Heute vor 200 Jahren – 1817
Im Jahr 1817 brach der Kaukasuskrieg aus, mit dem
militärische Aktionen des Russischen Kaiserreichs
zwischen 1817 und 1964 bezeichnet werden. Diese
Aktionen sollten dazu beitragen, die vollständige
Kontrolle über den Nordkaukasus zu erhalten. Die
autochthonen Volksgruppen (u. a. Tscherkessen und
Tschtschenen) wehrten sich natürlich dagegen.
Derweil war in Nordamerika James Monroe der fünfte
Präsident der Vereinigten Staaten geworden. Er hatte
seinen Parteifreund von der
Demokratisch-Republikanischen Partei, James Madison,
abgelöst, in dessen Kabinett er bereits
Außenminister gewesen war.
Es war gerade einmal zwei Jahre her, dass Napoleon
Bonaparte bei Waterloo eine endgültige Niederlage
einstecken musste und schließlich auf Beschluss der
Alliierten für den Rest seines Lebens nach St.
Helena in den Südatlantik verbannt wurde.
In Deutschland bemühten sich Studenten und
Burschenschaften zunehmend um politischen Einfluss.
So kam es zu einem großen Treffen in Thüringen –
Wartburgfest, das bei Eisenach stattfand und
Schlagzeilen machte. Es war das erste seiner Art und
wurde zum Bezug für alle
späteren Wartburgfeste.
Anlass für das Fest war der 300. Jahrestag des
Reformations-Beginns und außerdem der 4. Jahrestag
der Völkerschlacht bei Leipzig, bei der Napoleon
eine empfindliche Niederlage erlitten hatte. An
jenem 18. Oktober kamen Studenten von fast allen
evangelischen deutschen Universitäten auf der
Wartburg zusammen, um im Großherzogtum
Sachsen-Weimar-Eisenach ihre Versammlungen
abzuhalten. Es waren etwa 500 Studenten und einige
Professoren, die gegen reaktionäre Politik und
Kleinstaaterei protestierten und diskutierten. Sie
setzten sich für einen Nationalstaat mit einer
eigenen Verfassung ein. Der Ort für dieses wichtige
Fest – die Wartburg – war gerade richtig für die
Anliegen der Studenten, denn diese Burg, die
einstmals ein Zufluchtsort
Martin Luthers war
(1521/22) galt als deutsches Nationalsymbol. Und ein
Nationalfest sollte das Studententreffen in
Thüringen auch werden. Bereits zu Pfingsten hatten
die Urburschenschaften der Universitäten Jena und
Halle den Beschluss gefasst, Studenten deutscher
Universitäten einzuladen, um auf der Wartburg über
das Streben eines einiges Volkes und eines
Nationalstaates zu reden. Die Großveranstaltung war
den Volksfesten der Französischen Revolution
nachempfunden sowie den Festveranstaltungen, die die
Turnbewegung veranstaltete.
Die Auswahl der Wartburg war auch auf die liberale
Einstellung des Großherzogs Karl August
zurückzuführen. Die Nähe zur Universität Jena
spielte ebenfalls eine Rolle und letztendlich gab
die Bedeutung der Burg als nationales Symbol den
Ausschlag.
Flammende Reden wurden gehalten, die alle unter dem
Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland“ standen. Martin
Luther wurde dabei als Held gefeiert, wurde mit
Trinksprüchen bedacht und
auch drei namhafte
Gefallene der Befreiungskriege wurden bei dem
Festessen geehrt. Es waren dies Gerhard von
Scharnhorst, Ferdinand von Schill und Theodor
Körner. Jedenfalls war das Fest ein Ausdruck von
Emotionalität und Pathos, wobei ein konkretes
politisches Ziel nicht benannt werden konnte.
Zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig im
Jahr 1813 waren auf dem Wartenberg, der ganz in der
Nähe liegt, einige Siegesfeuer entfacht worden.
Dorthin zogen die Studenten nach ihrem üppigen Mahl
mit einem Fackelzug. Anschließend wurde noch eine
symbolische Bücherverbrennung veranstaltet.
Verbrannt wurden keine echten Bücher, sondern
Makulaturballen, die beschriftet wurden. Unter den
Titeln befanden sich Werke, in denen die
aristokratische Kleinstaaterei verfochten wurde und
auch Schmähschriften gegen die junge deutschen
Nationalbewegung.
Der Jenaer Professor Heinrich Luden hatte die
Gedanken, die mehrfach auf dem Wartburgfest geäußert
worden waren, in einem Programm zusammengetragen.
Dieses Programm wird heute auch als das „erste
deutsche Parteiprogramm“ benannt. Es enthielt 35
Grundsätze und zwölf Beschlüsse, die verdeutlichten,
dass die politische Zerrissenheit Deutschlands einer
politischen, religiösen und wirtschaftlichen Einheit
weichen sollte.
Während in
London Prinzregent George die offizielle
Eröffnung der Waterloo Bridge feierlich zelebrierte,
die immerhin die derzeit längste Brücke der Stadt
war, hatte im deutschen Mannheim ein Mann namens
Karl Drais seine erste öffentliche Fahrt mit einem
Gefährt unternommen, das heute als Vorläufer des
Fahrrads gilt. Karl Drais hatte ein zweirädriges
Laufrad erfunden, das nach ihm Draisine benannt
wurde. Es hatte zwar noch keine Pedale, aber es war
ein Anfang.
Die Vereinigten Staaten bestanden nunmehr aus 20
Bundesstaaten, denn zum Jahresende, am 10. Dezember,
war Mississippi dazugekommen.
In Wien hatte der Komponist Franz Schubert eines
seiner Kunstlieder, nämlich „Die Forelle“ vollendet,
das sich zu einem seiner bekanntesten entwickeln
sollte und in der Bearbeitung als „Forellenquintet“
große Bekanntheit über die Jahrhunderte hinweg
erhielt. Den Text hatte Christian Friedrich Daniel
Schubart geschrieben.
Der italienische Komponist Gioacchino Rossini (1792
– 1868), der zu den bedeutendsten Opernkomponisten
des Belcanto zählte, führte seine Opera semiseria
„La gazza ladra“ („Die diebische Elster“) am Teatro
alla Scala di Milano auf und in Neapel gelangte
seine romantische Oper „Armida“ zur Urauffführung,
in der Isabella Colbran die Titelpartie sang und die
fünf Jahre später die Gattin des Komponisten wurde.
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