Chronik Benetton Geschichte
Die von Angehörigen der italienischen Familie
Benetton wesentlich geprägte Mode-Firma Benetton
Group S. p. A. (Societá per Azioni) hat 2011 mehr
als zwei Milliarden EUR Umsatz gemacht und fast
10.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Firmen-Gruppe geht auf eine Gründung des
Modeunternehmers Luciano Benetton (geb. 1935) und
dessen Geschwister Giuliana (geb. 1937), Gilberto
(geb. 1941) und Carlo (geb. 1943) im Jahr 1965 in
ihrem norditalienischen Heimatstädtchen Ponzano
Veneto (Provinz
Treviso) zurück. Damals eröffneten die Benettons ein
Textil- und Strickwaren-Geschäft. Luciano hatte eine
kleine Kollektion von selbst entworfenen Pullover
gestrickt, die sich durch qualitativ hochwertige
Garne und vor allem durch ihre farbenfrohen Muster
von den Produkten anderer Hersteller abhoben und mit
Erfolg an den regionalen Einzelhandel verkauft
werden konnten. Der nächste Schritt war die Gründung
des ersten eigenen Geschäfts gewesen. Bereits im
Jahr darauf wurde die erste Filiale im benachbarten
Belluno eröffnet. 1970 konnten die Kunden
Benetton-Produkte auch in einem Benetton-Ableger in
Paris erwerben. Heute betreibt Benetton weltweit
mehr als 6500 Filialen.
Die Geschwister teilten die Führungsaufgaben in den
Anfangsjahrzehnten des rasch wachsenden
Mode-Imperiums, zu denen neben Herstellung und
Vertrieb von Textilien auch Accessoires- und
Parfüm-Linien kamen, untereinander auf. Luciano
Benetton, der von 1992 bis 1994 seine Heimatregion
als gewählter Senator im Senato della Repubblica
vertreten hatte, zog sich offiziell 2006 aus der
Geschäftsleitung zurück, behielt aber als Präsident
der Benetton Group weiterhin eine wichtige Position
inne. Als Nachfolger an der Exekutiv-Spitze der
Benetton Group rückte Lucianos Benettons ältester
Sohn Alessandro (geb. 1964) auf. Die Benetton Group
ist unternehmensrechtlich in die der
Benetton-Familie gehörende Finanzholding Edizione
eingebettet. Edizione ist nicht nur an der Benetton
Group mit 67 % beteiligt, sondern ist auch außerhalb
des Mode-Sektors in zahlreichen weiteren
Wirtschaftsbereichen engagiert. So hat Edizione eine
Mehrheitsbeteiligung an der Autobahn-Restaurantkette
Autogrill. Über die Immobilienfirma Maccarese
gehören in Italien 3300 Hektar Agrarland zur Familie
Benetton. Auch in Südamerika gehören ausgedehnte
Agrarflächen zum Benetton-Imperium. Außerdem ist
Edizione unter anderem im Medien- und Banken-Bereich
aktiv.
Im Kerngeschäft der Benetton Group haben sich eine
Reihe von Labels herausgebildet, die jeweils andere
Schwerpunkte setzen. Das Flaggschiff des
Unternehmens, „United Colours of Benetton“ knüpft an
das Grundkonzept der Firma an, farbenfrohe
Wollstrickwaren für eine jüngere Klientel auf den
Markt zu bringen. In jeder Saison bringt „United
Colours of Benetton“ neue formgleiche Modelle
heraus, die in 15 verschiedenen Farbtönen angeboten
werden. Die ursprünglich auf Pullover beschränkte
Palette von „United Colours“ wurde mittlerweile um
Röcke, Jacken und andere Kleidungstücke erweitert.
Zur Benetton Group gehört ferner das
Edel- und Glamour-Label „Sisley“. Das „Playlife“-Label
bedient vor allem den mediterranen Geschmack
bezüglich der Freizeit-Mode. Weitere Labels sind „Jean´s
West“, „Killer Loop“ und „Anthology of Cotton“.
Die Wahrnehmung der Benetton Group in der
Öffentlichkeit ist nicht nur durch ihre Produkte
bestimmt, sondern auch durch ihre spektakulären
Werbe-Kampagnen, bei denen die Benetton-Macher gern
auf Schockwirkungen setzten. Häufig war der
Zusammenhang zwischen den präsentierten Bildern mit
ihren offensiv in den Vordergrund gestellten,
mutmaßlichen, politischen Botschaften und Mode nicht
unbedingt nachvollziehbar. So stellte Benetton bei
einer Kampagne das Thema AIDS in den Vordergrund.
Bei einer anderen Kampagne sorgte Benetton durch
drastische Kriegsbilder bei vielen Menschen für
Verwirrung. Plakate, auf denen sich küssende
Staatschefs und Religionsführer abgebildet wurden,
lösten Proteststürme aus und brachten Benetton
enormes mediales Interesse ein. Selbst das
Bundesverfassungsgericht beschäftigte sich in den
Jahren 2000 und
2003 in mehreren Fällen mit der
Schockwerbung und verschaffte so der italienischen
Mode-Firma im Zusammenhang mit höchstgerichtlicher
Grundrechtsprüfung (Presse- und Meinungsfreiheit)
einen Platz in der deutschen Justiz-Geschichte
(„Benetton-Entscheidungen“).
Das Image von Benetton ist zwiespältig. Einerseits
engagieren sich Familie und Unternehmen in Kampagnen
häufig für soziale Anliegen, wie zum Beispiel für
die afrikanische Mikro-Finanz-Bewegung oder gegen
Jugendarbeitslosigkeit, andererseits wird Benetton
in der Presse nicht selten mit Mängeln bei der
Fürsorge für Textilarbeitnehmer in Benetton-Produkte
herstellenden Fabriken in Verbindung gebracht.
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