Freiherr von Eichendorff Lebenslauf
Joseph Karl Benedikt Freiherr von
Eichendorff wurde am
10. März 1788 auf dem
oberschlesischen Schloss Lubowitz als Sohn eines
preußischen Offiziers von schlesischem katholischem
Adel geboren. Bereits als Kind verfasste er kleine
Berichte über seine Eindrücke bei Reisen nach Prag
und Karlsbad.
Seit seinem dreizehnten Lebensjahr führte er
regelmäßig Tagebuch. Inspiriert durch die antike
Mythologie und durch Ritterromane unternahm er
selbst einige umfangreichere schriftstellerische
Versuche. Während des Jurastudiums, das er gemeinsam
mit seinem Bruder Wilhelm absolvierte, freundete er
sich 1807 in Heidelberg mit dem Dichter Otto von
Loeben, auch bekannt als Isidorus Orientalis, an,
der seinerseits sehr von Novalis und den Brüdern
Schlegel beeinflusst war. Diese künstlerischen
Vorbilder, in deren Schaffen vor allem ein starker
Bezug zur Natur, zur antiken Geisteswelt und zu
mittelalterlich-christlicher Mystik von zentraler
Bedeutung waren, wirkten sich nachhaltig auf
Eichendorff aus.
Ab Ende 1809 setzte er sein Studium in Berlin fort,
wo auch Johann Gottlieb Fichte Vorlesungen hielt.
Hier begegnete er weiteren Dichtern der beginnenden
Romantik wie Kleist, Brentano oder Arnim.
Inzwischen befand sich das elterliche Gut in
ernsthaften ökonomischen Schwierigkeiten, die später
dazu führten, dass die Familie sich davon trennen
musste. Eichendorff plante, zum Bestreiten seines
Lebensunterhaltes in den Staatsdienst einzutreten.
Doch 1811 begannen die Befreiungskriege gegen
Napoleon, und so schloss er sich nach seiner
Referendarprüfung dem Lützowschen Freikorps an.
Auch nach dem Friedensschluss gelang es ihm nicht,
eine Anstellung zu finden. Neidhardt von Gneisenau
vermittelte ihm 1815 eine Sekretärsstelle bei der
preußischen Militärverwaltung. Er heiratete Luise
von Larisch und vollendete seinen Roman "Ahnung und
Gegenwart". In einen ersten Konflikt mit der
preußischen Obrigkeit geriet der gläubige Katholik
Eichendorff, als er mittels Niederlegung seines
Amtes gegen die Verhaftung eines Erzbischofs
protestierte. Doch schon 1816 hatten sich die Wogen
geglättet, und er konnte sich als
Regierungsreferendar in Breslau niederlassen. Hier
entstand die Erzählung "Das Marmorbild".
Es folgte eine auch in der eher kärglichen Bezahlung
recht normale preußische Beamtenkarriere. Nach
einigen Jahren als katholischer Schulrat in Danzig
wurde er 1824 nach Königsberg versetzt, wo er zwei
Jahre später neben einer Reihe von Gedichten sein
Hauptwerk "Aus dem Leben eines Taugenichts"
veröffentlichte, das als krönender Abschluss der
romantischen deutschen Literatur gilt.
Nachdem er mehrfach vergeblich um seine Versetzung
gebeten hatte, konnte er 1831 im Zuge einer
Umstrukturierung der Verwaltung zum
Kultusministerium in Berlin wechseln. Zehn Jahre
später wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt.
Sein schriftstellerisches Wirken und die eingehende
Beschäftigung mit barocker spanischer Literatur,
wobei er sich auf Calderon konzentrierte, halfen ihm
in all diesen Jahren, den trockenen, äußerst
prosaischen Behördenalltag zu kompensieren.
1843 erkrankte er schwer. Die freie Zeit nutzte er,
um eine Abhandlung über die Wiederherstellung der
Marienburg, bei welcher er selbst zeitweise
mitgewirkt hatte, zu beginnen. Im Jahr darauf kam es
zu Meinungsverschiedenheiten mit einem neuen
Vorgesetzten, die auch mit Eichendorffs katholischem
Bekenntnis zusammenhingen, wegen derer er -
offiziell aus gesundheitlichen Gründen - vorzeitig
in den Ruhestand ging. Von nun an arbeitete er als
Publizist. Neben einer umfangreichen "Geschichte der
neueren romantischen Poesie in Deutschland" fertigte
er eine Calderon-Übersetzung. Weitere
literaturhistorische Abhandlungen, die auch
religiöse Aspekte einbezogen, folgten.
Nach dem Tod seiner Frau zog er 1855 zu seiner
Tochter nach Neisse. Dort erlag er am 26. November
1857 den Folgen einer Erkältung.