Die Geschichte der Taliban

 
Bei den Taliban handelt es sich um eine militant-islamistische Vereinigung, die dafür bekannt ist, in Afghanistan für eine Menge Krieg und Leid verantwortlich zu sein. Doch wo kommt diese Gruppierung überhaupt her? Tatsache ist jedenfalls, dass ihre Anfänge gegen Ende des 20. Jahrhunderts stattfanden. Wortwörtlich übersetzt bedeutet das Wort "Taliban" so viel wie "Schüler und Studenten". Wie genau die Anfangszeiten dieser Gruppierung aussahen, und wie daraufhin ihre weitere Geschichte verlief, lässt sich in zusammengefasster Form aus diesem Artikel entnehmen.

Die Anfänge der Taliban-Bewegung

Die Entstehungsgeschichte der Taliban nahm mit dem Kampf gegen die Besatzung aus der Sowjetunion ihren Anfang. Im Jahre 1979 marschierten die Armeen der Sowjetunion in das nahöstliche Land ein. In der afghanischen Hauptstadt Kabul regierte zu dieser Zeit ein Regime, welches Unterstützung aus Moskau bekam. Und dieses Regime wurde damals von den sogenannten "Mudschaheddin" bekämpft, die wiederum Unterstützung aus Saudi-Arabien, Pakistan, und den USA bekommen hatten. Insgesamt lieferten sich diese beiden Parteien zwölf Jahre lang erbitterte Kämpfe in Afghanistan, bis im Jahre 1989 die sowjetischen Truppen das Land verließen. Im Jahre 1994 bildeten sich dann die Taliban - zum einen aus afghanischen Flüchtlingen, und zum anderen aus Kriegsveteranen des Bürgerkriegs. In Koranschulen wurde beiden Gruppen der islamische Fanatismus nähergebracht, welcher die Taliban massiv geprägt hat. Und diese neue Gruppierung kündigte an, im gesamten Land, welches stark unter dem Bürgerkrieg gelitten hatte, wieder Sicherheit, Ordnung und Frieden etablieren zu wollen. Die Bewegung der Taliban wurde maßgeblich von Pakistan unterstützt, wurde immer größer, und nahm eine Vielzahl von Städten und Provinzen ein. Tatsächlich waren zu dieser Zeit die Kämpfer der Taliban äußerst beliebt bei der Bevölkerung in Afghanistan, weil sie gegen Korruption vorgingen. Darüber hinaus erreichten die Taliban in den von ihnen beherrschten Gegenden, dass die dort ansässigen Händler wieder bedenkenlos ihre Geschäfte öffnen konnten. Am 27. September 1996 war schließlich der Tag gekommen, an dem die Taliban in die Hauptstadt Kabul einmarschiert sind, und das "Islamische Emirat Afghanistan" errichteten. Zwei Jahre danach (1998) beherrschten sie 90 % aller Regionen in Afghanistan.

Die Scharia wird eingeführt

Mit der Herrschaft der Taliban begann natürlich auch die Gesetzeslage im Land damit, sich radikal zu verändern. Unter anderem wurde von der Terrorgruppe in Afghanistan ein religiöses Rechts- und Wertesystem etabliert, welches auf dem Koran basiert - der sogenannten "Scharia". Nach islamistischen Verständnis handelt es sich bei der Scharia um das "göttliche Gesetz", und bedeutet wortwörtlich aus dem arabischen übersetzt: "Weg zur Quelle". Spätestens nach der Einführung der Scharia war die Herrschaft der Taliban gekennzeichnet von vielen schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, vor allem gegenüber Frauen und Mädchen. Generell genießen weibliche Bürger im Rechtssystem der Scharia einen wesentlich niedrigeren Stellenwert als männliche Bürger. Beispielsweise dürfen Mädchen ab ihrem 10. Lebensjahr keine Schule mehr besuchen. Erwachsene Frauen müssen außerhalb des Hauses einen Ganzkörperschleier (Burka) tragen, und dürfen zudem auch nicht ohne männliche Begleitperson das Haus verlassen. Darüber hinaus ist Autofahren ein Privileg, welches nur Männer genießen. Laut der Scharia droht Frauen, wenn sie beim Autofahren erwischt werden, sogar die Todesstrafe. Wenn ein Dieb beim Klauen erwischt wird, werden diesem beide Hände amputiert. Ehebrechern und Mördern droht nicht nur die Todesstrafe, sondern sogar eine öffentliche Hinrichtung.

Die USA kommen

Aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen im Land wurde Afghanistan lange Zeit von der internationalen Gemeinschaft die staatliche Anerkennung verweigert. In Aktion trat sie jedoch erst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Verantwortlich für diesen Anschlag war der Kopf der Terrorgruppe "Al-Qaida", namens "Osama bin Laden". Dieser fand damals eine sichere Zuflucht in Afghanistan, zumal die herrschenden Taliban den USA die Auslieferung von Osama bin Laden verweigerten. Diese Verweigerung führte schließlich zur Invasion der USA im Oktober 2001. Etwa zehn Jahre später (2011) wurde Bin Laden in Pakistan durch Einsatzkräfte der USA getötet. Im Laufe der Zeit wurden die Taliban mithilfe der Unterstützung der US- und NATO-Truppen immer schwächer, sodass sie irgendwann auch keinen unmittelbaren Einfluss mehr auf die Regierung im Land hatten.

Erneute Machtübernahme der Taliban

Im Jahre 2018 starteten zwischen den Taliban und den USA die ersten direkten Friedensverhandlungen - ohne, dass die gewählte Regierung Afghanistans daran beteiligt war. Im Jahre 2020 wurden zwischen der Regierung und den Taliban direkte Gespräche geführt, die jedoch recht schneller wieder abgebrochen wurden. Nachdem zahlreiche westliche Streitkräfte im Sommer 2021 Afghanistan verlassen hatten, eroberten die Taliban innerhalb weniger Wochen das Land wieder komplett zurück.