Biografie Rudolf Augstein Lebenslauf
Neben Rudolf erlangte auch Bruder Josef (1909 - 1984)
einen nicht unerheblichen öffentlichen Bekanntheitsgrad.
Rechtsanwalt Josef Augstein war häufig als Verteidiger
in von den Medien beachteten Prozessen tätig. Der in
einem bürgerlich-katholischen Umfeld aufwachsende und
dem Nazi-Regime kritisch gegenüberstehende Rudolf
Augstein machte 1941 sein Abitur in Hannover. Nach einem
Zeitungs-Volontariat beim „Hannoverschen Anzeiger“ und
einigen Monaten im Reichsarbeitsdienst wurde er zur
Wehrmacht eingezogen. Er kam 1942 als Soldat im
Artillerieregiment 67 an die Ostfront. Der zeitweilig
als Funker und Vorgeschobener
Beobachter eingesetzte und
mit dem EK II ausgezeichnete Augstein wurde zweimal
verwundet. Ende 1944 erhielt er nach dem Besuch eines
Reserveoffizierslehrgangs die Beförderung zum Leutnant.
Nach kurzer US-Kriegsgefangenschaft kehrte Augstein 1945
ins britisch besetzte Hannover zurück. Er arbeitete
zunächst als Journalist beim „Hannoverschen
Nachrichtenblatt“ und wechselte Ende 1946 zum unter
britischer Militärregie stehenden Nachrichtenmagazin
„Diese Woche“. Hier war er für das Deutschland-Ressort
zuständig. Anfang 1947 erhielt Augstein zusammen mit
zwei Partnern die Verlegerlizenz für „Diese Woche“. Das
Magazin wurde in „Der Spiegel“ umbenannt und hatte eine
Startauflage von 15.000 Exemplaren. Augstein orientierte
sich beim Aufbau seines Magazins am in Deutschland
häufig als unseriöser „Revolverjournalismus“
abgewerteten Stil US-amerikanischer
Enthüllungsjournalisten. Augstein sah sein Blatt in der
Pflicht, als „Sturmgeschütz der Demokratie“ in der
jungen, von NS-Altlasten, unzureichender
Entnazifizierung der sogenannten Eliten in Politik,
Justiz und Wirtschaft und Hinterzimmerpolitik geprägten
Adenauer-Zeit Öffentlichkeit herzustellen. Damit machten
sich „Spiegel“ und Augstein rasch Feinde, aber auch
Freunde: 1961 war die Auflage des wöchentlich
erscheinenden Nachrichtenmagazins auf fast 450.000
Exemplare angestiegen.
Augstein und sein seit 1952 in Hamburg gemachtes Magazin
standen 1962 im Mittelpunkt einer für die politische
Kultur der Bonner Republik eine Zäsur darstellenden
Affäre. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU)
nahm in Überschreitung seiner rechtlichen Kompetenzen
einen Probleme in der Bundeswehr thematisierenden „Spiegel“-Artikel
(„Bedingt abwehrbereit“) zum Anlass, den
verantwortlichen Redakteur Conrad Ahlers und andere „Spiegel“-Journalisten
wegen Landesverrat festnehmen zu lassen. Auch Augstein
wurde verhaftet und blieb 103 Tage in Untersuchungshaft.
Diese als „Spiegel-Affäre“ in die Geschichtsbücher
eingehende Aktion führte zu massiven Protesten von
Teilen der Bevölkerung, die die Pressefreiheit in Gefahr
sahen. In der Folge musste Strauß das Kabinett
verlassen. Das Gerichtsverfahren gegen Augstein und
Ahlers wurde schließlich mangels von Beweisen
eingestellt.
Augstein setzte sich in seinem Magazin, unter anderem
unter dem Pseudonym „Jens Daniel“,