Schlaf: Die Geschichte der nächtlichen Ruhe

Es ist ein Fakt, an dem niemand vorüberkommt: Wir alle müssen schlafen. Jede Nacht braucht der menschliche Körper eine angemessene Ruhezeit, um sich sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene erholen zu können. Wer die Geschichte des Schlafens von der Bronzezeit bis heute nachverfolgt, erkennt die zentrale Rolle der Nachtruhe.

Der Schlaf
Gemütlich und weich: Nicht immer hat der Mensch in Betten geschlafen. (Quelle: Annie Spratt on Unsplash)

Schlaf schon früh in der Menschheitsgeschichte zentral

Selbstverständlich war das Schlafen für den Menschen bereits lange vor der Entstehung des Homo Sapiens bedeutend und notwendig. Schon frühere Ahnen des modernen Menschen ruhten regelmäßig. Erste Hinweise auf eine gewisse Schlafkultur gehen auf die Bronzezeit zurück, in der der Mensch bereits in Schlafmulden gelegen hat, um sich zu erholen.

Mehr als 75.000 Jahre alt sind die Überreste von Pflanzenmatten, die Menschen in Südafrika für ihre Nachtruhe verwendet haben sollen. Hieran zeigt sich, dass wir schon früh darauf bedacht waren, nicht nur zu ruhen, sondern auch bequem zu liegen. Der Boden als Schlafplatz war zu damaligen Zeiten jedoch weiterhin die einzige Option.

In der Antike fanden sich dann allmählich auch Schlafstätten, auf denen Menschen in erhöhter Position liegen und sitzen könnten. Diese waren allerdings sowohl in Griechenland als auch Ägypten und dem Römischen Reich vorrangig wohlhabenden Personenkreisen vorbehalten. Den Göttern „Hypnos“ und „Somnus“ wurde viel Ehre zuteil, wobei die Griechen den Schlaf als Bruder des Todes bezeichneten.

Im alten Rom entwickelte sich eine Schlafkultur, bei der das Ruhen praktisch ganztägig im Mittelpunkt stand. Nicht selten kam es daher vor, dass vor allem höherrangige Römer bereits mittags auf Liegen entspannten, während ihnen dort das Essen serviert und allerlei andere Unterhaltung geboten wurde.

Das Mittelalter: Vom Boden in die Betten

Wenngleich das Bett bereits zu Zeiten der alten Ägypter erfunden wurde, schließen viele Menschen in Europa über Jahrhunderte hinweg weiterhin auf dem Boden. Auch hier vollzog sich die Ankunft der erhöhten Schlafstätte zunächst in oberen gesellschaftlichen Schichten, bis sie schließlich auch das „Fußvolk“ erreichte.

Zu Beginn mittelalterlicher Zeiten war es noch nicht üblich, sich zum Schlafen zurückzuziehen und auch der Adel empfing vom Bett aus Besuch. Ludwig XIV. beispielsweise soll die tägliche Zeit vor dem Aufstehen und Ankleiden sehr intensiv für allerlei Aktivitäten und Gespräche genutzt haben, weshalb in seinem Schlafgemach ein reges Treiben herrschte.

Alte Ritterrüstung
Im Mittelalter etablierte sich das Bettgestell nicht nur in Adelshäusern. (Quelle: Nik Shuliahin on Unsplash)

Mit dem wachsenden Einfluss der Kirche auf das alltägliche Leben der Menschen entwickelte sich das Schlafgemach schrittweise vom öffentlichen zum privaten Platz. Schnell schliefen Menschen nicht mehr nackt, sondern in Nachthemden mit passender Haube gehüllt und die Schlafstätte an sich sollte ausschließlich für das Ruhen genutzt werden. Übermäßiger Schlaf galt zunehmend als Faulheit und Sünde.

Während des Mittelalters entwickelte sich auch das Bett weiter. Besonders gefragt unter Adligen war das Himmelbett, das mit Hilfe von Vorhängen umgestaltet werden konnte. Die niederen Gesellschaftsschichten pflegten ihre Schlafkultur zunächst mit Hilfe von Teppichen und Matten und verbrachten ihre Nächte auf dem Boden. Doch auch sie entdeckten den Bau von Holzgestellen schnell, denn das erhöhte Schlafen erwies sich als hygienischer.

Zum Ende des Mittelalters hin hatte sich das Bett in Dörfern und ländlichen Regionen etabliert. Die Schlafkultur war soweit fortgeschritten, dass Menschen nicht länger nur Felle verwendeten, sondern mit echten Kissen und Decken schliefen. Naturmaterialien wie Federn, Wolle und Stroh sorgten für den gewissen Komfort.

Ebenfalls bekannt soll auch das Zirbenholz gewesen sein, dessen ätherische Öle laut tiroler-kraeuterhof.com für einen tieferen Schlaf sorgen. Inwiefern das Holz im Mittelalter genutzt wurde, ist jedoch nicht klar. Heute findet die Zirbe nicht nur als Möbelholz, sondern auch als Kissenfüllung Verwendung in vielen Schlafzimmer.

Schlaf seit der Industrialisierung: An den Rand gedrängt

Die Industrialisierung veränderte den Blick des Menschen auf den Schlaf erneut stark. Wenngleich die Kirche übermäßiges Ruhen schon im Mittelalter als sündhaft beschrieb, sorgte der Wechsel zu Arbeitszeiten und Erwerbstätigkeit im Industriezeitalter für eine deutliche Verschärfung. Schlaf galt mitunter sogar als störend, denn er schränkte die Produktivität des Menschen ein.
In Fabriken wurde dennoch hart gearbeitet: Rund achtzig Arbeitsstunden pro Woche waren zur Mitte des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit. Dass Schlaf als Erholungsfaktor wichtig ist, setzte sich erst einige Jahre später erneut durch. Bettgestelle wurden immer komfortabler gestaltet und erfuhren auch im Hinblick auf Stilrichtungen verschiedener Jahrzehnte immer wieder optische Anpassung.


Spät ins Bett und früh wieder raus: Auch heute viel zu oft normal. (Quelle: chuttersnap on Unsplash)

Heute – viele Jahre nach Beginn des Industriezeitalters – hat der Schlaf seinen einstigen Status noch nicht wiedererlangen können. Klar ist jedoch, dass der Mensch nur mit ausreichend nächtlicher Ruhe gesund und leistungsfähig bleiben kann. „Aus vielen Untersuchungen geht hervor, dass die meisten Menschen sieben bis acht Stunden Schlaf brauchen. Als Faustregel gilt: Wer tagsüber auch bei längerer Tätigkeit im Sitzen konzentriert arbeiten kann, ohne schläfrig zu werden, hat sein persönliches Schlafpensum gefunden.“ (Quelle: https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/besser-schlafen/wie-viel-schlaf-braucht-der-mensch-2006852)

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Schlaf in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird. Vieles jedoch weist darauf hin, dass sich der Mensch zunehmend um erholsame Nächte kümmern und dabei vor allen Dingen auf neue Erkenntnisse aus der Forschung vertrauen wird.
 
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