Bram Stoker Lebenslauf

Mit dem Namen des anglo-irischen Schriftstellers Bram Stoker ist untrennbar der Name der Titelfigur seines wichtigsten literarischen Werkes verknüpft: Dracula.
Abraham Stoker, kurz „Bram“ genannt, wurde am 8. November 1847 in Clontarf, einem heute als Stadtviertel Fairview zur irischen Hauptstadt Dublin gehörenden Vorort geboren. Seine Familie war eine angesehene protestantische Mittelschichtfamilie. Stokers gleichnamiger Vater (1799-1876) arbeitete als Beamter der im „Dublin Castle“ residierenden Zentralverwaltung der britischen Krone, zu der zu Stokers Lebzeiten noch ganz Irland gehörte. Mutter Charlotte Mathilda Blake Thornley (1818 -1901) konnte auf eine beachtliche Ahnentafel mit in der irischen Geschichte wichtigen Akteuren verweisen.
Bram Stoker, der sechs Geschwister hatte, litt in seinen ersten sechs Lebensjahren an einer nicht eindeutig zu diagnostizierenden Krankheit, die es ihm unmöglich machte, ohne Hilfe zu gehen oder zu stehen. Das Leiden, bei dem es sich möglicherweise um eine wachstumshormonell bedingte Nervenstörung gehandelt haben könnte, verschwand in Stokers achtem Lebensjahr. Die Erfahrung, die Stoker in seiner Kindheit machen musste, hat ihn nach Ansicht einiger Biographen für die Themen Tod und Wiederauferstehung im besonderen Maße sensibilisiert. Auch dürften die oft düsteren und mystischen irischen Sagen, die ihm seine Mutter am Krankenbett erzählt hatte, Stokers Phantasie nachhaltig angeregt haben. Der zur Überraschung der behandelnden Ärzte genesende Stoker entwickelte sich zu einem ausgesprochen vitalen Kraftpaket. Stoker, der von 1864 bis 1870 am berühmten Dubliner „Trinity College“ neben Mathematik und Physik auch Literatur und Geschichte studierte, galt in seinen Studentenjahren als einer der besten Sportler seiner Universität.
Nach dem Studium, das er mit Auszeichnung („Mathematics, B.A.“) abschloss, erhielt er durch Vermittlung seines Vaters einen Posten in der Justizverwaltung. Die Beamtentätigkeit im „Dublin Castle“ befriedigte Stoker aber nicht. Seine Liebe gehörte der Literatur und dem Theater und so schrieb er als Nebenbeschäftigung regelmäßig Theaterkritiken. Dieses Interesse an der Bühne sowie sein relativ gehobener sozialer Status ließen ihn rasch in gesellschaftlichen Kontakt mit Schauspielern und Autoren kommen. Eine besonders enge Beziehung verband ihn mit dem Theaterstar Henry Irving (1838 - 1905).
Nachdem Stoker 1878 die schöne Obristentochter Florence Balcombe (1858 – 1937), die er aus Clontarf kannte und die zeitweise von Oscar Wilde angeschwärmt worden war, geheiratet hatte, gab er seine Beamtenstellung auf. Das Ehepaar, das 1879 Sohn Irving Noel (gestorben 1961) bekam, zog nach London, wo Stoker als Geschäftsführer von Irvings „Lyceum Theatre“ arbeitete. Daneben begleitete er Irving oft als Sekretär auf dessen Tourneen im Ausland und lernte dadurch weite Teile der Welt kennen.
1890 begegnete Stoker auf einer dieser Reisens dem ungarischen Professor Armim Vambery. Vambery fazinierte ihn mit der unheimlichen Geschichte vom untoten Herrscher Vlad Draculea, der als Vampir in seiner Heimat Transsylvanien Menschen das Blut raubte und sie so selbst zu Untoten machte. Als historisches Vorbild des Schauer-Fürsten diente der für seine Brutalität berüchtigte, walachische Regionalfürst Vlad der Pfähler (1431-1476).
Stoker recherchierte sieben Jahre lang für den Schauer-Roman „Dracula“, der 1897 erschien. Im damals zum ungarischen Reichsteil von Österreich-Ungarn gehörenden Siebenbürgen (Transsylvanien), einem Schauplatz des „Dracula“-Romans, war Stoker allerdings nie gewesen. Stoker nutzte bei seinem ursprünglich 541 Seiten starken Roman den Kunstgriff, fiktive Tage- und Logbucheintragungen, Fahrpläne und Briefe zur Schilderung seiner spätviktorianischen Ur-„Gothic Novel“ und schuf so den Eindruck von pseudo-dokumentarischer Authentizität.
Stoker erzählte in seinem Roman die Geschichte von dem Immobilen-Anwalt Jonathan Harker, der als Berater nach Siebenbürgen auf das Schloss von Graf Dracula gereist war. Harker entdeckte, dass es sich beim blassen, spitzzähnigen Grafen um einen Vampir handelte und konnte schließlich mit Mühe entkommen. Graf Dracula gelangte später in einem Sarg auf dem Seeweg nach London, wo er und sein Gefolge begannen, Londons Bevölkerung blutzapfend zu dezimieren. Mit Hilfe des charismatischen Experten van Helsing konnte Harker nach vielen Abenteuern schließlich Dracula stellen und töten.
Am 20. April 1912 ist Stoker 64jährig, möglicherweise an den Folgen mehrerer Schlaganfälle, in London gestorben. Außer „Dracula“ hat Stoker neben zahlreichen Kurzgeschichten und einigen Sachbüchern elf weitere Romane, zumeist Krimis und Horrorgeschichten, geschrieben, die aber nicht den Bekanntheitsgrad von „Dracula“ erreicht haben. Den erst in den Jahren nach Stokers Tod anlaufenden Welterfolg seines legendären Vampir-Romans, der einen regelrechten Mythos begründete, hat der Autor nicht mehr erleben können. Es wurden mehr als 1000 Adaptionen und Variationen des Dracula-Themas geschrieben sowie seit 1922 etwa 100 Dracula-Kino- und TV-Filme produziert.
Bram Stoker Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.