Karl Lamprecht Lebenslauf

Der wegweisende Historiker Karl Lamprecht wurde am 25. Februar 1856 in Jessen geboren und erhielt seine Schulbildung in den Gymnasien in Wittenberg und Schulpforta. Ab 1874 studierte er Geschichte, Kunstgeschichte und Ökonomie in Göttingen, München und Leipzig, wo er schließlich im Jahr 1878 promovierte. 1880 ging er an die Universität Bonn, wo er erst habilitierte und schließlich zum außerordentlichen Professor berufen wurde. Nach einer Zwischenstation als ordentlicher Professor in Marburg wechselte er 1891 an die Universität Leipzig, an der er schließlich Direktor des Historischen Seminars wurde.
Sein erstes großes Werk, die sechsbändige „Deutsche Geschichte“, begann er in Bonn zu verfassen und veröffentlichte sie schließlich nach und nach ab 1891. Seine neue Art der Geschichtsschreibung brach mit der bis dahin gängigen wissenschaftlichen Praxis, sich ausschließlich auf die Analyse der großen Politiker und Staatsmänner zu konzentrieren und wirtschaftliche Gegebenheiten und Entwicklungen von einzelnen Völkern und der jeweiligen nationalen Psyche sowie die naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse völlig außer Acht ließ. Mit seiner neuen Art der wissenschaftlichen Forschung über die Entwicklung eines Nationalbewusstseins nach unterschiedlichen Kulturperioden spaltete er in Akademikerkreisen die Gemüter. Karl Lamprecht fand Anhänger seiner neuen wissenschaftlichen Arbeit wie auch viele Kollegen, die seine Theorien und Ansätze gänzlich ablehnten, da sie die Integration der psychologischen Analyse in die Geschichtswissenschaft als falsch und für Strömungen wie Marxismus und Materialismus verantwortlich betrachteten. Lamprecht ließ sich jedoch von der teils heftigen Ablehnung im Kollegenkreis, der er auch unmittelbar am historischen Seminar ausgesetzt war, nicht abbringen. Er baute neue Methoden und die Erkenntnisse, die er im Laufe seiner akademischen Karriere gewann, wie beispielsweise Siedlungskunde, Kulturpolitik und Geographie in die geschichtliche Forschung ein und etablierte an der Universität Leipzig neue Abteilungen von Kultur- und Universalgeschichte. Sein Ziel blieb jedoch trotz der erfolgreichen Umstrukturierungen unter seiner Leitung weiterhin die Gründung eines eigenen Instituts, an der er in den nächsten Jahren leidenschaftlich arbeitete. Durch exzellente Verbindungen zu reichen Bankiers und den Ministerien gelang es ihm schließlich, im Jahr 1909 die Gründung des Königlich-Sächsischen Instituts für Kultur- und Universalgeschichte zu feiern. Des Weiteren war es ihm möglich, durch Geld- und Sachspenden die institutseigene Bibliothek einzurichten, auszubauen und mit einer beträchtlichen Menge an Büchern aus dem In- und Ausland auszustatten. Die positive Resonanz von Seiten der Studenten war enorm. Der Ansturm sprengte bald die Kapazitäten des Instituts, das daraufhin kontinuierlich ausgebaut wurde. Als Rektor der Universität in den Jahren 1910/11 trieb Lamprecht die Entwicklung in allen universitären Angelegenheiten in Leipzig ständig voran.
Bis zu seinem Tod, am 10. Mai 1915, bewirkte er die Entstehung vieler neuer Fakultäten, wie wir sie heute als selbstverständlich betrachten. Unter seiner Leitung wurden in Leipzig viele Institute gegründet, die aus dem Bereich der Geschichte hervorgingen. Karl Lamprecht hinterließ der deutschen akademischen Welt unter anderem Institute für Orientalistik, Archäologie, Indogermanistik, Philologie, Völkerkunde und Geographie aber auch für Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Psychologie und Wirtschaftslehre.
Karl Lamprecht Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.