Martin Luther King – Ein Prediger bringt Amerika eine neue Zeit

Es war nicht zu übersehen, das die Schwarzen sich allmählich auf eine neue Weise mit ihrer Vergangenheit und ihrer afrikanischen Kultur auseinandersetzten. Sie kämpften mit einem neu erwachten Selbstbewusstsein, waren sich untereinander jedoch nicht immer einig. Das wiederum brachte einen schwarzen Nationalismus hervor, der in absolutem Kontrast zu den Zielen von Martin Luther King jr. stand und der die Protestbewegung erschwerte.
Es war ein großer Erfolg, dass Präsident Kennedy dem US-Kongress einen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt hatte, der eine fast vollständige Gleichberechtigung der Menschen landesweit zum Inhalt hatte. Dass es außerdem zu einer Anhörung kam, an der die Führer der afroamerikanischen Bewegung und Kennedy im Weißen Haus zusammenkamen, war ein weiterer Erfolg in der Bürgerrechtsbewegung Amerikas.
Eine der bedeutendsten und international beachteten Aktionen war im August 1963 der Marsch auf Washington. Mehr als 250.000 Menschen hatten sich daran beteiligt, unter denen 60.000 Weiße waren. Dieser Marsch diente vor allem dazu, die Gesetzesvorlage Kennedy zu unterstützen und gleichermaßen dazu, die gesamte amerikanische Bevölkerung massiv auf die Probleme der schwarzen Mitbürger aufmerksam zu machen. Besonders der Rede Martin Luther Kings jr., „I Have a Dream“, wurde weltweit große Beachtung geschenkt. King und einige seiner Mitkämpfer standen seitdem unter der Beobachtung des FBI.
Am 22. November 1963 löste die Ermordung John F. Kennedys einen Schock in der Bevölkerung aus. Für die Bürgerrechtsbewegung war Kennedys Tod ein herber Rückschlag. Doch am 19. Juni 1964 wurde von seinem Nachfolger, Lyndon B. Johnson, die endgültige Aufhebung der Rassentrennung per Gesetz veröffentlicht. Es gab Widersacher auf Gouverneursebene in Alabama und Mississippi, doch letztendlich
mussten auch diese Herren akzeptieren, dass von nun an offiziell Schwarze den Weißen in Amerika gleichgestellt waren.
Am 10. Dezember 1964 wurde Martin Luther King jr. der Friedensnobelpreis verliehen, dessen Preisgeld er vollständig seiner Bürgerrechtsbewegung zur Verfügung stellte.
Die gesetzlich verkündete Aufhebung der Rassentrennung musste auch weiter mühsam in die Praxis umgesetzt werden. Kings Einsatz blieb unermüdlich. Als er sich jedoch gegen den Vietnamkrieg aussprach und auch bei vielen Schwarzen damit auf Kritik stieß, war er damit zur „persona non grata“ im Weißen Haus geworden. Auch vom FBI wurde er als unerwünschte Person behandelt. In deren Augen hatte King den Bogen überspannt.
Wenige Tage vor dem großen Bürgerrechts-Marsch in Memphis (Tennessee) wurden Passagen seiner Rede „I’ve been to the mountaintop“ als Todesahnung gewertet. Auch in dieser Rede sprach er sich wiederholt eindringlich für einen Kampf ohne Gewalt aus. Der Marsch sollte am 8. April 1968 stattfinden. Martin Luther King jr. erlebte ihn nicht mehr.
Er wurde am 4. April 1968 auf dem Balkon des Lorraine-Motels stehend erschossen.