Hartmut Mehdorn Lebenslauf
Die am 15. Dezember 2014 veröffentlichte Ankündigung des
zu den bekanntesten deutschen Managern zählenden
Berliners Hartmut Mehdorn, den Vorsitz der
Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB)
abzugeben, sorgte für erhebliches Medieninteresse.
Mehdorn wurde als FBB-Chef insbesondere mit
Fehlentwicklungen des in der Öffentlichkeit als
„Chaosbaustelle“ und „Milliardengrab“ wahrgenommen
Bauprojekts „Flughafen Berlin Brandenburg“ in Verbindung
gebracht.
Hartmut Mehdorn wurde am
31. Juli 1942 in Warschau
geboren. Sein Vater, der Berliner Diplom-
Ingenieur und Spritzguss-Fabrikant Wolfgang Mehdorn,
war damals als Soldat im besetzten Polen stationiert.
Mutter Erika Mehdorn hatte bereits drei Kinder auf die
Welt gebracht und war 1942 hochschwanger zu Besuch in
Warschau gewesen.
1944 flüchtete die Familie Mehdorn vor den alliierten
Bombenangriffen auf Berlin und vor der auf die
Reichshauptstadt anrückenden Roten Armee nach
Oberbayern. Bis 1947 lebten die Mehdorns in der nahe
Eichstätt gelegenen Gemeinde Kipfenberg. Danach folgten
Umzüge nach Karlsruhe, Nürnberg (1949) und schließlich
zurück nach Berlin-Charlottenburg (1953). Hier bestand
Mehdorn 1960 das Abitur. Es folgte ein 1965 erfolgreich
abgeschlossenes Maschinenbau-Studium an der Technischen
Universität Berlin. Der begeisterte Leistungs-Ruderer,
der sogar einmal Berliner Landesmeister im
Jungmann-Zweier wurde, trat während seiner Studentenzeit
der Burschenschaft Frankonia bei.
Nach dem Studienabschluss begann Mehdorn seine Karriere
als Ingenieur in Bremen bei den VFW (Vereinigten
Flugtechnischen Werken) zunächst in der
Planungsabteilung, dann als Assistent des
Betriebsleiters des VFW-Werks Lemwerder. Er wirkte
maßgeblich an der Entwicklung des
Bundeswehr-Standard-Transportflugzeugs Transall C-160
mit. In dieser Zeit meldete er sich freiwillig zur
Bundeswehr, um eine vierwöchige Ausbildung zum
technischen Offizier zu absolvieren. Mehdorn erreichte
den Rang eines Luftwaffen-Hauptmanns der Reserve.
1972 wechselte er als Verantwortlicher für das
Airbus-Programm bei VFW in den zivilen Bereich. Es
folgten Stationen als Werksleiter (1977) und als
Produktionschef (1981) der vier nach der Fusion mit MBB
(Messerschnitt-Bölkow-Blohm) als „MBB-Nordwerke“
bezeichneten ehemaligen VFW-Werke. 1986 stieg Mehdorn in
die MBB-Geschäftsführung auf und war von 1989 bis 1992
Geschäftsführungs-Vorsitzender der Hamburger Airbus
GmbH, deren Anteile zum großen Teil von MBB gehalten
wurden. Seinen 1992 angetretenen Posten im Vorstand der
Münchner DASA (Deutsche Aerospace AG) räumte er drei
Jahre später ohne Abfindung. Vorangegangen war ein von
den Medien aufmerksam beobachteter Streit zwischen ihm
und Vorstandschef Jürgen Schremp. Mehdorn übernahm 1995
als Vorstandsvorsitzender des
Druckmaschinen-Marktführers Heidelberger Druckmaschinen
AG erstmals Verantwortung in einer Branche außerhalb der
Luftfahrt. 1998 wurde er zusätzlich
Vorstandsvorsitzender der RWE AG. In diesen Funktionen
war Mehdorn wirtschaftlich überaus erfolgreich.
1999 übernahm der in der Presse als „Supermanager“
gefeierte Mehdorn auf Drängen von
Bundeskanzler Schröder den Chefposten der Deutschen
Bahn. Sein Modernisierungs-Kurs für die ehemalige
Bundesbahn brachte ihm unter anderem wegen der
Einführung neuer Tarif-Systeme harsche Kritik bei Kunden
und Mitarbeitern ein. In den Jahren 2003 und 2008 führte
seine unnachgiebige Haltung bei Lohnverhandlungen zu
spektakulären Streiks der Bahn-Beschäftigten. Auf der
anderen Seite konnte Mehdorn für 2003 erstmals schwarze
Zahlen für die Bahn bekannt geben. Unter seiner Regie
ging die Bahn an die Börse. Die Bahn wurde bis auf Netz
und Bahnhöfe privatisiert (2007). Die Zahl der
Beschäftigten reduzierte Mehdorn in knapp zehn Jahren
von 350.000 auf etwa 250.000. Erneut herbe Kritik musste
sich Bahnchef Mehdorn ab 2008 wegen des
Mega-Bahnhof-Projekts „Stuttgart 21“ gefallen lassen.
Wegen Vorwürfen in Verbindung mit der Ausspähung von
Mitarbeiten („Datenaffäre“) trat Mehdorn 2009 von seinem
Posten zurück. Er erhielt eine Abfindung von mehr als
vier Millionen Euro.
Nach seiner Bahnzeit war Mehdorn unter anderem als
Unternehmensberater tätig. Von 2011 bis 2013 bekleidete
er den Vorstandsvorsitzenden-Posten bei Air Berlin.
Danach wechselte er im März 2013 für geplant drei Jahre
in die Führungsetage der krisengeschüttelten FBB.
Bereits im Dezember 2014 kündigte er dann allerdings
seinen Rücktritt für spätestens Mitte 2015 an.
Der mit seinen 1,70 m Körpergröße optisch untypisch für
einen Top-Manager bullig-gedrungen wirkende Mehdorn
hatte 1973 die Französin Hélène Vuillequez geheiratet.
Das Paar hat drei Kinder bekommen.