Biografie Günter Wallraff Lebenslauf

Günter Wallraff wurde in Deutschland als Enthüllungs-Journalist durch zahlreiche Reportagen bekannt. Bei seinen investigativen Recherchen schlüpft er in verschiedene Rollen und deckt so skandalöse Arbeitsverhältnisse, rassistische Verhaltensweisen oder unseriöse Berichterstattung der Medien auf.
Am 1. Oktober 1942 wurde der Sohn eines Ford-Arbeiters in Burscheid bei Köln geboren. Er absolvierte das Gymnasium bis zur Erreichung der Mittleren Reife und erlernte dann den Beruf des Buchhändlers. Bereits in seiner Schulzeit war er mit einem Neffen des Schriftstellers Heinrich Böll befreundet, dem er seine selbst verfassten Gedichte schickte. Als Kriegsdienstverweigerer hatte Wallraff mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis er schließlich für „nicht verwendungsfähig“ anerkannt wurde. Von 1963 – 1965 arbeitete er in verschiedenen Betrieben und begann, sich gewerkschaftlich zu engagieren. Aus seinen Erlebnissen verfasste er ein Buch mit Reportagen aus deutschen Industriebetrieben, das veröffentlicht wurde. Nach einigen Jahren bei den Zeitungen und Zeitschriften „Hamburger Morgenpost“, „pardon“ und „konkret“ begann er seine verdeckt durchgeführten Recherchen.
1969 erschien sein Buch „13 unerwünschte Reportagen“, in denen er seine Erlebnisse als Obdachloser, Alkoholiker oder Student auf Wohnungssuche niederschrieb. Einige bewegte Jahre folgten, in denen Wallraff sich in Griechenland politisch betätigte und dort auch inhaftiert war.
Der große Durchbruch kam 1977 mit dem Buch „Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war“, das sofort zum Bestseller avancierte. Wallraff hatte dreieinhalb Monate lang in der Hannoverschen Redaktion des Boulevardblattes „Bildzeitung“ unter dem Namen Hans Esser gearbeitet. Die dort betriebene Art des Nachrichtenmachens prangerte er in seinem Buch an. Fortsetzungen folgten unter den Namen „Zeugen der Anklage“ und „Das Bildhandbuch“. Mehrere Klagen des Springer-Verlages wiesen die befassten Gerichte zurück und verboten lediglich persönliche Äußerungen einiger Bildredakteure.
1983 schlüpfte Wallraff in die Rolle des türkischen Gastarbeiters „Ali Levent Sinirlioğlu“ und arbeitete unter diesem Namen unerkannt in Großbetrieben wie MacDonalds und Thyssen. Die dabei entdeckten Mängel der Arbeitssicherheit und der Umgangston gegenüber dem vermeintlichen Gastarbeiter beschrieb Wallraff mit einigen Mitautoren in dem Buch „Ganz unten“.
Neben verschiedenen politischen Aktionen in Israel und Syrien recherchierte der Journalist immer wieder in verschiedenen Rollen Missstände bei Firmen. Unter anderem arbeitete Wallraff als Bäcker in einer Großbäckerei und beschrieb die dort unzumutbaren, gesundheitsgefährdenden Verhältnisse und die miserable Bezahlung der Mitarbeiter. Als Obdachloser untersuchte er die teilweise unmenschlichen Verhältnisse in deutschen Obdachlosenheimen.
Der Vater mehrerer Töchter ist in dritter Ehe verheiratet. Seine erste Frau war eine Nichte des Schriftstellers Heinrich Böll, der ihn viele Jahre unterstützt hat. Vorwürfe, Wallraff sei ein Stasi-Spitzel gewesen, konnten nicht bewiesen werden. Berichte wegen Verletzung des Urheberrechts durch einen Mitautor ließ der Autor zahlreicher Bücher unbeantwortet.
Günter Wallraff hat sich den größten Teil seines Lebens gegen Missstände und Ungerechtigkeiten zur Wehr gesetzt. Zahlreiche Aufdeckungen sind nur dank seiner unüblichen Recherchen an die Öffentlichkeit gelangt.

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