Caligula Lebenslauf
Der Name „Caligula“ steht für
Tyrannentum und Cäsarenwahn. Und tatsächlich galt
Caligula als blutrünstiger Despot, der sich nicht
scheute, sein Lieblingspferd „Incitatus“ zum Konsul zu
ernennen, da er begeisterter Anhänger von Wagenrennen
und Gladiatorenkämpfen war. Diese dienten zur damaligen
Zeit zur Beschwichtigung der Volksmassen, weshalb man
noch heute von „Brot und Spielen“ spricht. Der
Geschichte nach fütterte Caligula sein Pferd mit
Goldkörnern, schenkte ihm eine Villa und stellte
Hauspersonal an, damit sein Pferd gebührend umsorgt
wurde und Gäste, darunter hohe Würdenträger, empfangen
konnte. Das überlieferte Bild von Gaius Caesar, dem
Kaiser Caligula, spricht von einem wahnsinnigen
Herrscher, dessen dreijährige, also kurze Regierungszeit
kaum große Taten zuließ.
Geboren wurde Caligula in Antium am 31. August 12 als
Gaius Caesar Augustus Germanicus. Seine Mutter war
Agrippa die Ältere. Er war der Sohn des Germanicus, der
wiederum der Neffe des Kaisers Tiberius war. Der Name
Caligula bedeutet „Soldatenstiefelchen“ und steht für
die Fußbekleidung der römischen Legionäre.
Schon sehr früh verlor der junge Gaius Caesar seine
Mutter und durch die Seianischen Hochverratsprozesse
auch zwei seiner Brüder. In seiner Jugend erlebte er die
Intrigen des vom Ehrgeiz zerfressenen Seianus, der die
Thronfolge der Erben des Tiberius verhindern wollte.
Gerade die Freundschaft zu Tiberius sicherte dem jungen
Gaius die Thronfolge. Nach dem Tod Seianus war der
Präfekt Macro für einen reibungslosen Ablauf der
Thronfolge verantwortlich, daher wurde der ebenfalls
geeignete Gemellus ermordet.
Caligulas Äußeres galt als blass, mit eingefallenen
Schläfen, tiefliegenden Augen, breiter Stirn und eher
dünnem Haarwuchs. Als er am 28. März 37 zum Thronfolger
ernannt wurde, wurde der Machtwechsel vom Volk begrüßt.
Tiberius behandelte sein Volk durch übertriebene
Sparmaßnahmen schlecht. Mit dem neuen Herrscher kam
Hoffnung auf und neues Vertrauen.
Caligula sorgte in seiner ersten Amtshandlung zunächst
dafür, dass die Asche seiner Mutter und seines Bruders
ins Mausoleum des Augustus überführt wurde. Er ernannte
seinen Onkel Claudius zum Konsul, seine Großmutter
Antonia genoss einen höheren Status. Doch das familiäre
Einvernehmen zerfiel schon
bald. Als die Großmutter
starb, gab es Gerüchte darüber, Caligula hätte sie in
den Selbstmord getrieben.
Durch das Ende der Hochverratsprozesse konnte das Volk
zunächst tatsächlich aufatmen. Die Steuern wurden
gesenkt, Gardisten und Bürger erhielten durch ihren
Kaiser Zuwendungen.
Die ersten Anzeichen für den Wahn Caligulas zeigten sich
im Jahr 37, als er sehr krank wurde. Man munkelte von
einem schweren Nervenzusammenbruch oder von
epileptischen Anfällen. Er soll Panikattacken gehabt, an
Schlaflosigkeit gelitten haben und daher von Albträumen
geplagt in seinem Palast umhergirrt sein.
Als bald darauf seine Lieblingsschwester Drusilla
verstarb, versuchte er Trost auf einer Reise nach
Sizilien und Campanien zu finden. Seine bisher größte
Stütze Macro trieb er in den Tod.
Caligula war insgesamt mit vier Frauen verheiratet. Die
Ehen galten als unglücklich. Die erste Frau, Iunai
Claudia, verstarb im Kindbett, die zweite, Livia
Orestilla, holte Caligula sich an ihrem Hochzeitstag mit
einem anderen und zwang sie, ihn zu heiraten. Nach zwei
Monaten hatte er sie satt, ließ sich scheiden und
heiratete die dritte Frau, Lollia Paulina, die er
ebenfalls schnell wieder verließ. Mit der vierten Frau,
Milania Caesionia, bekam er eine Tochter, die er nach
seiner Schwester benannte.
Als Caligula einen anerkannten Stadthalter in den
Selbstmord zwang, wurden die Senatoren Roms unruhig.
Auch drohte der Kaiser damit, die Hochverratsprozesse
wieder einzuführen, die bei allen unangenehme
Erinnerungen weckten. Um die Massen zu beschwichtigen,
sorgte Caligula großzügig für die Aufführung
öffentlicher Spiele, wobei ihm das Wagenrennen besonders
am Herzen lag. Aber auch die Gladiatorenkämpfe waren
Genuss für den Herrscher, bei denen er seinen Sarkasmus
und seine Grausamkeit ausleben konnte. Die bekanntesten
überlieferten Spiele waren die von Baiae im Sommer 39.
Für die Eröffnung wurden Handelsschiffe beschlagnahmt
oder gebaut, um die Bucht von Neapel zu überbrücken.
Über die Pontobrücke wurde eine zweispurige Straße
gelegt, samt aller Häuser und Rastplätze.
Zu dieser Zeit sprach Gaius davon, sein Pferd „Incitatus“
zum Konsul ernennen zu wollen und brachte es in einer
der luxuriösesten Gegend unter. Auch liebte Caligula
Reisen in edelsteinbesetzten Prunkbooten oder schlürfte
in Essig aufgelöste Perlen.
Es war kein Wunder, dass das durch die Sparmaßnahmen des
Tiberius hinterlassene Vermögen schnell schrumpfte.
Schon erhob Gaius die Steuern, selbst Bordelle waren
betroffen. Die Beziehungen zu seinen
Senatoren kühlten
merklich ab. Caligula scheute sich nicht, den Senat der
Mittäterschaft von Hinrichtungen zu bezichtigen, die
unter Tiberius stattgefunden hatten. Er jagte zwei
seiner Konsuls wegen angeblichem Landesverrat aus ihren
Ämtern. Bald suchte man nach einem Weg, den Kaiser aus
dem Weg zu schaffen. An der Verschwörung waren u. a.
auch seine beiden Schwestern beteiligt, die auf die
Pontischen Inseln verbannt wurden. Caligula eignete sich
ihr Vermögen an.
Sein Eroberungsfeldzug gegen Britannien scheiterte.
Frustriert kam Caligula nach Rom zurück, säte weiterhin
Zwietracht zwischen seinen Senatoren, die er dann in
ihrer Auseinandersetzung heimlich beobachtete. In seinem
Größenwahn ließ er sich mehrere Tempel und Denkmäler
errichten und als Gott verehren, was in Rom weder
Tradition noch gerne gesehen war.
Als er erneut Senatoren hinrichten ließ, planten Cassius
Chaerea und Cornelius Sabinus, zwei wichtige Offiziere,
seinen Tod. Zunächst wollte man ihn vergiften, doch der
Kaiser klagte über eine Magenverstimmung und weigerte
sich, etwas zu sich zu nehmen. Schließlich wurde er am
24. Januar 41 in einem Korridor seines Palastes von
Chaerea und Sabinus erdolcht. Andere Verschwörer
versetzten dem Kaiser noch dreißig weitere Stiche. Seine
Tochter und seine letzte Frau wurden am selben Tag
ermordet.
Nach dieser vom Wahnsinn geprägten Herrschaft war es
schwer, den Namen Galigula zu vergessen. Viele
Überlieferungen wurden systematisch vernichtet, so dass
die geschichtlichen Tatsachen nur schwer wieder
rekonstruiert werden konnten. Caligula war der Prototyp
des Cäsarenwahns und Vorgänger von ähnlichen Tyrannen
wie Commodus oder Nero.
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