Geschichte der Jukebox
Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass eine ganze
Bar alleine durch die Auswahl an Musik aus einer
Jukebox lebte oder dass die besten Songs in der
Hitparade daran gemessen wurden, wie häufig sie aus
einem Musikautomaten drangen. 40
Single-Schallplatten waren für die Hitparade die
Norm. Unternehmer waren unterwegs, um die häufig
gespielten Platten zu notieren und an die
Radiostationen weiterzugeben, woraufhin die
aktuellen Charts bestimmt werden konnten.
Im Laufe der Zeit variierte die Anzahl der Platten.
Es konnten acht aber auch 120 in einer Jukebox Platz
finden, je nach Herstellungsart. Musik wurde auf
Münzeinwurf und Knopfdruck des gewünschten Liedes
gewählt. Sobald die Münze eingeworfen, der Song
ausgesucht war,
setzte sich ein Roboterarm in Bewegung, griff nach
dem Tonträger und platzierte diesen im
Wiedergabegerät.
Einen großen Boom erlebten die Jukeboxen in den
Goldenen Zwanzigern und in den Fünfzigern,
insbesondere in Amerika, wo die Jugend sich in Bars
und Imbissen traf, um durch die Musik einer Jukebox
in geeignete Stimmung zu geraten.
Die Zwanziger wiederum waren von der Prohibition
bestimmt, als eine Reaktion auf die
Wirtschaftskrise
und den zunehmenden Einfluss des Jazz. Dennoch
sehnten sich die Menschen nach Unterhaltung. Das
Alkoholverbot in Amerika wurde in Hinterhofkneipen
umgangen, die als „Speakeasies“ bekannt wurden. Dort
standen die verheißungsvollen Jukeboxen herum, die
durch ihren Einsatz den vermissten Auftritt einer
Band ersetzten.
Der Vorreiter der Jukebox war der klassische
Phonograph, eine Erfindung von Thomas Edison im Jahr
1877, dessen Gehilfe auf die Idee kam, den
Phonograph in eine Holzkiste zu packen und mit
Kopfhörern zu versehen, so dass mehrere Menschen
gleichzeitig Musik hören konnten. Während Edison
seinen Zinnfolien-Phonograph geschäftlich und als
Diktiergerät verwirklichen und nutzen wollte, wurde
die Idee bald durch andere Interessierte
weiterentwickelt, so durch Emil Berliner, der zehn
Jahre später das erste Patent auf ein Grammophon
anmeldete.
1889 stand schließlich der erste Automat bereit, der
mit dem Einwurf von ein paar Münzen in Gang gesetzt
wurde. Er beinhaltete ein automatisches Klavier, das
durch eine Walze bewegt das immer gleiche Musikstück
spielte. Die Walze wurde schließlich durch eine
Platte, später dann durch mehrere Platten ersetzt.
Während die Schallplatte immer weiter verbessert
wurde, kam bald der erste Münzplattenspieler auf den
Markt, der bereits eine Auswahl von 24 verschiedenen
Titeln möglich machte. Die Musik drang dann aus
einem mächtigen Grammophontrichter.
Später hob sich der Hersteller Rudolf Wurlitzer in
der Verbreitung von Jukeboxen hervor, ein deutscher
Auswanderer, der zunächst mit Musikinstrumenten
handelte und dessen Musikboxen noch aus schlichtem
Holz waren, während unter zwölf verschiedenen Titeln
ausgewählt werden konnte, und zwar durch das
Betätigen einer Telefonwählscheibe. Doch mit der
Zeit und dem Fortschritt sollten die
Wurlitzer-Automaten neben einigen anderen legendär
werden und sich großer Beliebtheit erfreuen.
In den Dreißigern geriet die Jukebox schließlich zum
Mittelpunkt der schwarzen Bevölkerung in Amerika,
für die in den Bars und Lokalen Zutrittsverbot
herrschte. Dass nun ausgerechnet Schwarze und Weiße,
die das Alkoholverbot während der Prohibitionszeit
umgehen wollten, Bewunderer der Musikbox waren,
verschaffte dieser einen leicht anrüchigen Ruf.
Gespielt
wurde zunächst hauptsächlich Jazz, darunter Songs
von Duke Ellington, Louis Armstrong, Billie
Holliday
oder Jelly Roll Morton. Später dann Rock 'n' Roll,
Pop und andere.
Auch nach dem
Zweiten Weltkrieg war das Interesse an
der Jukebox weiter groß im Kommen. Während teure
Lokale auf Bigbands und Life-Musik setzten, waren
die kleineren Etablissements mit Jukeboxen
ausgestattet, die einen ausreichenden
Unterhaltungswert boten. Unter den verschiedenen
Jukebox-Herstellern, die ihre Automaten immer weiter
aufrüsteten, so dass bis zu 100 Platten gespielt
werden konnten, sich gleichfalls das
Erscheinungsbild verbesserte, mit glanzvollem oder
kühlem Design beeindruckte, umrahmt von Chrom,
Neonlicht und Leuchtstoffröhren oder Spielereien wie
aufsteigende Luftblasen, Licht- und Soundspielen
oder gar in Bewegung geratende Hühner in einer
Musikbox namens „Dancing Chicken“, setzte sich vor
allen Dingen die 45er-Single-Platte über einen
langen Zeitraum durch. In Amerika waren die
Jukeboxen so populär, dass weit über die Hälfte
aller Single-Platten in den Geräten zum Einsatz
kamen.
Bereits Ende der sechziger Jahre geriet die Jukebox
dann aber doch zum Hintergrundstandard. Der
Wettbewerb in Vertrieb und Herstellung ging stark
zurück, sicherlich auch aufgrund des bald fehlenden
klassischen Einsatzes als Unterhaltungsmaschine in
Eisdielen, Lokalen und Bars. Diskotheken öffneten
ihre Pforten und veränderten das Interesse für Musik
und Tanz. Auch machte die Weiterentwicklung in der
Musikindustrie Plattenspieler und Radios immer
günstiger, so dass sich bald jeder Haushalt eine
Anschaffung dieser Art leisten konnte.
Das bedeutete das Ende der Jukebox, die jedoch in
ihren klassischen Design-Varianten bis heute einen
hohen Sammlerwert besitzt.
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