Wie gelang Malta der Aufstieg zur iGaming-Hochburg?

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Malta hat sich in den letzten Jahrzehnten
vom touristischen Ziel zu einem der bedeutendsten
Standorte der globalen iGaming-Branche entwickelt.
Dieser Erfolg ist das Ergebnis eines klaren
Plans, in dem Regulierung, Steuervorteile
und internationale Vernetzung ineinandergreifen.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei
die Malta Gaming Authority (MGA), deren
Lizenz weltweit als Qualitätssiegel gilt.
Dass
MGA lizenzierte Online Casinos im Test
regelmäßig positive Bewertungen erhalten,
liegt an strengen Auflagen, transparenten
Prüfprozessen und einem hohen Standard beim
Spielerschutz.
Genau diese Eigenschaften machten den
Standort bereits in frühen Jahren attraktiv
und halfen dabei, Vertrauen im europäischen
Markt aufzubauen. Ein Blick in die Vergangenheit
zeigt, wie Malta Schritt für Schritt den
Grundstein für seine heutige Reputation
gelegt hat.
1922: Die erste staatliche Lotterie
als Beginn einer langen Tradition
Die Einführung einer staatlichen Lotterie
im Jahr 1922 war mehr als nur ein Unterhaltungsangebot.
Sie stellte sicher, dass Glücksspiel erstmals
in kontrollierten Bahnen verlief und zugleich
Einnahmen für öffentliche Projekte generierte.
Damit entstand ein Fundament, auf dem Malta
später weiter aufbauen konnte.
1948 und 1950: Wettregeln und nationale
Lotterie
Die Wettregeln für Pferderennen von 1948
brachten Struktur in einen Bereich, der
zuvor unübersichtlich koordiniert war. Buchmacher
mussten sich an Vorgaben halten und Rennbahnen
unterlagen einer klaren Kontrolle.
Zwei Jahre danach folgte die Einführung
der nationalen Lotterie, die Glücksspiel
auf Malte noch stärker in der Gesellschaft
verankerte und regelmäßige Einnahmen für
den Staat sicherstellte.
1998: Ein Gesetz für Ordnung im lokalen
Markt
Mit dem Glücksspielgesetz von 1998 entstand
ein Regelwerk, das erstmals Lizenzen, Berichtspflichten
und staatliche Aufsicht zusammenführte.
Lotterien, Wettbüros und landbasierte Casinos
wurden damit auf eine einheitliche Grundlage
gestellt.
Diese Entwicklung war die Voraussetzung
dafür, dass sich Malta auf die kommenden
digitalen Veränderungen vorbereiten konnte.
2001: Online-Regulierung machte Malta
zum Vorreiter
2001 stellte Malta die Weichen für den
internationalen Durchbruch in der Branche.
Als erstes EU-Land führte die Insel eine
Regulierung für Online-Glücksspiel ein.
Mit den Remote Gaming Regulations erhielten
Anbieter einen klaren Rahmen für ihre digitalen
Angebote. Gleichzeitig wurde die Malta Gaming
Authority ins Leben gerufen.
Sie vergab Lizenzen, überwachte technische
Standards und sorgte für Spielerschutz.
Dass Unternehmen Vertrauen in diesen Standort
setzten, lag auch an Faktoren wie verlässliche
Verwaltung und dass Englisch die Amtssprache
ist.
2004: Der EU-Beitritt verstärkte den
Standort
Der Beitritt zur Europäischen Union brachte
zusätzlichen Auftrieb. Lizenzierte Anbieter
aus Malta konnten nun leichter im Binnenmarkt
agieren. Auch wenn nationale Unterschiede
fortbestanden, vermittelte die EU-Mitgliedschaft
Rechtssicherheit. Für viele Unternehmen
war das der entscheidende Grund, ihren Sitz
nach Malta zu verlegen.
2010: Online-Poker zwang zur Modernisierung
Mit dem Aufstieg von Online-Poker wurde
klar, dass bestehende Regeln nicht ausreichen.
2010 reagierte Malta mit einer Anpassung
der Gesetze. Betrugsprävention, strengere
KYC-Verfahren und technische Tests für Zufallsgeneratoren
wurden Pflicht. Diese schnelle Reaktion
zeigte, dass Malta auf branchenspezifische
Entwicklungen reagiert und aktiv mitgestaltet.
2015: Verantwortung durch den Responsible
Gaming Fund
Die Gründung des Responsible Gaming Fund
war ein Signal an die Branche. Finanziert
durch Abgaben der Anbieter, dient er der
Prävention, der Aufklärung und der Unterstützung
von Beratungsstellen. Damit bewies Malta,
dass ökonomischer Erfolg und sozialer Ausgleich
zusammengeführt werden können.
2018: Der Gaming Act brachte neue Strukturen
Mit dem Gaming Act von 2018 wurde die
Lizenzstruktur vereinfacht und die Aufsicht
verschärft. Unternehmen mussten mit häufigeren
Audits, detaillierten Berichten und strengen
technischen Anforderungen rechnen. Auch
digitale Zahlungssysteme und neue Technologien
wurden in den Rechtsrahmen integriert.
2020: Stärkere Anti-Geldwäsche-Regeln
Internationale Kritik führte 2020 zu
einer weiteren Reform. Anti-Geldwäsche-Vorschriften
wurden verschärft, KYC-Prozesse erweitert
und interne Kontrollen gestärkt. Verdachtsmeldungen
an Behörden sind seither verbindlich, unabhängige
Prüfungen wurden ausgeweitet. Diese Maßnahmen
stärkten das Vertrauen in Malta als seriösen
Standort.
Die nominelle Körperschaftssteuer liegt
zwar bei 35 Prozent, doch durch Rückerstattungen
ergibt sich für viele Firmen eine deutlich
niedrigere effektive Belastung. Lizenzgebühren
und Compliance-Beiträge sind klar gestaffelt,
was die finanzielle Planung wesentlich erleichtert.
Die MGA sorgt mit Prüfungen, technischen
Standards und Beschwerdekanälen für Glaubwürdigkeit.
Hinzu kommen Standortfaktoren wie Englisch
als Amtssprache, ein breites Angebot an
Dienstleistern und die Nähe zu europäischen
Märkten. All das macht Malta zu einem attraktiven
Sitz für internationale Unternehmen.
Wirtschaftliche Bedeutung mit beachtlichem
Anteil am BIP
Rund zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts
entfallen heute auf die iGaming-Branche.
Mehr als 330 Unternehmen sind registriert.
Tausende Beschäftigte arbeiten direkt in
diesem Bereich, noch mehr indirekt in Gastronomie,
Immobilien oder Dienstleistungen.
Dass nationale und europäische
Politik diesen Sektor intensiv begleitet,
überrascht nicht. Entscheidungen über Migration,
Steuerrecht und internationale Kooperationen
hängen unmittelbar mit diesem Wirtschaftszweig
zusammen.
Kritik und Debatten auf europäischer
Ebene
Mit Bill 55 sorgte Malta für Kontroversen.
Das Gesetz sieht vor, dass maltesische Gerichte
ausländische Urteile gegen lizenzierte Anbieter
nicht anerkennen. Spieler aus Deutschland
und Österreich, die Verluste einklagen möchten,
stoßen damit auf Hürden. Die EU-Kommission
prüft die Vereinbarkeit mit europäischem
Recht.
Gleichzeitig wächst die Aufmerksamkeit
für den Spielerschutz. Einige Berichte
zeigen, wie stark die Debatte um Spielsucht
und Schutzregeln geworden ist. Malta
steht damit zwischen wirtschaftlicher Stärke
und sozialer Verantwortung.
Europas Glücksspielmärkte im Vergleich
Ein einheitlicher Markt ist in absehbarer
Zeit nicht zu erwarten. Manche Staaten setzen
auf restriktive Modelle, andere auf liberale.
Für Unternehmen bedeutet das eine komplexe
Gemengelage und für Spieler unterschiedliche
Standards. In den Medien wird
diese Situation als europäische Grauzone
beschrieben. Malta hebt sich dabei durch
klare Strukturen ab und hat es geschafft,
über zwei Jahrzehnte hinweg ein Modell zu
etablieren, das weltweit als Orientierung
gilt.
Von der Lotterie 1922 bis zu den Anti-Geldwäsche-Regeln
2020 zeigt sich ein Muster: Malta hat Entwicklungen
früh erkannt und mit klaren Maßnahmen reagiert.
Die Kombination aus steuerlichen Vorteilen,
strenger Aufsicht und einer anerkannten
Lizenzbehörde machte die Insel zu einer
attraktiven iGaming-Hochburg.
Die Herausforderung der Zukunft liegt
darin, den Ausgleich zwischen wirtschaftlicher
Dynamik und sozialer Verantwortung weiter
zu halten. Angesichts der bisherigen Erfahrung
bestehen gute Chancen, dass Malta auch künftig
eine zentrale Rolle im globalen Glücksspielmarkt
einnimmt.