Länderinfo Timor-Leste Geschichte
Die Republik Timor-Leste, im Osten des
indonesischen Archipels gelegen, konnte sich
nach 26 Jahren indonesischer Herrschaft endlich
auf eigene Füße stellen. Doch zahlreiche
Parteien und Interessensgruppen in diesem Land
verhalfen dem jungen Staat zu keinem gelungenen
Staat. Erst der Einsatz der UNO hat dem Land
eine Atempause gegeben und die politische wie
auch die soziale Situation stabilisiert.
Timor Leste Frühzeit
Osttimor ist seit mindestens 50.000 Jahren
besiedelt. Um 2000 v. Chr. erfasste die
Austronesische Wanderung auch diesen Teil
Südostasiens. Später siedelten auch Melanesier
und Malaien auf den Inseln. Um 200 n. Chr.
entstanden in der Region drei frühe Königreiche,
über die heute kaum etwas bekannt ist. Das
javanische Reich Sri Vijaya übte ab dem 5.
Jahrhundert nur wenig Einfluss aus, da Osttimor
zu abseits liegt. Ab dem 9. Jahrhundert
konzentrierte sich der Handel dennoch in dieser
Region. Die Mongolen versuchten 1292 auch
Indonesien zu erobern, scheiterten aber daran.
Das im 13. Jahrhundert entstandene Seereich von
Majapahit übte großen Einfluss auf Osttimor aus.
Die bis in den Nahen Osten reichenden
Handelskontakte machten das Land mit dem Islam
vertraut. Die Bevölkerung Osttimors behielt
jedoch ihren hinduistisch-animistischen Glauben
bei. 1512 betrat der Portugiese Antonio de Abreu
Osttimor als erster Europäer.
Timor Leste in der Neuzeit
Die Portugiesen nahmen 1512 Osttimor direkt in
ihren Besitz. Bereits 1515 wurden die ersten
portugiesischen Niederlassungen gegründet. Die
Kolonie Portugiesisch-Timor (1586) wurde dem
Vizekönigreich Goa unterstellt. 1556 wurde die
erste portugiesische Stadt Lifao gegründet. Die
Portugiesen kontrollierten von hier aus den
Handel zwischen Indonesien und den Philippinen.
Ab dem 17. Jahrhundert erwuchs mit den
Niederländern eine Gefahr für die Kolonie. 1613
konnten diese Solor einnehmen, aber ihr Einfluss
auf Osttimor blieb begrenzt. Den Niederländern
gelang es jedoch, große Teile Indonesiens an
sich zu reißen. Osttimor erhielt 1702 einen
eigenen Gouverneur und wurde 1844 Macao
unterstellt. Dies sicherte die direkte
Verwaltung vor Ort, denn ab 1800 drangen auch
die Briten in diese Region vor. Die Herrschaft
erwies sich für die Portugiesen jedoch als
schwierig, denn ständige Unruhen erschwerten
diese zusätzlich. Mit den Niederlanden
konnte1916 schließlich ein Grenzabkommen erzielt
werden. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der
Timoresen wurdendurch den Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs gedämpft. Obwohl das Land neutral
war, besetzten es die Japaner 1942. 1945 konnten
sie dann wieder vertrieben werden.
Im Gegensatz zu den anderen Kolonialmächten
weigerte sich Portugal, seine Kolonien
abzugeben. Doch die Unabhängigkeitsbestrebungen
wurden in den
1960er Jahren immer massiver. Zwei
rivalisierende Parteien (FRETILIN und UDT)
hatten sich in Osttimor gebildet, die nun offen
die Freiheit verlangten. Erst die
Nelkenrevolution in Portugal 1974 änderte die
politische Situation im Mutterland.
1975 wurde
die Unabhängigkeit vorbereitet. Es kam jedoch
zum Bürgerkrieg zwischen den beiden großen
Parteien des Landes. Die FRETILIN konnte den
Krieg für sich entscheiden und rief am 28.
November
1975 die Unabhängigkeit aus.
Timor Leste in der Moderne
Die Freiheit währte nur neun Tage. Dann
annektierte Indonesien das Land. Indonesien und
Australien sahen die Unabhängigkeit Osttimors
als Gefahr für ihre eigenen Interessen. Osttimor
wurde Provinz Timor Timur. Die Provinz stellte
einen erheblichen Unruheherd für die
indonesische Ordnung dar. Immer wieder musste
das Militär eingreifen. Insbesondere unter der
Präsidentschaft Suhartos wurden die Timoresen
stark unterdrückt. In den 1990er Jahren kam es
immer wieder zu Anschlägen und auch die
Unabhängigkeitsforderungen wurden immer häufiger
gewaltsam gefordert. Australien intervenierte
schließlich und eine unter diesem Land geführte
UNO-Mission bereitete die Unabhängigkeit vor.
2002 erklärte sich Osttimor nach einem
Referendum für unabhängig. Es entstand die
Demokratische Republik Timor-Leste. Doch die
Konflikte zwischen den einzelnen Parteien, die
unter indonesischer Herrschaft unterdrückt
worden waren, brachen nun wieder offen hervor.
Premierminister Mari Alkatiri musste 2006
schließlich zurücktreten, nachdem schwere
Unruhen das Land heimgesucht hatten. Neuer
Präsident nach den Wahlen im gleichen Jahr wurde
José Ramos-Horta, ein neutraler Politiker, der
jedoch ebenfalls schnell in die Konflikte mit
einbezogen wurde. 2006 konnte sich eine große
Zahl politischer Aktivisten aus dem Gefängnis
befreien und das Land zusätzlich beunruhigen.
2008 kam es zu einem Anschlag in Dili, bei dem
Präsident Ramos-Horta schwer verletzt wurde. Der
Premierminister entging dem Attentat. Der
versuchte Staatsstreich misslang. Seitdem konnte
die Regierung die einzelnen Parteien zur
Mäßigung aufrufen. Das Militär konnte die
Aktivisten eindämmen.
Eine zweite UNO-Mission stützte das Land.
Timor-Leste hat sich seitdem erheblich beruhigt
und der Staat konnte sich konsolidieren. Die
junge Demokratie ist noch sehr brüchig, aber der
wirtschaftliche Erfolg bringt den Einwohnern
einen zunehmenden Wohlstand, der zukünftig die
Region stabilisieren wird.