Augustus – Der erste Kaiser des Römischen Reiches

Er regierte das Römische Reich mehr als vier Jahrzehnte als Alleinherrscher, ging als erster römischer Kaiser in die Geschichte ein und ist den Historikern der heutigen Zeit immer noch ein Rätsel – Augustus. Die historische Fachwelt sieht in Augustus zwei Seiten einer charismatischen Persönlichkeit. Einerseits war er ein junger, ehrgeiziger und skrupelloser Politiker, der vor kaum einer Grausamkeit zurückschreckte, wenn es darum ging, Macht auszuüben. Andererseits ging er als Machthaber durch seine Klugheit in die Geschichte ein, die er zu nutzen wusste, um eine neue und beständige Staatsordnung zu schaffen, denn die römische Republik war zum Zeitpunkt seines Regierungsantritts durch 100 Jahre Bürgerkrieg zerrüttet.
Augustus, der ursprünglich Gaius Octavius hieß, war der Haupterbe seines berühmten Großonkels Gaius Iulius Caesar (100 v. Chr.-44 v. Chr.) und bekam vom römischen Senat später, am 16. Januar 27 v. Chr., den Ehrennamen Augustus – der Erhabene – verliehen.
Geboren wurde Augustus als Gaius Octavius am 23. September 63 v. Chr. in Rom als Sohn des Politikers Gaius Octavius (wohl 101 v. Chr., evtl. etwas früher-59 oder 58 v. Chr.) und dessen Frau Atia, die Ältere (geb.?-zweites Halbjahr 43 v. Chr.), die die Nichte von Gaius Iulius Caesar war. Octavian und seine Schwester Octavia (um 69 v. Chr.-11 v. Chr.) gehörten dem niederen, plebejischen Landadel an, dem Equites, wie der römische Ritterstand genannt wurde. Octavius war der erste in seiner Familie, die mehr als 100 Jahre zurückreichte, der den Cursus honorum (Beamtenlaufbahn) einschlug, dann in den Senat aufstieg und 61 v. Chr. bis zur Praetur (höheres Amt) gelangte. Seine Laufbahn ging so weit, dass er Regierungsvollmachten wahrnahm.
Im Januar des Jahres 27 v. Chr. wurde mit einem mehrtägigen Staatsakt der Ausnahmezustand des Bürgerkrieges, der in Rom herrschte, offiziell beendet. Die alte Ordnung der Republik war aber nur formal wiederhergestellt worden, denn letztendlich war eine neue, monarchische Ordnung errichtet worden, bei der nur die Fassade einen republikanischen Anstrich hatte.
Als der kluge, ehrgeizige und auch machtbesessene Octavius im Jahr 27 v. Chr. feierlich verkündete, dass die Republik gewissermaßen wieder hergestellt sei und sich den Namen „Erster Bürger“ (princeps) gab, dauerte es nicht lange und der Senat gab ihm seine Unterstützung und volle Akzeptanz. Die Republik, die angeblich wieder hergestellt war, hatte Octavius in Wirklichkeit als Alleinherrscher im Griff. Ihm war es in den vorangegangen Jahren gelungen, drei große Aufgaben zu bewältigen: Der Staat wurde neu aufgebaut, das römische Reich wurde nach innen und außen gesichert und vor allem regelte er in weiser Voraussicht die Nachfolge, damit sein Werk über seinen Tod hinaus bestehen konnte.
Der Konsul und Feldherr Lucius Munatius Plancus (87 v. Chr.-15 n. Chr.) unterbreitete dem Senat den Vorschlag, dass Octavius, dem „Ersten Bürger“, der Ehrentitel AUGUSTUS verliehen werden sollte, was auf Deutsch „der Erhabene“ bedeutete. So geschah es am 16. Januar 27 v. Chr. und durch diesem Ehrentitel ergab sich dann der vollständiger Name – Imperator Caesar Divi filius Augustus. Aus dem ehrgeizigen und aufstrebenden Octavius war somit der erste Kaiser des römischen Reiches geworden und er ging als Kaiser Augustus in die Geschichte ein.
Zugleich begründete Augustus mit dem Beginn seiner 41-jährigen Herrschaft als Kaiser auch den Beginn einer neuen Epoche in der römischen Geschichte.
Da er auch den inneren Frieden sicherte nach einem Jahrhundert Römischer Bürgerkriege, wurde die Zeit seiner Herrschaft nach „Pax Augusta“ genannt – „Augusteischer Frieden“. Es war die Zeit der julisch-claudischen Kaiserdynastie angebrochen. Die Wiederherstellung der Republik, die er nach außen hin angeblich betrieb, war letztendlich nichts anderes als die Bildung einer Monarchie. Augustus schuf das Prinzipat. Typisch für seine Herrschaftszeit waren Eroberungskriege, die sich im Innern des Landes als Friedensphase auswirkten. Dass im Land Ruhe einkehrte, lag auch daran, dass Augustus weniger Soldaten hielt. Große Teile seines Heeres entließ er, fand sie mit Geldgeschenken und Landbesitz ab, so dass sie ihrem Kaiser die Treue hielten und jederzeit wieder für ihn zum Kampf bereit gewesen waren.
Unter der Herrschaft von Augustus bekamen Moral und „gute Sitten“ einen besonders hohen Stellenwert. Der Kaiser ließ nicht nur Ehebruch hart bestrafen, sondern auch Kinderlosigkeit. Zu seinen Verdiensten gehörten aber auch Bauwerke, die heute noch große Achtung erfahren. Er ließ Aquädukte bauen, errichtete Tempel und Theater, sorgte dafür, dass die Menschen seines Reiches einen selbstverständlichen Zugang zu Hygiene durch Bäder und Thermen pflegten.
Für seine Nachfolge hatte er dafür gesorgt, dass sein Neffe Marcellus die Kaisertochter Julia ehelichte. Als dieser viel zu früh verstarb, wurde Agrippa der nächste Ehemann von Augustus’ Tochter. Auch dieser starb viel zu früh, hinterließ dem Kaiser jedoch drei Enkelkinder. Da aber die beiden älteren Enkelsöhne zu jung für die Thronfolge waren, zwang Augustus seinen Stiefsohn, die Ehe mit Julia einzugehen. Da die beiden Enkelsöhne inzwischen ebenfalls gestorben waren, blieb für die Thronnachfolge nur Tiberius übrig. Im Jahr 4 n. Chr. adoptierte Augustus dann seinen Stiefsohn Tiberius und sicherte damit die Nachfolge auf dem kaiserlichen Thron, verlieh ihm aber erst im Jahr 13 n. Chr. die prokunsularischen Befugnisse. Das machte Tiberius dann zum einzig möglichen Nachfolger.
Als Augustus im Sommer des Jahres 14 n. Chr. eine Reise nach Benevent über Capri unternahm, erkrankte er während seines Capri-Aufenthaltes an Diarrhoe. Er ließ sich dann noch auf das Festland nach Nola bei Neapel bringen.
Am 19. August 14 n. Chr. verstarb Augustus in den Armen seiner Frau Livia und in Anwesenheit zahlreichen Würdenträger.
Der Leichnam des Kaisers wurde in Rom auf dem Marfeld verbrannt. Seine Asche wurde in dem prunkvollen Augustusmausoleum beigesetzt. Der Kaiser hatte es zuvor für sich und seine Familie erbauen lassen. Der tote Kaiser wurde offiziell zum Staatsgott erklärt. Diesem Kult des „Divus Augustus“ wurde ein Tempel geweiht.