Blaise Pascal – Mathematiker, Physiker und Erfinder des Roulettes?

Als einer der bekanntesten Mathematiker in der Geschichte ist Blaise Pascal weit über die Grenzen seines Heimatlandes Frankreich hinaus bekannt. Seine größten Errungenschaften, religiöse Ausflüge und eine ihm zu Unrecht zugeschriebene Entwicklung bilden den Fokus dieser Biographie seiner Person.

Einfacher Zugang in gute Kreise durch Herkunft
Blaise Pascal erhielt nach seiner Geburt im Juni 1623 in Clermont-Ferrand schon recht früh Zugang zu guten Kreisen der Gesellschaft. Das lässt sich vor allem mit seiner Herkunft begründen. Vater Étienne Pascal studierte Jura, während Mutter Antoinette Begon einer reichen Familie von Kaufmännern entstammte. Da sich Antoinette Begon nicht von der Geburt seiner jüngeren Schwester Jacqueline erholte, wurde Blaise Pascal bereits mit drei Jahren Halbwaise. Schon früh stellte sich Blaise als hochbegabtes Kind heraus und sollte demnach von seinem Vater auch entsprechend gefördert werden. Da dies in der Kleinstadt nur schwer möglich war, machte sich die Familie mit dem achtjährigen Jungen auf nach Paris. Dort ermöglichte ihm sein Vater Heimunterricht, was sich als sehr förderlich herausstellen sollte.
Vor allem durch den Einfluss dieser Elternseite, welche sich stets in den Gelehrtenkreisen der Metropole aufhielt, war es für Blaise Pascal möglich, sich entsprechenden Personen anzunähern. Insbesondere die Mathematik hatte es dem schließlich 12-jährigen angetan, sodass er schnell Mathematiker und Forscher wie Père Mersenne von sich begeistern konnte. Letztlich führte es zur Arbeit über Kegelschnitte im Alter von nur 16 Jahren. Nachdem sein Vater aufgrund von Anschuldigungen im Hinblick auf Proteste gegen Zinsmanipulation unter Verdacht stand, floh er erst einmal aus Paris, wurde jedoch noch im selben Jahr von Richelieu und Co. begnadigt und 1640 zum königlichen Kommissar und Steuereinnehmer der Normandie ernannt. Dies war auch insofern für seinen Sohn Blaise nützlich, als dass dieser ihm eine der ältesten mechanischen Rechenmaschinen entwickeln konnte, die unter dem Namen Pascaline in die Geschichtsbücher einging. Im Laufe der Zeit waren somit nicht nur mechanische Additions-, sondern ebenso Subtraktionsrechnungen im Bereich des Möglichen.

Weitere Errungenschaften von Relevanz
Nachdem Blaise Pascal im Jahr 1646 die drei Jahre zuvor erfolgten Versuche von Evangelista Torricelli wiederholte, veröffentlichte er die Ergebnisse ein Jahr später unter dem Titel Traité sur le vide. Es handelte sich um den Nachweis des Vakuums. Die Existenz dessen wurde in den vorherigen Jahren als äußerst unwahrscheinlich abgetan. Auch nach der Veröffentlichung von Pascals Resultaten ließ sich die Mehrheit der Gelehrten nicht auf die Problematik ein. Das führte schließlich dazu, dass der Mathematiker und Physiker in den Diskussionsrunden nur noch sehr indirekt über das Vakuum sprach, etwa im Hinblick auf den Luftdruck etc. Um diesen weiter zu erforschen und vor allem die Abhängigkeit von der Höhe über Normal Null nachzuweisen, schickte er seinen Schwager Périer auf den Puy de Dôme, welcher 1.465 Meter misst. Das Experiment war ebenso von Erfolg gekrönt wie etwa das Gesetz der kommunizierenden Röhren 1648.
Nachdem im Herbst 1651 Pascals Vater verstarb, hatte Blaise erst einmal damit zu kämpfen und musste über andere Wege Anschluss finden. Trotz allem blieb die Arbeit nicht auf der Strecke und der dann 28-jährige forschte weiter an verschiedenen wissenschaftlichen Problematiken. So untersuchte er 1653 erstmals die Hydrostatik, bevor im Folgejahre weitere mathematische und wissenschaftliche Problematiken auf dem Plan standen. Die Folge waren entsprechende Abhandlungen, etwa über das Pascalsche Dreieck, den Binomialkoeffizienten, Zahlenordnungen sowie -kombinationen, oder auch den Nachweis der vollständigen Induktion.
Pascal und das Glücksspiel
Bekanntermaßen wird die Erfindung des Roulettes oft Blaise Pascal nachgesagt. Ist dies eigentlich auch wirklich korrekt? Nun, zumindest besitzt er einen gewissen Anteil. Da es sich in den damaligen Zeiten beim Glücksspiel um eine typische Freizeitbeschäftigung des Adels handelte, war Pascal diesem früh ausgesetzt. Insbesondere mit dem Chevalier de Méré diskutierte er viel über die Siegchancen im Glücksspiel, sodass er sich früher oder später automatisch zur Wahrscheinlichkeitsrechnung orientierte. Überwiegend lag der Fokus dabei erst einmal auf Würfelspielen. Auch der Name des bekannten Mathematikers Pierre de Fermat ist an dieser Stelle zu nennen, der per Briefkontakt mit Blaise Pascal kommunizierte.
In eben jenen Forschungen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung soll Pascal ebenso das Roulette-Spiel erfunden haben. Doch seine Bücher Historie de la Roulette handelten entgegen der verbreiteten Wahrnehmung nicht vom Glücksspiel, sondern sogenannten Zykloiden. Als Zykloiden wurden im französischen Roulette die kleinen Rädchen bezeichnet. Während also das Spiel selbst nicht aus der Feder des Mathematikers stammt, so ist die Erfindung der Roulette-Maschine aller Wahrscheinlichkeit nach sein Verdienst. Es handelte sich dabei um ein Nebenprodukt der Forschung zum Perpetuum Mobile.
Tatsächlich entstand das Roulette bereits im 17. Jahrhundert, jedoch nicht in Frankreich, sondern in Italien. In vielen Enzyklopädien waren noch in die 1900-er Jahre hinein Zeichnungen und Erklärungen des Italienischen Roulettes zu finden, welches 38 Zahlen umfasst. Es wurde auch als Großes Roulette bezeichnet. Ihm gegenüber stand das Deutsche bzw. Kleine Roulette, bei dem nur auf 18 Zahlen gespielt wurde. Im Laufe der Zeit erhielt das Roulette-Spiel auch in Frankreich Einzug, wo Ludwig XV es verbieten wollte und Napoleon es lediglich in Spielhäusern des Pariser Palais Royal gestattete. Ab 1837 schließlich wurden vor allem auch in Deutschland die bekanntesten Spielbanken des Landes eröffnet, so etwa in Baden-Baden oder Bad Homburg.

Eine andere Seite Pascals
Nachdem ein Unfall am 23. November 1653 einen großen Einschnitt in das Leben Pascals bedeutete, berichtete er von einem religiösen Erweckungserlebnis, das in der Folgezeit seine Tätigkeiten massiv beeinflussen sollte. Noch in der selben Nacht hielt er dieses fest. Neben den mathematischen und wissenschaftlichen Studien lag ein großer Fokus seines Lebens nun auch in der Religion. Dafür zog sich Blaise Pascal für lange Zeit aus der Gesellschaft in Paris zurück und verbrachte seine Zeit stattdessen mit den jansenistischen Einsiedlern. Sie waren als Theologen oder anderweitig Gelehrte im Kloster zu finden. Eines der bekanntesten Werke jener Zeit war das zusammen mit Louis-Isaac Lemaître de Sacy verfasste Entretien avec M. de Saci sur Épictète et Montaigne (1655), in dem die Anthropologie die Hauptrolle spielt.
Im gleichen Jahr kam es zu einem Konflikt, da einer von Pascals jansenistischen Freunden aus der theologischen Fakultät in Paris ausgeschlossen wurde. Der nunmehr auch als Theologe aktive Pascal verfasste eine anonym veröffentlichte Reihe von Broschüren, die von einen satirischen und polemischen Unterton durchzogen sind. Im Jahr 1657 wurden diese in den Niederlanden gar als Buch abgedruckt. Nachdem er sich die Jesuiten als nächstes ausgeschaut hatte, war ihm vor allem deren Machthunger ein Dorn im Auge. In der Folgezeit schrieb Pascal die Lettres provinciales, welche letztlich das Ende der Jesuiten in Frankreich bedeuteten. Sie sind vor allem klar und präzise formuliert und lassen aus literarischem Standpunkt wenig zu wünschen übrig. Letzten Endes verstarb Blaise Pascal nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von nur 39 Jahren im Familienhaus in Paris. Auch wenn Pascal letztlich nicht unbedingt der Erfinder des Roulettes selbst war - seine Errungenschaften und Forschungen besitzen bis heute eine große Bedeutung in der Wissenschaft und Literatur.
Blaise Pascal Seiten, Steckbrief etc.