Ilka Bessin Lebenslauf
Im Grunde sind es ja wirklich nicht besonders
viele Frauen, verglichen mit der Männerwelt, die
auf der Bühne stehen und tatsächlich komisch
sind. Humor, das ist bekannt, ist so eine Sache,
einige Damen lächeln auch ganz gerne nach innen
und nehmen sich selbst viel zu ernst. Humor aber
erfordert in erster Linie das Lachen-Können über
sich selbst.
Eine Mischung aus Schlagfertigkeit,
Sich-selbst-nicht-so-wichtig-nehmen, eine
interessante Präsenz und ein geeignetes
Comedy-Programm sind das Geheimnis des Erfolgs,
gerade auf diesem Gebiet, und in dieser Hinsicht
erfüllt das proppere „Weib“ – Cindy aus Marzahn
– jedwede Bedingungen.
Zudem ist ihre Geschichte fast vergleichbar mit
dem amerikanischen Traum „vom Tellerwäscher zum
Millionär“. Die Ideen für ihr Comedy-Programm
und ihre Rolle gewann Cindy nämlich aus dem
Umstand der langen Arbeitslosigkeit, bei dem man
auf jeden Fall Humor aufbringen muss, um nicht
zu verzweifeln. So wurde aus Ilka Bessin nach
und nach die Plattenbau-Königin Marzahn.
Geboren wurde Bessin am
18. November 1971 in
Luckenwalde. Der Vater arbeitete als Lkw-Fahrer,
die Mutter war Näherin und auch für das Kind war
das Streben nach großen Aufstiegsmöglichkeiten
kaum gegeben. Nach der Schule folgte erst einmal
eine Ausbildung zur Köchin, Bessin arbeitete in
einer verdampften Großküche und verlor den Job
1990. Danach schlug sie sich mit verschiedenen
und eher kurzlebigen Tätigkeiten durch, so als
Kellnerin, Animateurin oder als Hotelfachfrau.
Nichts war von Dauer. Gestrandet in Berlin
erwartete sie das Los vieler Deutscher, die
Arbeitslosigkeit „pochte mit hartem Knöchel
gegen ihre Tür“.
Statt in Trübsinn und Selbstmitleid zu
verfallen, nutzte Bessin diese harte Zeit, um
ihr ganz eigenes Talent zu entdecken und ihre
Persönlichkeit neu zu gestalten. Sie erfand für
sich jene Rolle, die sie bekannt machen sollte,
die Langzeitarbeitslose Cindy aus Marzahn, die
mit Gewichtsproblemen, etlichen Rückschlägen und
Erfolglosigkeit bei den Männern zu kämpfen
hatte. Ihre sarkastische Einstellung wurde durch
die Übertreibung des Kostüms noch untermalt, ein
viel zu eng sitzendes, pinkfarbendes Outfit, das
den Traum des kleinen Mädchens verkörperte, der
an der harten Realität zerplatzte.
Mit dieser Rolle, die ganz auf die eigene Sicht
der Dinge abgestimmt war, stellte sich Bessin
auf eine Bühne, z. B. bei der Berliner
Comedy-Sendung „Quatsch Comedy Club“.
Witzigerweise war die Absicht aber eine ganz
andere. Bessin wollte sich dort lediglich auf
eine Anstellung als Kellnerin bewerben, war beim
Vorstellungsgespräch am Telefon aber so herrlich
komisch, dass der, der die Bühnentalente buchte,
ihr das Angebot eines Auftritts machte, das sie
natürlich sofort annahm. Die Show nannte sich
„Quatsch Talentschmiede“ und ihre Präsenz als
Komikerin hatte einschlagenden Erfolg.
Mit verschiedenen Auftritten folgten die
Angebote. Auf einmal fand sich Bessin mitten in
der schillernden Medienwelt wieder und machte
durch ihre ehrliche „Berliner Klappe“ weiter auf
sich aufmerksam. So spielte sie bald schon die
Rolle der Gastgeberin in der Comedy-Serie
„Schillerstraße“.
Allmählich konnte sie dann auch ihr eigenes
Live-Programm auf die Beine stellen. Die erste
ihrer Shows hieß „Nicht jeder Prinz kommt uff’m
Pferd“, ein erneutes Verballhornen des
Prinzessinnen-Traums kleiner Mädchen. Die
Sendung war auf DVD zu haben und mit einer
großen Bühnenshow verbunden, die ganze
zweihundert Auftritte ausmachte.
Von da an war „die Marzahn“ aus dem deutschen
Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Sie
verkörperte eine neue Version der erfolgreichen
Frau, die sich z. B. in „Wetten dass ...?“ auch
gerne über die schlanken und schönen
Vor-Moderatorinnen lustig machte, indem sie sie
in ganz eigener Art parodierte. Ihr Humor ist
unverkennbar und die Person dahinter
unangreifbar, weil sie zwar ihren sarkastisch
angehauchten Blick auf die Dinge wirft, aber
eben durchaus auch fähig ist, über sich sich
selbst zu lachen. Das macht letztendlich ihren
ganzen Charme aus, so dass ihr Lachen dann auch
ansteckend wirkt.
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n.n.v.