Howard Carter Lebenslauf

Der Ägyptologe Howard Carter wurde am 09. Mai 1874 in Kensington, London, als jüngstes von elf Kindern geboren. In der Kindheit stets sehr anfällig für Krankheiten, besuchte Carter nie eine Schule, sondern wurde daheim unterrichtet. Vom Vater Samuel, der als Zeichner und Tiermaler arbeitete, hatte er das Talent geerbt, das früh gefördert wurde.
Zu seinen Förderern zählte Lady Amherst, eine wohlhabende Dame, die ägyptische Schriften sammelte. Sie vermittelte Carter seinen ersten Job als Zeichner im Britischen Museum und später für den Egypt Exploration Fund.
Sein Mentor, Professor Percy Newberry aus Liverpool, nahm den gerade 17 Jahre alten Carter mit zu seiner ersten Ausgrabung in Ägypten, bei der er als Zeichner arbeitete. Er kopierte Malereien, Inschriften und Reliefs. Er beschäftigte sich bald intensiv mit den Grundlagen der Archäologie und Ägyptologie und brachte sich selbst das Entziffern der Hieroglyphen bei.
Carter arbeitete auch für Flinders Petrie bei dessen Ausgrabungen in Amarna, bevor er eine Stelle am Ägyptischen Museum in Kairo annahm. Mit nur 25 Jahren wurde er Oberinspektor der Altertümerverwaltung in Oberägypten und Nubien.
Er führte eigene Grabungen durch und bediente sich dabei moderner Methoden. So sorgte er dafür, dass in den Gräbern elektrisches Licht vorhanden war. Und er machte gnadenlos Jagd auf Grabräuber, vor allem auf den Räuberkönig Abdel Rasul.
Im Jahr 1907 machte sein Vorgesetzter Maspero ihn mit dem Earl of Carnarvon bekannt, einem reichen, technikaffinen Playboy, der in Ägypten die Folgen eines schweren Autounfalls auskurieren sollte und aus reiner Langeweile Ausgrabungen durchführte.
Die gemeinsamen Interessen verbanden Carter und Carnarvon. Zwischen den Männern entstand eine enge Freundschaft, und sie träumten einen gemeinsamen Traum: das Grab von Tutanchamun zu finden. 1914 gab Davis, mit dem Carter schon in Theben-West Ausgrabungen durchgeführt hatte, seine Grabungslizenz für das Tal der Könige auf – die beiden Freunde ergriffen die Chance und gruben sich fünf Jahre durch das Gebiet, ohne besondere Funde, die die hohen Kosten gerechtfertigt hätten. Carnarvon war kurz davor, aufzugeben, doch Carter konnte ihn zu einer sechsten und letzten Grabungskampagne überreden. In November 1922 gelang der Durchbruch. Er stieß auf eine vermauerte Türöffnung mit dem Siegel von Tutanchamun.
Lord Carnavon starb 1923 noch während der Grabungsarbeiten. Die Witwe erbte die Lizenz und unterstützte Carter weiter. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Carter, Lady Carnarvon und der ägyptischen Regierung. Schließlich einigte man sich darauf, dass Carter zusammen mit der Lady die Ausgrabungen zu Ende führen konnte, jedoch unter strengen Vorschriften seitens der ägyptischen Regierung. Am Ende gingen sämtliche Funde in das Eigentum der Regierung über; Lady Carnarvon bekam lediglich eine Ausgleichszahlung, von der Carter ein Viertel erhielt.
Erst 1932 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Zu den bekanntesten Fundstücken zählt die goldene Totenmaske des Tutenchamun. Die meisten Stücke befinden sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo, während der Sarkophag und die Mumie des Pharaos im Tal der Könige geblieben sind.
Der Sensationsfund löste den ersten Medienhype seiner Zeit aus und bescherte Carter internationale Anerkennung. Ihm fiel es schwer, mit dieser Berühmtheit umzugehen. Seit seiner Kindheit litt er unter Minderwertigkeitskomplexen und scheute als Autodidakt und Feldforscher ohne ordentliche Universitätsausbildung fachliche Auseinandersetzungen mit studierten Kollegen. Zusammen mit Arthur C. Mace veröffentlichte Carter von 1923 bis 1933 das dreibändige Werk „The tomb of Tut-Ankh-Amen“.
Carter starb am 2. März 1939 in London an einem Hodgkin-Lymphom und wurde auf dem Friedhof von Putney Vale in London beigesetzt. Auf seinem Grabstein finden sich statt seiner Lebensdaten das Datum der Entdeckung des Grabes und der Hinweis, dass er der Entdecker des Grabes von Tutanchamun war.
Viele seiner Unterlagen, Fotografien und Karten gingen an das Griffith Institute der Universität Oxford. Sein Ausgrabungstagebuch, das er akribisch geführt hatte, wird im Ägyptischen Museum in Kairo aufbewahrt.
Es gab immer wieder Mutmaßungen darüber, dass Carter nicht sauber gearbeitet habe. Er soll die exakte Lage des Grabes gekannt haben, bevor es offiziell gefunden wurde. In seinem persönlichen Nachlass, der an seine Nichte Phyllis Walker ging, sollen sich einige Stücke befunden haben, die er möglicherweise aus dem Grab des Pharaos unterschlagen hatte. War er letzten Endes selbst ein Grabräuber? Fest steht, er hat nie Gegenstände aus dem Grab verkauft. Sämtliche Stücke, die er angeblich für sich zurückgehalten haben soll, befinden sich heute in verschiedenen Museen und Ausstellungen.
Howard Carter Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.