Biografie Marine Le Pen Lebenslauf


Bei der Europawahl im Mai 2014 sorgte das von der Front National in Frankreich erzielte Wahlergebnis für weltweite Schlagzeilen: Die rechtspopulistische Partei konnte 24 % der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen (Europawahl 2009: 6,9 %). Damit wurde sie stärkste Partei bei dieser Wahl in Frankreich. Die meisten Experten waren sich einig, dass die Front National diesen Erfolg zum großen Teil ihrer seit 2011 amtierenden Vorsitzenden Marine Le Pen zu verdanken hatte.
Marion Anne Perrine „Marine“ Le Pen kam am 5. August 1968 als jüngste von drei Töchtern der Eheleute Pierrette (geb. Lalanne) und Jean-Marie Le Pen (geb. 1928) im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine auf die Welt. Ihr Vater wurde als Gründer (1972) und langjähriger Vorsitzender (bis 2011) der Front National (FN) nicht nur in Frankreich zu einer Symbolfigur der extremen Rechten.
Marine Le Pen studierte in Paris Jura mit Schwerpunkt Strafrecht und schloss ihr Studium 1992 erfolgreich ab. Sie arbeitete danach als Rechtsanwältin. In der Anfangszeit ihrer Berufstätigkeit vertrat sie häufig als Pflichtanwältin illegale Immigranten. Ab 1998 arbeitete sie in der FN-Rechtsabteilung, die sie bis 2003 leitete.
1986 wurde Marine Le Pen FN-Mitglied und stieg seitdem ständig in der Parteihierarchie auf. 2000 wurde sie in den inneren Führungskreis, dem „Bureau politique“, aufgenommen. 2003 erfolgte die Wahl auf einen der acht Vizevorsitzenden-Posten und 2007 wurde sie durch die Ernennung zur für Kommunikation, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlichen Vizevorsitzenden zur Nr. 3 beziehungsweise Nr. 2 auf der Rangliste der FN.
Marine Le Pen, die sich eine politische Basis in der wirtschaftlich angeschlagenen nördlichsten Region Frankreichs, Nord-Pas-de-Calais, aufgebaut hatte, war dort von 1998 bis 2004 als Abgeordnete im „Conseil général“ („Generalrat“) kommunalpolitisch tätig. 2004 wechselte sie in den Regionalrat der Paris umfassenden Region Île-de-France. Im selben Jahr gelang ihr auch der Sprung ins Europa-Parlament. Ihren Sitz im EU-Parlament konnte sie sowohl 2009 als auch 2014 verteidigen.
Anfang 2011 setzte sie sich nach der Rücktrittsankündigung ihres Vater Jean-Marie Le Pen gegen ihren innerparteilichen Kontrahenten Bruno Gollnisch, der als vermeintlicher Holocaust-Leugner vor Gericht gestanden hatte, durch und wurde zur Nachfolgerin ihres Vaters gewählt. Marie Le Pen hat nach der Übernahme des Parteivorsitzes große Anstrengungen unternommen, das Image der FN in der Öffentlichkeit zu verändern. Ihr erklärtes Ziel wurde es, sich von rechtsextremistischem Gedankengut abzusetzen, um sich so am breiten rechten Rand der bürgerlichen Mitte als „wahre Gaullisten“ positionieren zu können. Im Rahmen dieses Konzept distanzierte sich Marine Le Pen von offen rechtsextremistischen Parteien wie der deutschen NPD. Als potenzielle Bündnispartner auf europäischer Ebene hat Marine Le Pen dagegen den Rechtspopulisten Geert Wilders von der niederländischen PVV, die österreichische FPÖ (Vorsitzender: Hans-Christian Strache), die italienische Lega Nord und die britische Ukip genannt.
Offizielle Parteilinie wurde unter Marine Le Pen das Bekenntnis zur Demokratie sowie, auch in Hinblick auf potenzielle jüdische Wähler, eine klare Anerkennung des Holocaust als historische Tatsache. Insbesondere mit ihrer Anti-EU-Politik, vor allem in wirtschaftlichen Fragen, versuchte Marie Le Pen von Anfang an, bei einer die Berücksichtigung französischer Interessen verstärkt wünschenden Wählerschicht Anhänger zu gewinnen. Den Austritt Frankreichs aus der Euro-Zone und die Rückkehr zum Franc machte Marine Le Pen zu zentralen Forderungen ihrer Partei.
Anders als ihr Vorgänger hat es die sich anti-rassistisch gebende Marine Le Pen wesentlicher geschickter verstanden, den für die FN typischen, häufig mit rassistischen Vorurteilen verbundenen, Anti-Islamismus als Notwehrreaktion gegen die mutmaßliche Bedrohung des französischen Staatsprinzips des Laizismus durch Muslime umzudeuten. Dabei fiel es der politisch geschmeidigen Marine Le Pen auch nicht schwer, sich als Fürsprecherin für die Belange von durch Muslime diskriminierter Frauen, Juden und Homosexueller zu profilieren. Die nicht nur in Frankreich weit verbreitete Angst vor einer Überfremdung durch nichteuropäische und islamische Einwanderer griff Marine Le Pen auch bei der Europawahl 2014 auf und präsentierte sich als Kämpferin gegen eine multikulturelle Gesellschaft. Über das Spektrum der traditionell rechtsextremistisch eingestellten Minderheit hinaus trug auch Marine Le Pens Forderung nach Wiedereinführung der 1981 in Frankreich abgeschafften Todesstrafe für Zustimmung zu FN-Forderungen bei.
Bei den französischen Präsidentschaftswahlen 2012 konnte Marine Le Pen fast 18 % der gültigen Stimmen auf sich vereinen.
Marine Le Pen privat
Marine Le Pen hat zweimal geheiratet und wurde zweimal geschieden. Während ihrer Ehe (1995 – 1999) mit dem Geschäftsmann Franck Chauffroy, bekam Marine Le Pen drei Kinder: Jehanne, Louis und Mathilde. 2006 wurde ihre zweite Ehe mit Eric Lorio, einem FN-Funktionär, wenige Jahre nach der Hochzeit geschieden. 2009 ging Marine Le Pen eine Beziehung mit dem 2011 zum FN-Vizevorsitzenden gewählten Juristen Louis Aliot ein.
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