Die Entstehung und Geschichte der E-Mail

E-Mails stellen das am weitesten verbreitete moderne Kommunikationsmittel dar und sind sowohl im geschäftlichen als auch privaten Bereich nicht mehr wegzudenken. Obwohl das Versenden von E-Mails heute als eine der Grundfunktionen des Internets gilt, reicht die Geschichte der elektronischen Nachrichten deutlich weiter zurück als die des Internets.
Bereits um 1965 herum entstand der erste Vorläufer des heutigen E-Mail-Systems am Massachusetts Institute of Technology. Es handelte sich dabei um eine Möglichkeit, Mitarbeitern des MIT auf dem Hauptcomputer Nachrichten zu hinterlassen. Allerdings konnten nur die Nutzer dieses Computers untereinander kommunizieren, ein Weiterversenden an andere Computer

war zu diesem Zeitpunkt weder technisch realisierbar noch geplant. Wer sich an einem mit dem Hauptcomputer des MIT verbundenen Terminal einloggte, fand dabei automatisch neue Mitteilungen in einer Mailbox genannten persönlichen Datei vor. Damit entsprach diese Benachrichtigungsfunktion im Wesentlichen dem Hinterlassen einer Notiz auf dem Schreibtisch eines Arbeitskollegen.
Parallel dazu entwickelten sich aber auch die ersten Vernetzungen von Computern untereinander. Das bekannteste frühe Netzwerk war ARPANET, das von dem MIT und dem US-Verteidigungsministerium betrieben wurde. Beim Aufbau von ARPANET erfand 1971 einer der mit der Entwicklung des Netzwerkes betrauten Computertechniker, Ray Tomlinson, eine Funktion, mit der sich Nachrichten von einem Computer zu einem anderen verschicken ließen. Auch das Zeichen @ führte er als Kennzeichen so übermittelter Botschaften ein, weil dieses in Texten normalerweise nicht anderweitig verwendet wurde. Allerdings betrachtete Ray Tomlinson das von ihm entwickelte Programm zunächst als reine Spielerei. An der weiteren Entwicklung bis hin zu dem heutigen E-Mail-System war er nicht mehr beteiligt.

Die Gelegenheitserfindung erwies sich als äußerst nützlich, weshalb sie rasch von den ARPANET-Nutzern übernommen wurde. Bereits 1976 bestanden 75 Prozent des Datenverkehrs von ARPANET aus elektronischer Post. Dies gab den Anstoß zu weiterreichenden Ideen, wie Nachrichten auch zwischen unterschiedlichen Netzwerken ausgetauscht werden konnten. Den Namen E-Mail erhielt diese Form der Textnachrichten von einem vierzehnjährigen amerikanischen Teenager, Shiva Ayyadurai, der 1978 ein Programm entwickelte, das an frühere Bürosysteme angelehnt war. Darin enthalten waren die heute noch bei E-Mail-Programmen üblichen Funktionen wie Ordner, Anhänge und Adressbücher. Dieses Konzept verbreitete sich noch vor der Entstehung des eigentlichen Internets rasch im Wissenschaftsbereich.
Als sich in der ersten Hälfte der achtziger Jahre immer mehr Netzwerke zusammenschlossen und sich dabei auch zunehmend Firmen und Privatleuten öffneten, was als Beginn des Internetzeitalters angesehen werden kann, entstanden verschiedene E-Mail- und Internet-Provider. Insbesondere AOL, aber auch Hotmail und Yahoo, formten in dieser Frühzeit des Internets das Erscheinungsbild dieser neuen Kommunikationsform. Außerdem machten sie dank massiver Marketing-Kampagnen den Zugang zum World Wide Web immer erschwinglicher und selbstverständlicher. Bereits Ende der Neunziger nutzten 400 Millionen Menschen Internetdienste, wobei das Versenden von E-Mails zunächst den Hauptnutzungsbereich darstellte. Innerhalb von kaum zehn Jahren war eine eigene E-Mail-Adresse von einer Kuriosität zu einer Selbstverständlichkeit geworden.