keine Spur zu sehen. Ein typisches Beispiel aus jener Zeit ist „Der Sonnenschirm“, ein Werk, das 1777 entstand und eine hintergründig, heitere Szenerie zeigt.
Bevor Goya dann 1786 den Aufstieg zum königlichen Hofmaler im Dienste der spanischen Könige schaffte – zunächst bei Karl III. (1716-1788), anschließend ab 1788 bei Karl IV. (1748-1819) – hatte er mühsam um Aufträge kämpfen müssen. Das änderte sich maßgeblich, als er zum Nachfolger seines Schwagers Bayeu zum Direktor der Malklasse der Academia de San Fernando ernannt wurde. Eines seiner bedeutenden Bilder, das ihm als Hofmaler in Auftrag gegeben worden war und an dem er lange Zeit arbeitete, wurde im Jahr 1800 vollendet – „Die Familie Karls IV“. Die gewaltigen Maße (280 cm x 336 cm) dieses Ölgemäldes, das heute im Museo del Prado in Madrid hängt, zeigt die Details in ungeschönter Weise, so ungeschönt, dass des Künstlers eigene Distanz zur Königsfamilie überdeutlich spürbar wird. Doch die Königsfamilie war mit dem Riesenbildnis sehr zufrieden. Goyas subjektive Beobachtung wird noch dadurch unterstrichen, dass er sich selbst sichtbar in das Bild (ganz hinten links) hineinbegab. Hiermit begab er sich aus kunsthistorischer Sicht in die Tradition des berühmten Diego Velázquez (1599-1660).
Goya war unermüdlich in seiner Arbeit, sein Gehör hatte nachgelassen und als er 1792 einen Schlaganfall erlitt, ertaubte er vollends und blieb für den Rest seines Lebens gehörlos. Nun, da er seine Umwelt nicht mehr hören konnte, wandte er sich auch mit seiner Kunst ins Innere, jedoch nicht ausschließlich. Die höfische Portraitmalerei stand nicht mehr im Vordergrund seiner Kunst, wobei er sich nicht ganz davon abwenden konnte. Dafür sorgte letztendlich der König, sein Auftrag- und Brotgeber. Dessen ungeachtet richtete Goya seinen Blick auch auf soziale und politische Gegebenheiten. In dieser Zeit entstanden „Los Caprichos“. Außerdem zog sich der Künstler allmählich von den meisten seiner Ämter zurück und war bemüht, seine Arbeiten eigenständig zu verkaufen. Den Zyklus „Los Caprichos“, der aus 80 Blättern bestand und dessen berühmtestes Bild das Blatt Nr. 43 ist (El sueño de la razón produce monstruos - Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer), wurde 1799 erstmals veröffentlicht. Zu jener Zeit, in der die Inquisition schon entstanden war und die Furcht vor den Häschern jener grausigen Rechtssprechung nicht nur in Spanien umging, wurden die Caprichos aus dem Handel genommen. Von einer Auflage von 270 Stück hatten gerade erst 27 Stück ihren Käufer gefunden. Dennoch sprachen sie sich herum, diese Blätter, die in traditioneller Radiertechnik gefertigt waren und sie machten Francisco Goya europaweit bekannt. Sie werden als ein Schlüsselwerk seiner Kunst gesehen. Die Druckplatten der Caprichos hatte Goya im Jahr 1803 dem König angeboten, um eine Pension für seinen Sohn zu bekommen. So gelangten die Drucke ins Museo de Calcografia Nacional Madrid. Eine erste Neuauflage kam 1850 auf den Kunstmarkt. Das allerdings erlebte der Künstler nicht mehr.
Goya schuf in den Jahren von 1810 bis 1814 noch einmal einen grafischen Zyklus – „Desastres de la Guerra“ (Die Schrecken des Krieges). Diese Radierungen zeigen die Gräueltaten der napoleonischen Soldaten genau so wie die der spanischen während der Zeit der Besatzung Spaniens durch Napoleons Truppen. Goya ergriff nicht Partei, er zeigte die Realität in ihrem schrecklichen Ausmaß. Die Unmenschlichkeit, egal auf welcher Seite sie geschah, war sein durchdringendes Thema. Dabei war auch immer seine Kritik an den kirchlichen Verfehlungen unübersehbar.
Goyas letzter Radierzyklus – „Tauromaquia“ – befasst sich mit dem Stierkampf, bzw. den Stierkämpfern und deren Kampfkunst. Diese 33 Radierungen entstanden 1816. Sie gehören bereits zu Goyas Alterswerken, in denen er Tragik, Düsternis, Unwirkliches und Elemente des Fantastischen in den Vordergrund stellte. Goyas Bilder wurden im Laufe der nächsten Jahre immer dunkler. Fresken mit dem Titel „Pinturas negras“ entstanden für sein 1819 erworbenes Haus bei Madrid, in das er sich von da an zurückzog. Aber auch immer wieder schuf er Portraits, deren Modelle von vollendeter Anmut waren und Würde ausstrahlten. Nicht wegen dieser Werke, aber wegen seiner schonungslos wahrheitsgetreuen Darstellungen von Kriegsgeschehnissen, die den wütenden Künstler durchblicken ließen, hatte die spanische Inquisition den berühmten Künstler im Visier. Er, der gesellschaftlichen Umgang in liberalen Kreisen pflegte, musste mit politischer Verfolgung rechnen.
Goya verließ 1824 seine spanische Heimat und siedelte nach Bordeaux um. In Frankreich, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte, fand er noch einmal in eine sehr intensive Schaffensperiode. „Die Milchfrau von Bordeaux“ gilt als sein letztes Werk und es enthält bereits Elemente des Impressionismus.
Francisco Goya, der es wie kein anderer seiner Zeit vermochte, die menschliche Psyche auf die Leinwand zu bannen, ihre Abgründe und Höhen sichtbar zu machen, starb am 16. April in Bordeaux.
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n.n.v.