Die Geschichte der Operette
Die Operette ist als „kleine Oper“ im 18. und im
beginnenden 19. Jahrhundert entstanden. Verwendet
wurde die Bezeichnung für Werke mit dem Charakter
eines Singspiels, welche leichte und eingängige
Melodien besaßen und wesentlich kürzer als eine Oper
waren. Als allgemein gebräuchlicher Begriff gilt die
Operette erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Wiege der Operette stand in Frankreich. Dort
wurden die nicht komplett durchkomponierten Werke
schnell beliebt. Im Unterschied zur Oper wird die
Operette zwischen den einzelnen Musiknummern durch
Tänze oder gesprochene Dialoge aufgelockert. Auf der
Bühne stehen nicht nur klassische Sänger, sondern
auch singende Schauspieler, welche vorwiegend den
Komikerpart übernehmen. Als Wegbereiter der Operette
gilt Jacques Offenbach.
Zunächst komponierte Offenbach einaktige „Operas
bouffes“. Berühmt wurde er mit seinen abendfüllenden
Werken „Orpheus in der Unterwelt“ und „Die schöne
Helena“, welche 1858 bzw. 1864 uraufgeführt wurden.
Die Götterparodien mit zeitgenössischen und
gesellschaftskritischen Pointen machten diese
Operetten weltweit bekannt.
Etwa zeitgleich komponierte Florimond Hervé
ebenfalls parodistische Einakter, deren satirischer
Charakter aber längst an die Operetten Offenbachs
heranreichte. Seinen größten Erfolg feierte er mit
seiner Operette „Mam`zell Nitouche“, welche im Jahre
1883 entstand. Weitere bekannte Vertreter der
französischen Operette sind „Die kleinen Michu“ von
André Messager oder „Glocken von Corneville“,
komponiert von Robert Planquette.
Auch in den Wiener Vorstadttheatern wurden Operetten
nach französischem Vorbild aufgeführt. In Wien
galt
Franz von Suppé als Wegbereiter. Er komponierte im
Jahre 1865 den Einakter „Die schöne Galathee“. 1876
brachte er die große Operette „Fatinitza“ auf die
Bühne und drei Jahre später „Boccaccio“.
Johann Strauß wagte sich eher verhaltenen Schrittes
an die neue Musikgattung. Letztlich rückte er den
Wiener Walzer in das Zentrum der österreichischen
Operette. Die „Fledermaus“ und „Der Zigeunerbaron“
sprechen eine eindeutige Sprache. Erfolge feiern
konnte auch Karl Millöcker im Jahre 1882 mit dem „
Der Bettelstudent“. In der Wiener Operette bildeten
sich verschiedene Richtungen heraus. Während Strauß
bereits den in späteren Jahren die Wiener Operette
prägenden sentimentalen Einschlag anklingen ließ,
knüpfte Richard Heuberger mit „Der Opernball“ an die
französische Operette an. Mit „Der Vogelhändler“
schuf Carl Zeller im Jahre 1891 ein eher
volkstümliches Werk. Nach der Jahrhundertwende wurde
mit Franz Lehár eine neue Epoche der
österreichischen Operettengeschichte eingeläutet.
„Die lustige Witwe“ konnte im Jahre 1905 an den
Erfolg von Strauß’ „Die Fledermaus“ anknüpfen. In
der Folgezeit bekamen Lehárs Operetten einen
tragischen Einschlag. Dies wird besonders mit
„Paganini“ oder „Das Land des Lächelns“ deutlich.
Mit ungarischem Temperament belebte Emmerich Kálmán
die österreichische Operettenbühne. „Die
Csárdásfürstin“ oder „Gräfin Mariza“ entstanden 1915
bzw. 1929 und sich auch heute noch jedem
Operettenliebhaber ein Begriff.
Berliner Volksoperetten verstanden Paul Lincke mit
„Frau Luna“ oder Walter Kollo mit „Frau ohne Kuss“
zu komponieren. Niveauvollere Unterhaltung bot
Eduard Künneke, welcher besonders durch „Der Vetter
aus Dingsda” aus dem Jahre
1921 bekannt wurde.
Mit den Jahren änderte sich der Stellenwert der
Operette und man war bestrebt, die Werke mehr und
mehr revuefähig zu machen. Dies ebnete den Weg für
den neuen Stern am Musikhimmel, das Musical.
Zahlreiche klassische Operetten haben die Zeiten
überdauert. Nicht nur Musikliebhabern ein Begriff
sind Ralph Benatzkys „Im weißen Rössl“ und Fred
Raymonds „Maske in Blau”.
Auch wenn die Operette seit dem Siegeszug des
Musicals etwas ins Abseits gedrängt worden ist;,
verschwunden sind die Operetten keinesfalls.
Vielerorts haben sich Bühnen auf die Aufführungen
von Operetten spezialisiert. Besonders in Österreich
wird die Tradition lebendig gehalten. So zum
Beispiel bei den Seefestspielen am Neusiedlersee.