Die Toyota Geschichte

Der japanische Autohersteller Toyota gilt seit langem als der Musterknabe unter den japanischen Produzenten. Wahr ist auf jeden Fall, dass Toyota als erster japanischer Hersteller erst zögerlich, dann immer konsequenter auf den europäischen und nordamerikanischen Markt drängte. Toyota galt immer als DER japanische Autohersteller. Alle anderen - Nissan, Misubishi, Honda, Mazda, Lexus, Infiniti, Daihatsu und Subaru mussten sich in der öffentlichen Wahrnehmung hinten anstellen.
Gegründet wurde die aus einem Textilunternehmen hervorgegangene Automarke Toyota im Jahr 1937. Der erste PKW, das Modell „AA“, war die ungenierte Kopie eines Sechszylinder-Chevrolet. Allerdings besitzt das Kopieren fremder Produkte in Japan einen gänzlich anderen Stellenwert als in Europa. Mit der Kopie erweist man dem Original seine Ehrerbietung und seinen Respekt.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die PKW-Produktion komplett eingestellt - zugunsten der Herstellung militärischer Nutzfahrzeuge. Nach dem verlorenen Krieg beauftragten die amerikanischen Besatzer die wenigen japanischen Autoproduzenten mit der Entwicklung eines Geländewagens. Toyota stellte einen einfachen robusten Allradler vor, eine exakte Kopie des legendären amerikanischen Willys-Jeep. Mitsubishi hatte die gleiche Idee - und bekam den Zuschlag. Toyota hatte zwar den Großauftrag verloren, aus der abgelehnten Jeep-Kopie entwickelte sich jedoch der erfolgreiche Geländewagen „Landcruiser“ (ab 1957), der bis heute produziert wird und absoluten Kultstatus genießt.
1966 erreichte Toyota bereits Platz 14 der weltgrößten Autoproduzenten. In Deutschland fasste Toyota erst 1970 Fuß. Anfangs an den Stammtischen der Republik belächelt, erwarb sich Toyota schnell den Ruf einfacher, aber robuster und absolut zuverlässiger Fahrzeuge.
Auch marketingtechnisch produzierte Toyota schnell und gezielt. Das neue Segment der Vans wurde früh, ab 1983, bedient. Auch an der aktuellen Modewelle der kompakten SUV war Toyota von Anfang an beteiligt: Das Modell RAV 4 begründete 1994 dieses Segment.
Der eigentliche Paukenschlag in der Modellpolitik Toyotas war jedoch im Jahr 1997 das Modell „Prius“, der erste Hybrid-PKW mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. In diesem Segment besitzt Toyota einen enormen technischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.


Im Jahr 2008 war es dann endlich so weit: Nach Stückzahlen erreichte Toyota Platz Eins der weltweiten Automobilproduzenten - vor General Motors und Volkswagen.
Aber was ist denn so Besonderes an Toyota? Am Namen kann es nicht liegen. Ursprünglich hieß die Marke, dem Familiennamen des Gründers entsprechend, „Toyoda“, mit der Betonung auf der letzten Silbe. Auf Deutsch bedeutet dieses Wort „schade“. Interessant und vielleicht symptomatisch für den japanischen Hersteller: Auch die Volkswagen-Tochter Skoda bedeutet wörtlich übersetzt: „Schade“. „Skoda“ ist tschechisch. Das ist weder für den Mutterkonzern Volkswagen noch für die Tochter Skoda offensichtlich ein Problem. Man fährt eben einen „Schade Octavia“ oder „Schade Yeti“.
Bei Toyota sieht das ganz anders aus. Der Name „Schade“ bringt Unglück. Warum? Hier muss man tief in die Seele des Japaners eindringen. Ein japanischer Ingenieur, Manager, Fließbandarbeiter verliert nach japanischem Selbstverständnis sein Gesicht, wenn er schlechte Qualität liefert.
Vielleicht liegt darin das Erfolgsgeheimnis von Toyota. Ganz sicher spielt diese fernöstliche Philosophie eine nicht unbedeutende Rolle, wenn es darum geht, der legendären Toyota-Qualität auf die Schliche zu kommen - sei sie ein Mythos oder doch Realität.
Ganz nüchtern betrachtet, bauen Honda und Mazda genau so gute, vielleicht sogar bessere Autos als Toyota. Was den japanischen Mitbewerbern fehlt, ist Geschichte. Honda hat durchaus Geschichte geschrieben, jedoch anfangs ausschließlich bei Motorrädern. Mazda, der stille Star, lieferte immer gute Qualität, aber keine Geschichte.
Das konnte Toyota eindeutig besser. Einfachheit als Erfolgsrezept, lautete das Motto der Sechziger- und Siebziger Jahre-Toyotas. Kaum eines der damals produzierten Autos war wirklich schön, das Design (wenn man davon überhaupt sprechen konnte), war streng konservativ und irgendwie eckig. Die vorherrschende Farbe bei Starlet, Corolla, Carina und Co. war ein unscheinbares Rot (nein, kein Metallic-Lack!), das im Lauf der Jahrzehnte immer mehr verblasste. Im Lauf der Jahrzehnte? Ja, genau so ist es.
Ein Toyota Starlet von 1985 tut heutzutage genau so seinen Dienst wie 30 Jahre zuvor. Ob sich das jemand heutzutage noch antun möchte - ohne ABS, Airbags und Servolenkung - steht auf einem anderen Blatt.
„Nichts ist unmöglich“ - das ist der bekannteste Werbeslogan von Toyota. Verstehen kann ihn jeder so wie er möchte. Der Sturkopf, der seinen Toyota Starlet unverdrossen seit 30 Jahren fährt, der Individualist, der einen vornehmen Toyota Camry (übrigens seit Jahrzehnten der meistverkaufte PKW in den USA!) einem Jaguar oder Dreier-BMW vorzieht, ebenso wie der Umweltbewusste, für den nichts anderes in Frage kommt als ein Toyota Prius Hybrid.
Vielleicht liegt das Erfolgsrezept von Toyota auch in der Nüchternheit, Einfachheit, Qualität und die Fähigkeit, dies dem Kunden unmittelbar, aber auch nachhaltig zu vermitteln.
Toyotas Geschichte ist in Europa mehr als 50 Jahre alt. Vom ersten (natürlich blassroten Corolla, ganz nebenbei: das meistverkaufte Auto der Welt) war es ein weiter Weg. Heute markiert die fortschrittliche Hybrid-Familie die Spitze, unbestritten - was Technik und Zuverlässigkeit betrifft - die Krönung dieser Technologie.
Und für alle Toyotas der Geschichte gilt: Man muss sie nicht unbedingt mögen. Aber man darf und muss sie fahren - sei es um der Zuverlässigkeit, Nüchternheit, ja sogar Sturheit und natürlich der Langlebigkeit willen, oder auch nur deswegen, weil jeder Toyota irgendwie ein Stück Automobilgeschichte darstellt.