Hannibal Barkas Lebenslauf
Der im kollektiven Bewusstsein der Gegenwart fast
ausschließlich wegen seiner Alpen-Überquerung mit
Elefanten verankerte Karthager Hannibal Barkas hat in
der Neuzeit einen Bekanntheitsgrad erlangt wie kaum eine
andere Persönlichkeit des Altertums. Historikern galt er
bereits in der Antike als der bedeutendste karthagische
Staats- und Militärführer. Leben und Wirken Hannibals
standen im engen Zusammenhang mit dem (Wieder-)Aufstieg
Karthagos zur Großmacht, dem Zweiten Punischen Krieg und
damit verbunden auch mit dem Beginn des endgültigen
Machtverfalls.
Hannibal Barkas gehörte zu einer nach seinem Vater
Hamilkar Barkas (punisch: „Blitz“) als „Barkiden“
benannten Oberschichtfamilie, die zeitweise die
karthagische (punische) Politik dominierte. Hamilkar
Barkas (etwa 270 – 229 v. Chr.) hatte sich in der
Endphase des Ersten Punischen Krieges (264 – 241 v.
Chr.) im Kampf gegen die Römer ausgezeichnet. Zwar
konnte er die kathargische Niederlage nicht verhindern
und hatte als Verhandlungsführer der
militärisch unterlegenen Katharger den massive
Einbußen bedeutenden Friedensvertrag mit Rom akzeptieren
müssen, doch gelang es ihm die schweren Krisen der
Nachkriegszeit zu meistern. Als sein ältester Sohn
Hannibal (punisch: „Baal ist gnädig“) 247 v. Chr. in
Karthago zur Welt kam, hatte das punische Reich sich als
Ersatz für von Rom annektierte Gebiete ein großes
Territorium auf der iberischen Halbinsel erobert und
seine Stellung als mediterrane Hegemonialmacht zumindest
zum Teil wieder erlangt. Nach Hamilkars Schlachtfeld-Tod
konsolidierte sein Schwiegersohn Hasdrubal Karthagos
Machtstellung (Gründung von Carthago Nova = Cartagena)
und teilte Spanien im Ebro-Vertrag (226 v. Chr.) mit Rom
in zwei Einflusssphären auf. Hasdrubal zur Seite standen
Hannibal und dessen Brüder Mago und Hasdrubal Barkas.
Hannibal soll als Kind von seinem Vater auf ewige
Feindschaft gegen das Römerreich eingeschworen worden
sein. Diese Feindschaft prägte sein ganzes Leben. Nach
dem Tod seines Schwagers Hasdrubal (221 v. Chr.)
übernahm der junge Feldherr das Oberkommando über das
karthagische Heer und zeichnete sich in mehreren
Schlachten gegen iberische Volksstämme als
herausragender Stratege und Taktiker aus.
Aus nicht vollkommen geklärten Motiven verletzte Rom den
Ebro-Vertrag 218 v. Chr. und löste damit den Zweiten
Punischen Krieg aus. Um einen Vorstoß der mit ihrer
überlegenen Flotte das Meer beherrschenden römischen
Macht in das punischen Kernland in Nordafrika
zuvorzukommen, plante Hannibal offensiv durch
Nordspanien und Südfrankreich zu marschieren, die Alpen
zu überqueren und dann aus der Po-Ebene heraus gegen die
Stadt Rom vorzugehen. Mit seinem zum größten Teil aus
libyschen und numidischen Söldnern bestehenden Heer
drang Hannibal in ständigen Kämpfen gegen lokale
keltische Volksstämme bis an die Savoyer Alpen vor. Der
genaue Ablauf der frühwinterlichen Querung, insbesondere
der genaue Ort der 218 v. Chr. benutzten Passes, blieb
strittig. Auch ist die genaue Stärke seiner Truppen
nicht abschließend geklärt. Von den 25.000 bis 50.000
Fußsoldaten und 6.000 bis 12.000 Reitern, mit denen
Hannibal seinen Feldzug begonnen hatte, dürften etwa die
Hälfte die Po-Ebene erreicht haben. Zum Heer gehörten
auch Kriegselefanten. Diese vor allem psychologisch hoch
effiziente Waffe soll nach antiken Quellen anfänglich 37
Tiere umfasst haben. Dabei dürfte es sich wahrscheinlich
um im damals noch teilweise bewaldeten Nordafrika
heimische, im Verhältnis zu anderen Elefantenarten
relativ kleine Waldelefanten gehandelt haben. Zwar
sollen lediglich sieben der Kolosse die Alpen überlebt
habe, sie haben aber zum Erfolg der karthagischen
Truppen in den ersten Gefechten gegen römische Legionen
und Hilfstruppen nicht unwesentlich beigetragen.
Im Jahr 216 v. Chr. wollte Hannibal Rom, das von dem zum
Diktator ernannten Fabius Maximus (etwa 275 – 203 v.
Chr.) geführt wurde, beim südostitalienischen Ort Cannae
zur Entscheidungsschlacht zwingen. Die von den Konsuln
Paullus und Varro bei Cannae befehligten Truppen waren
mit etwa 85.000 Mann dem Hannibal-Heer zahlenmäßig um
das Doppelte überlegen. Fehler auf der römischen
Führungsebene, aber vor allem die Feldherrenkunst von
Hannibal ließen diese numerische Übermacht bedeutungslos
werden. In Manövern, die Cannae zum Paradebeispiel einer
Umfassungsschlacht werden ließ, umkesselte Hannibal das
gegnerische Heer und metzelte es fast vollständig
nieder. Etwa 70.000 gefallene und gefangene Römer und
Verbündete standen Verluste der Karthager und ihrer
keltischen Verbündeten von etwa 6.000 Mann gegenüber.
Hannibal konnte diesen beispiellosen militärischen Sieg
aber nicht kriegsentscheidend
ausnutzen. Zwar fielen
einige Verbündete von Rom ab, doch gelang es Fabius
Maximus, dessen zunächst abfällig gemeinter Beinamen „Cunctator“
(= „Zögerer“) zum Ehrennamen wurde, Hannibal durch
ausweichende Taktik zunehmend zu zermürben und einer
letzten großen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen.
Nachdem römische Truppen die karthagischen Verbände in
Spanien geschlagen hatten und in Nordafrika der
Numidier-Fürst Massinissa sich Rom angeschlossen hatte,
musste der ungeschlagene Hannibal Italien verlassen, um
das Kernland zu schützen. Nahe Karthago kam es 202 v.
Chr. bei Zama zur Entscheidungsschlacht gegen den
römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio Africanus
(235 – 183 v. Chr.). Die zahlenmäßig unterlegenen Römer
brachten Hannibal eine schwere Niederlage bei. Der Krieg
war verloren und Karthago musste 201 v. Chr. einen
Friedensvertrag unterzeichnen, durch den es zu einem
Satelliten-Staat Roms degradiert wurde.
Der weiterhin bei der Bevölkerung populäre Hannibal
setzte gegen wachsende Gegnerschaft in Senat und Adel
innen- und wirtschaftspolitische Reformen durch. Auch
ging er hart gegen Korruption vor. Karthago erholte sich
aufgrund dieser Reformen wirtschaftlich erstaunlich
schnell. Doch den innenpolitischen Gegnern Hannibals
gelang es, ihn als Verschwörer gegen Rom zu verleumden
und ihn 195 v. Chr. zur Flucht ins von König Antiochos
III. regierte Seleukiden-Reich zu zwingen. Hier erhielt
er im Kampf gegen Rom einen Kommandeursposten. 190 v.
Chr. zog Hannibal nach der Niederlage von Antiochos
gegen Rom nach Bithynien (Nordwest-Kleinasien), wo er
wieder als Militär tätig wurde. 183 v. Chr. beugte sich
der König von Bithynien dem römischen Druck, Hannibal
auszuliefern. Hannibal kam der Auslieferung voraus: In
Libyssa (heute: Gebze) am Marmara-Meer nahm er sich das
Leben.
Noch für Generationen wurden römische Kinder mit dem
Ausspruch „Hannibal ante portas!“ erschreckt und zur
Ordnung gerufen.
Hannibal Barkas
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